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Fortuna muss die Talfahrt stoppen

Pokalaufgabe wird zum Charaktertest

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

KOMMENTAR Fortuna Düsseldorf hat mehr als nur eine tolle Heimserie verspielt. Das 0:1 gegen Nürnberg war eine Offenbarung der Schwächen einer Mannschaft, die noch nicht so weit ist, um die ganz großen Ziele, die in den Hinterköpfen der Macher herumschwirren, zu erreichen. Ist die Mannschaft nicht gut genug besetzt, um einigermaßen konstant und über eine komplette Saison erfolgreich zu sein? Der recht gute Start ist inzwischen verspielt, der Zug nach oben abgefahren. Jetzt heißt es, Fortuna muss sich stabilisieren, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen.

Fortuna hat das Spiel gegen Nürnberg nicht verloren, weil der Gegner so stark war. Dann könne man einen verdienten Erfolg auch anerkennen, meinte Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune. Doch seine Mannschaft hatte es dem Gegner trotz 67 Prozent Ballbesitz und einer deutlich höheren Passquote viel zu leicht gemacht, die Angriffe abzuwehren. Es fehlte die Frische, der Schwung, der Mut und die Ideen, ein fränkisches Abwehr-Bollwerk zu erstürmen oder auszuspielen.

Der Club hatte sich das Spiel und die Niederlage der Fortuna in Darmstadt offensichtlich genau angesehen. Die Mitte hatten die Gäste dicht gemacht, über die Außen kam bei Fortuna dann erneut zu wenig. Es gab dann noch Flanken von außen, – vor allem in der Schlussphase – aber das Timing stimmte nicht und war wenig durchdacht. Die deutlich höhere Konzentration auf Distanzschüsse wurde konterkariert durch Abschlüsse, die in den Situationen überhaupt nicht passten oder eindfach nur Alibi waren, überhaupt zum Torschuss zu kommen.

Den Angreifern fehlte jegliche Torgefahr, und das offensive Mittelfeld war zeitweise total abgetaucht oder fand weder Raum noch Anspielgelegenheiten. Spielerisch war das viel zu wenig, aber vor allem fehlte diesmal das Herzblut, die 100prozentige Hingabe. Niemand war in der Lage, auch nur halbwegs an die Leistungen der vorherigen Heimspiele heranzukommen.

Diesmal nicht in guter Form: Shinta Appelkamp. Foto: Kenny Beele

Dass der Trainer ausgerechnet jetzt auf die große Personalnot nachdrücklich aufmerksam machte, zeigt auch, wie hilflos Daniel Thioune derzeit ist und sich die fehlende Frische und die hilflosen Angriffsversuche nicht anders erklären kann. Dass dann auch noch einem der besten und zuverlässigsten Spieler wie Tim Oberdorf der entscheidende Fehler passiert, ist zusätzlich eine bittere Note, die der ganzen Mannschaft wehtat. Denn nach einem 0:0 hätte wohl niemand so viel Frust empfunden, wie es nach dieser unnötigen Niederlage nun der Fall war.

Die nächsten Spiele werden zum Charaktertest für die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf. Das Erreichen der dritten Runde im DFB-Pokal ist für den Verein ein wirtschaftlich wichtiger Faktor. Das müssen die Spieler wissen und in Regensburg am Mittwoch gegen alle Widrigkeiten ankämpfen sowie über ihren eigenen Schatten springen. Dieses Spiel ist aber auch sehr wichtig für das Selbstvertrauen der Spieler und den weiteren Verlauf der Saison. Schon jetzt alle Ziele fahren zu lassen und sich dem Schicksal ergeben, wäre fatal.

Die Wende zum Positiven muss jetzt kommen. Das erwarten die Fans von ihrer Mannschaft und dem Trainer, dem sie so viel Vertrauen schenken. Thioune muss jetzt den Hebel finden. Das gilt sowohl für ihn als Motivator, den er zum Ende der vergangenen Saison so ideal verkörperte, als auch für die Taktik. Er muss endlich eine ideale Spielweise für sein Team finden, mit der es die Mannschaft schafft, daheim und auswärts gleichermaßen zu bestehen. Es ist Potenzial im Team. Die Verletzungen und die Personalnot machen die Aufgabe für den Trainer nicht leicht, aber auch nicht unmöglich, wenn man sieht, wer ihm derzeit zur Verfügung steht. In Regensburg sollte die Wende eingeleitet werden. Die folgenden Auswärtsspiele in Karlsruhe und Kiel werden nicht leichter, wenn es jetzt zum Pokal-Aus kommen sollte. Spätestens jetzt müssen alle Fortunen wissen, worum es geht und mehr Energie entwickeln.

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