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Fortuna übernehmen Sie – ein unmöglicher Auftrag

Alles andere als eine Niederlage gegen St. Pauli wäre ein Erfolg

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Großartig anders als die Ausgangssituation vor eine Woche ist die Lage für Fortuna Düsseldorf vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli nicht. In Darmstadt hat kaum jemand mit einem Erfolg gerechnet, und der FC St. Pauli kommt am Samstagabend als klarer Favorit in die MERKUR Spiel-Arena zum Topspiel der Woche am 17. Spieltag. Was denkt der Trainer vor dieser Aufgabe und welche Möglichkeiten hat Christian Preußer, um den Gegner genauso zu überraschen wie die Darmstädter beim 3:1-Erfolg vergangene Woche.

Christian Preußer zur Stimmungs-Lage: „Wenn man Spiele gewinnt, ist die Stimmung in der Trainingswoche danach ein bisschen anders ist, als wenn man länger nicht gewonnen hat. Die Mannschaft ist sehr fokussiert auf das Spiel. Die Stimmung ist gelöst, aber nicht zu euphorisch. Dazu gibt es auch keinen Grund. Selbstvertrauen haben wir schon mitgenommen, und es gibt keine schönere Aufgabe, als sich jetzt gegen den Tabellenführer auch zu beweisen. Wir wollen nicht sagen, dass wir über den Berg sind, sondern wir sind mitten im Entwicklungsprozess und wollen die Sachen mitnehmen, die wir gut gemacht haben.“
Bewertung: Die Stimmung ist sicherlich besser, aber ein Sieg macht noch keine Topform. Eine gewisse Unsicherheit wird noch bei den Spielern in Köpfen sein, weil sie selber nicht wissen, ob sie das in Darmstadt gezeigte Spiel so noch einmal umsetzen können. 

Preußer zur personellen Lage: „Shinta Appelkamp ist im Aufbau, da wissen wir nicht genau, ob wir ihn schon dazunehmen. Von Anfang an wird er jedenfalls nicht spielen. Jamil Siebert hatte am Donnerstag die 14-tägige Quarantäne beendet. Phil Sieben und Matthias Zimmermann können vielleicht am Montag wieder einsteigen.“
Bewertung: Adam Bodzek wird der Fortuna sicherlich fehlen, und das ist nur durch Leidenschaft und große Laufstärke auszugleichen. Ein halber Appelkamp kann nicht helfen und es wäre wohl auch ein Risiko, diesen eher verletzungsanfälligen Spieler zu früh ins Rennen zu schicken.

Christian Preußer lässt sich die Systemfraqge noch offen. Foto: Kenny Beele

Preußer zum Plan für das St. Pauli-Spiel:Wir wollen die Leistung des Darmstadt-Spiels bestätigen. Wir hatte es schon ein paar Mal, dass wir robuste Stürmer verteidigen mussten. Es wird eine Aufgabe sein, Guido Burgstaller zu neutralisieren. Aber es ist nicht nur dieser Spieler, sondern Pauli hat eine sehr ausgewogene Mannschaft, die einfach gut ist. Wir müssen in erster Linie dagegenhalten, was in Darmstadt gut funktioniert hat.“
Bewertung: Wenn sich die Fortunen zu sehr auf Burgstaller konzentrieren, könnte das dem spielstarken Gegner in die Karten spielen, weil dieser dann in der Lage ist, Lücken oder Überzahlsituationen in andern Bereichen zu nutzen.

Preußer zur Systemfrage:Wir wissen es noch nicht genau, ob wir wieder eine Dreierkette aufbieten oder wieder mit Viererkette spielen. Da Adam (Bodzek) ausfällt, sind diese Überlegungen noch nicht abgeschlossen. Es gibt Spieler, die in einem System mit Dreierkette besser aufgehoben sind als andere. Leo Koutris hat zum Beispiel davon profitiert und es gut gemacht.“
Bewertung: Mit einer Dreierkette hatte Preußer in Darmstadt Erfolg und es ist eigentlich sein bevorzugtes System. Ob die Verdichtung der Abwehrzentrale auch gegen St. Pauli sinnvoll ist, erscheint eher fraglich, weil dieser Gegner sehr gut variieren kann und dann vermehrt das Spiel über die Flügel suchen wird oder blitzschnelle Konter nach Ballgewinnen fahren wird. In diesem Spiel ist die Systemfrage nicht so entscheidend. Fortuna kann nur über Leidenschaft und Kampf Vorteile erringen.

Preußer zur größeren Ballsicherheit: „Es stimmt, das war in Darmstadt auffällig. Es ist aber für mich wichtig, das nicht auf das System zu reduzieren. Man kann diese Ballsicherheit auch mit einer Viererkette zeigen. Es hat etwas mit der Laufbewegung ohne Ball zu tun. Da waren wir gut. Die Systematik hat schon geholfen, weil wir in ein paar Zonen mehr Spieler hatten.“
Bewertung: Die Chance ist sehr groß, dass Fortuna wieder mit Dreierkette und drei Mittelfeldspielern agieren wird. Das System ist laufintensiv, unterstützt aber die Stärken von Marcel Sobottka, Ao Tanaka und Kuba Piotrowski. Das Freilaufen gegen St. Pauli wird sehr wichtig sein, weil die Hanseaten in der Lage sind, jeden Fehlpass bitter zu bestrafen.

Adam Bodzek wird der Fortuna fehlen. Foto: Kenny Beele

Preußer zum Ersatzmann von Adam Bodzek: „Zunächst muss die Systemfrage beantwortet sein. Davon ist abhängig, wer reinrückt. Es gibt mehrere Überlegungen. Es könnten bei einer Dreierkette Spieler in die Kette rücken, die sonst im zentralen Mittelfeld zuhause sind oder auch Dragos Nedelcu könnte in Frage kommen. Ich will das noch nicht verraten.“
Bewertung: Niemand im Fortuna-Kader wird und kann die Rolle des Kapitäns eins-zu-eins übernehmen. Das hat man direkt nach seiner erzwungenen Auswechslung in Darmstadt gesehen. Es müssen mehrere Spieler diese Rolle gemeinsam übernehmen, um der Abwehr die nötige Kompaktheit zu verleihen.

Preußer zur Torhüter-Frage: „Die Entscheidung ist bereits gefallen, Raphael Wolf wird im Tor stehen. Wir haben uns entschieden, weil Florian (Kastenmeier) erst gerade aus der Quarantäne zurückgekommen ist und nur wenig Trainingseinheiten seitdem hatte. Er braucht jetzt noch mal Trainings-Rhythmus. Ob Flo dann auf der Bank sitzen wird, ist auch noch offen.“
Bewertung: Alles andere als das Vertrauen in Wolf für das Pauli-Spiel wäre für den Torhüter einer Demontage gleichgekommen. Ob Wolf dann sogar noch länger im Tor stehen wird, kommt ganz auf die Leistung im Spiel gegen die Hamburger an.

Preußer zum Gegner St. Pauli: „Das ist die beste Mannschaft der Liga, und das sieht man nicht nur an der Tabelle, sondern auch an der Art und Weise, wie sie spielt und auftritt. Sie werden mit großer individuellen Stärke und Offensivpower wahrgenommen. Sie verteidigen aber auch extrem gut. Das ist für St. Pauli die Basis, und auch sie müssen für den Erfolg hart arbeiten. Das ist ein sehr flexibles und gut strukturiertes Team. Und ich weiß, dass keine Mannschaft eine andere in der 2. Liga unterschätzt. Das werden auch die Hamburger nicht bei uns tun.“
Bewertung: Es ist eine erneute Herausforderung für Fortuna, gegen diesen Gegner zu bestehen. Doch dazu muss Fortuna einen sehr guten Tag erwischen, und die Paulianer sollten keinen Spaß an ihrem Spiel entwickeln. Sonst wird es gnadenlos.

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