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Geschichten vom Wolf und Grotifanten

Sieben Ex-Fortunen und ihre besondere Story

Foto: Horstmüller

von Tobias Kemberg

Im vierten und (vorerst) letzten Teil der Sportstadt-Spurensuche geht es um ehemalige Fortuna-Profis und ihre besonderen Leistungen oder Anekdoten. Ereignet haben sich diese in den Dritt- und Viertligajahren zwischen 2002 und 2009.

Ganiyu Shittu
Am 3. März 2002 trug sich der Stürmer aus Nigeria in die Geschichtsbücher der Fortuna ein. 21.000 Zuschauer erlebten das letzte Fußballspiel im altehrwürdigen Rheinstadion, bevor es im Herbst 2002 abgerissen wurde. Das Spiel gegen Rot-Weiß Essen endete mit einem 1:1-Unentschieden. Für Ganiyu Shittu (siehe Foto oben), der in 93 Spielen 20 Tore schoss, unter anderem im April 2000 beim 4:0 in Pirmasens sogar ein Viererpack, war der historische Moment in der 81. Spielminute sein vorletzter Treffer im Dress der Fortuna. Nach dem Abstieg zog es ihn zum 1.FC Vöcklabruck nach Österreich. Der letzte Platzverweis in der Betonschüssel blieb übrigens auch einem Düsseldorfer vorbehalten: Goran Vucic flog in jener Begegnung sechs Minuten vor dem Abpfiff mit der Gelb-Roten Karte vom Platz.

Anthony Roche
Massimo Morales attestierte ihm einen „Killerinstinkt“. Doch eine erfolgreiche Zeit verbrachte der Australier in Düsseldorf nicht. „General Manager“ Thomas Berthold eiste Anthony Roche von den Brisbane Strickers los. Der Stürmer absolvierte während der Saison 2003/04 in der Oberliga Nordrhein aber nur zwölf Einsätze für die Fortuna, blieb ohne Tor und spielte nur zwei Mal über 90 Minuten. Im Sommer 2004 wechselte Roche zum englischen Drittligisten Yeovil Town. Jahre später erklärte der Angreifer in einem Interview, er wäre in Deutschland mit dem Klima nicht zurechtgekommen. Außerdem habe er sich gewundert, warum er als Stürmer aufgeboten wurde, schließlich sei er Verteidiger gewesen.

Gustav Policella
Die Geschichtsbücher mit dem Titel „Rheinstadion“ waren längst in den Archiven verstaut. Im Spätsommer 2004 war eine neue Zeit angebrochen. Am 10. September fand erstmals ein Fußballspiel in der neu gebauten MERKUR SPIEL-ARENA statt, die am Tage der Eröffnung LTU-Arena hieß. Die Fortuna empfing Union Berlin, der erste Torschütze im neuen Zuhause der Rot-Weißen hieß Gustav Policellla. 38.123 Zuschauer erlebten, wie der Stürmer nach 19 Minuten zum 1:0 traf. Mariano Pasini (50.) erzielte mit einem direkt verwandelten Freistoß den 2:0-Endstand. Policella verließ die Fortuna am Saisonende, nach 27 Pflichtspielen, in denen ihm acht Tore gelangen. 2010 beendete der Stürmer seine aktive Karriere.

Carsten Nulle
Fortunas Auftritte bei Niederrheinpokalspielen in der Krefelder Grotenburg sorgten in den Dritt- und Viertligazeiten stets für Brisanz und Besonderes. Im Achtelfinale am 29. September 2004 war es aber gar nicht das Spiel an sich, das für Aufsehen sorgte. Die Stimmung war schon vor und während der Begegnung aufgeheizt, die Düsseldorfer gewannen durch einen Treffer von Abwehrspieler Victor Bocchio mit 1:0. Im Anschluss kam es zum Eklat zwischen Fortuna-Torhüter Carsten Nulle und dem Maskottchen des KFC Uerdingen, dem von Andreas Bosheck verkörperten Grotifanten. Infolge eines Wortgefechts gab Nulle dem Maskottchen etwas auf den Rüssel. Der Torhüter äußerte sich auch Jahre später nie konkret zu dem Vorfall, genoss aber fortan Kult-Status bei den Fortuna-Anhängern als der Spieler, der den oftmals etwas provozierend auftretenden Grotifanten in die Schranken wies. Zwischen 2004 und 2006 bestritt Nulle 29 Pflichtspiele für die Fortuna, seine Karriere beendete er 2015.

Foto: Horstmüller

Denis Wolf
18.035 Zuschauer erlebten am 3. März 2007 ein einseitiges Fußballspiel zwischen der Fortuna und Dynamo Dresden in der Regionalliga Nord. Doch trotz eines gefühlten Torschussverhältnisses von 40:1 liegt die Mannschaft von Norbert Meier bis zur 90. Spielminute mit 0:1 zurück. Dann nimmt der Fortuna-Trainer Jörg Albertz vom Platz und bringt Denis Wolf (Foto). Der Stürmer, der später 15 Länderspiele für die Philippinen absolvieren sollte, köpft nach einem Eckball in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 1:1 ein. Legendär macht diesen Fortuna-Moment vor allem der Radiokommentar von Antenne-Düsseldorf-Reporter Oliver Bendt: „Mein Gott, hätte mich das angekotzt, wenn die Dresdner dieses Spiel hier gewonnen hätten. Das wäre so unverdient gewesen.“ Am Ende der Saison verließ Wolf den Klub, für den er in 58 Spielen sieben Tore schoss. Bis zuletzt spielte er noch für seinen Jugendverein Germania Grasdorf in Hannover.

Hamza Cakir
13 Jahre musste die Fortuna auf einen Sieg beim Saisonauftakt warten. Am ersten Spieltag 2007/08 endete diese unglückliche Serie. Durch ein Kopfballtor von Verteidiger Hamza Cakir setzten sich die Düsseldorfer mit 1:0 bei Union Berlin durch und durften erstmals seit einem 2:1 in Saarbrücken (1994) zum Start jubeln – auch dank Torhüter Michael Melka, der kurz vor Schluss einen Elfmeter der Gastgeber parierte. Der gebürtige Kölner Cakir trug von 2004 bis 2010 in insgesamt 151 Pflichtspielen das Trikot der Fortuna, verließ den Verein dann in Richtung Türkei und kehrte 2013 noch einmal als Spieler für die U23 zu den Rot-Weißen zurück. Aktuell ist der 35-Jährige vereinslos.

Michael Melka
Fünf Gegentore hingenommen, trotzdem eine gute Leistung abgeliefert und im „Kicker“ die Note 2 erhalten – solche Spiele erleben Torhüter nicht jede Woche. Die Drittligabegegnung zwischen Eintracht Braunschweig und der Fortuna am 10. Mai 2009 war allerdings extrem ungewöhnlich. Düsseldorfs Torhüter Michael Melka hielt zwei Strafstöße (22., 42.), musste einen weiteren passieren lassen und insgesamt fünf Mal den Ball aus dem Netz holen. Trotzdem hatte er großen Anteil daran, dass die Fortuna zumindest einen wertvollen Punkt im Aufstiegsrennen mit nach Hause nahm. Nach 90 turbulenten Minuten mit insgesamt vier Elfmetern und neun Gelben Karten trennten sich beide Teams mit einem 5:5-Unentschieden. Drei Spieltage später stieg die Fortuna auf – weil sie einen Zähler mehr auf dem Konto hatte als der SC Paderborn. Auch dank Melka, der von 2007 bis 2011 in 98 Pflichtspielen für die Düsseldorfer zwischen den Pfosten stand.

Hier geht es zu Teil eins der Serie mit den in Düsseldorf geborenen Fußballern.
Hier geht es zu Teil zwei der Serie mit den Ex-Fortuna-Kickern in ausländischen Topligen.
Hier geht es zu Teil drei der Serie mit den Ex-Fortuna-Kickern in unterklassigen Ligen.

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