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Fortunen verlieren nie den Glauben

So gewinnt man auch gegen ein besseres Team

Foto: Wolff

von Norbert Krings

Wenn Bayern München nicht beteiligt ist, bleibt der Sport Fußball ein relativ unberechenbarer Sport. So war es auch am Freitagabend, als Fortuna Düsseldorf den SV Darmstadt 98 mit 3:2 bezwungen hat. Das glücklichere Team hat über die bessere Mannschaft triumphiert.

„Ich stehe im Mittelkreis, schaue auf die Anzeigetafel und kann nicht glauben, dass da 3:2 für den Gegner steht“, sagte Darmstadts Kapitän Fabian Holland nach den merkwürdigen 94 Minuten in der MERKUR SPIEL-ARENA. „Das ist absoluter Wahnsinn. Selbst, wenn wir hier mit einem Unentschieden nach Hause gefahren wären, hätten wir auf der Heimfahrt sehr enttäuscht im Bus gesessen.“ Die Spieler des SV Darmstadt waren fassungslos nach dem 2:3 in Düsseldorf. Ex-Fortune Markus Anfang, Trainer der Lilien, hatte seine Mannschaft sogar über die gesamte Spielzeit als das dominierende Team gesehen. „Wir waren im ganzen Spiel deutlich besser als die Fortuna“, sagte er. Doch am Ende triumphierte das Team, das über viereinhalb Kilometer mehr gelaufen war als die Gäste.

„Es stimmt, die Darmstädter haben uns viel laufen lassen, und natürlich ist der Sieg als glücklich zu bezeichnen“, sagte Fortunas (Kunst-)Torschütze zum 1:1, Rouwen Hennings, der aus seiner einzigen Möglichkeit das Beste herausholte. „Aber wir haben auch nie aufgegeben und immer an unsere Möglichkeit geglaubt.“

Verletzungs-Unterbrechung spielt Rösler in die Karten

Dabei hätten die Fortunen schon nach zehn Minuten mit 0:2 zurückliegen müssen. „Die Jungs waren unglaublich nervös“, sagte Fortunas Trainer Uwe Rösler, der nicht damit gerechnet hatte, dass sein Team mit der gewählten Taktik nicht zurechtkommen würde. Die Dreierkette und die Absicherung auf links davor mit Tony Pledl passte überhaupt nicht. Bei beiden Großchancen hatte der Ex-Ingolstädter gepennt. Dann kam eine Verletzungs-Unterbrechung von Florian Kastenmeier wie gerufen und war offenbar nicht ganz zufällig. Der Trainer rief seine Feldspieler an die Seitenlinie und fortan lief es mit Viererkette besser, obwohl Matze Zimmermann, Andre Hoffmann, Christoph Klarer und Luka Krajnc keinesfalls ihren besten Tag erwischt hatten. Immerhin kam der Bundesliga-Absteiger ohne Gegentor bei einer einzigen eigenen Halbchance in die Pause.

Trotz der Einwechslungen wurde es auch nach der Pause nicht besser. Wie man eine nervöse und unerfahrene Abwehrkette ausspielt, zeigten dann die Darmstädter bei ihrem Führungstreffer. „Serdar Dursun ist so erfahren, dass er eine Unaufmerksamkeit von Christoph (Klarer) nutzte und den Ball ins Tor zirkelte. Das war eine wichtige Lektion für unseren jungen Verteidiger“, erklärte Uwe Rösler, der zwar mit dem 4-4-2-System seiner Elf mehr Sicherheit gegeben hatte, aber immer noch unnötige Laufwege, Ballverluste und wenig Erbauliches auf dem Weg in die Offensive sah. „Allerdings kann ich mich nur bei meiner Mannschaft bedanken für die unglaubliche Mentalität“, sagte Fortunas Trainer, der sich freute, wie Shinta Appelkamp vor dem Freistoß zum 1:1 den Ball eroberte und unwiderstehlich auf das Tor der Gäste zulief. „Das zeigt den Charakter der Mannschaft, dass wir immer wieder zurückkommen und zuhause mit 13 von 15 Punkten eine tolle Bilanz haben“, sagte Appelkamp.

„Darmstadt kassiert auch viele Tore, das wussten wir.“

Doch der nächste Rückschlag und Elfmeter Nummer sieben folgte. „Zwar hat Kelvin Ofori schon viel gelernt, aber da muss er sich deutlich cleverer anstellen“, kommentierte Uwe Rösler die dumme Aktion des Talentes, als Ofori Darmstadts Kapitän Fabian Holland im Strafraum foulte. Der Kopf ging bei keinem Spieler runter, alle schienen noch an etwas zu glauben. Überlegte Aktionen oder Kombinationen gab es nicht. Aber die Moral war noch da und eben der Glauben. „Wir wussten, dass Darmstadt viele Tore erzielt, aber auch viele kassiert“, sagte der Trainer, der sich sehr freute, dass drei seiner Offensivspieler jeweils einen Treffer erzielten. Und dass er an Kenan Karaman festgehalten hatte, belohnte dieser mit seinem Kopfball-Heber über Darmstadt Torhüter zum 2:2.

In ein, zwei Wochen fragt kein Mensch mehr, wie dieser Sieg zustande gekommen ist. Nur die Darmstädter Spieler werden ihren Albtraum vielleicht nicht so schnell ablegen können.

Dawid Kownacki hat Fortuna erneut zum Sieg geschossen. Foto: Wolff

„Das Spiel wird meinen Spielern in den kommenden Partien helfen. Auch deshalb war dieser Erfolg für uns Gold wert“, erklärte Uwe Rösler in der Zuversicht, dass am kommenden Sonntag auch der Auswärtsfluch in Karlsruhe erstmals ernsthaft gebrochen werden könnte.

Zum Abschluss kommt noch Fortunas Siegtorschütze zu Wort, der nach dem entscheidenden Joker-Tor beim 1:0 gegen Würzburg im ersten Heimspiel erneut drei Punkte sichern konnte: „Ich persönlich bin froh, wieder die Chance in der Schlussphase erhalten zu haben“, erklärte Dawid Kownacki. „Und natürlich freut es mich, dass ich der Mannschaft durch mein Tor helfen konnte.“ Der Pole hat nicht nur der Mannschaft, sondern auch dem Trainer und dem Verein geholfen…

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