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Fortuna lässt zwei Punkte in Berlin liegen

Thioune Team lädt die Hertha zu zwei Toren ein

Elfmeter verschossen - Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf ist über ein 2:2 bei Hertha BSC Berlin nicht hinausgekommen. Zwei dicke Fehler ermöglichten dem Gastgeber zweimla die Führung. Fortuna hätte sogar durch einen zweiten Foulelfmeter noch mit 3:2 in Führung gehen können und ließ auch in der Schlussphase den Sieg liegen. Es war nach dem Tod von Hertha-Präsident ein besonderes Fußballspiel, dass sehr durch die Emotionen vor dem Anpfiff geprägt waren.

Daniel Thioune hatte sich mangels größerer Alternativen in der Abwehr für die erwartete Viererkette mit Tim Oberdorf auf der rechten Seite, Andre Hoffmann sowie Jordy de Wijs in der Zentrale und Emma Iyoha auf links entschieden. Vor Yannik Engelhardt standen Ao Tanaka und anstelle von Shinta Appelkamp sollte Isak Johannesson die Außen und die Spitze Vincent Vermeij einsetzen. Für Felix Klaus spielte der schnelle Jona Niemiec auf der rechten Seite, Christos Tzolis sollte wie gewohnt auf der linken Seite für Wirbel sorgen.

Die Berliner mussten bekanntermaßen auf die Offensivspieler Florian Niederlechner, Fabian Reese und Gustav Christensen verzichten, von den Dardai-Söhnen saßen Pal und Marlon zunächst auf der Bank. Dafür konnte Kapitän Toni Leistner spielen. Die Atmosphäre war gedrückt, auf die gewohnten Abläufe vor einem Zweitligaspiel hatte Hertha nach dem Tod von Präsident Kay Bernstein verständlicherweise verzichtet. In Gedenken stimmten die Berliner in das Lied „Nur nach Hause gehen wir nicht“ und lauschten dann andächtig den bewegenden Worten kurz vor dem Anpfiff.

So dauerte es auch ein wenig, bis die Mannschaften auf dem Rasen richtig in Schwung kamen, da auch die Stimmung im Stadion eine ganz andere war, als bei jedem anderen Spiel in dieser Saison für beide Mannschaften. Mit kleineren Unsicherheiten bei Andre Hoffmann begann die Partie, ohne dass die Berliner daraus Kapital schlagen konnten. Danach stabilisierte sich aber das Spiel des Fortuna-Kapitäns. Die Gastgeber hatten nach acht Minuten ihren ersten Abschluss, Derry Scherhant traf aber mit seinem Schuss auf einen aufmerksamen Florian Kastenmeier im Tor der Fortunen.

Abwehrschnitzer erleichtern den Berlinern beide Treffer

Ein interessantes Duell gab es auf der rechten Angriffsseite der Gäste, weil dort Jona Niemiec und Ex-Fortune Michal Karbownik sich nichts schenkten. Ansonsten tat sich in der ersten Viertelstunde durch eine vorsichtige Spielweise auf beiden Seiten relativ wenig. Der Ball war jedenfalls nicht mit großem Tempo unterwegs, was für beide Spielhälften galt. Zudem landete der Ball ständig spätestens beim dritten Pass dank hoher Ungenauigkeit im Spiel beider Teams beim Gegner. Fortuna spielte ohne Risiko und musste dann doch den Rückstand nach einer halben Stunde hinnehmen. Haris Tabakovic profitierte aber von dem Unvermögen der Gäste, den Ball früher zu klären. Erst verlor Tim Oberdorf ein Laufduell, dann konnten gleich drei Gästespieler den Ball nicht klären, wovon Tabakovic mit seinem schönen Schuss in die lange Ecke zum 1:0 profitierte (30. Minute).

Es ist aus Fortuna-Sicht schon fast Tradition, dass die Mannschaft einem Rückstand hinterherlaufen muss, wobei das Spiel von dem Tor profitierte und ein wenig ansprechender für die 40.100 Zuschauer wurde. Der Pfostenschuss von Herthas Mittelstürmer Tabakovic hätte bereits das 2:0 für die bis dahin etwas bessere Mannschaft bedeuten können. Doch nach Tabakovics Pech gab es endlich mal einen ordentlichen Angriff der Düsseldorfer. Tzolis konnte flanken. Und obwohl der Ball zunächst abgewehrt werden konnte, behielt Isak Johannesson die Übersicht und schlenzte den Ball punktgenau in die rechte untere Torecke zum 1:1-Ausgleich.

Doch statt mit dem Remis in die Pause zu gehen, gab Florian Kastenmeier die Vorlage zur erneuten Führung der Gastgeber. Fortunas Keeper spielte Derry Scherhant so genau in die Füße, dass der nur noch ein paar Schritte machen musste, um den Ball zum 2:1 aus 17 Metern zu versenken. So einen Lapsus hatte sich Kastenmeier bereits in einem der Trainingslager-Testspiele, beim 6:2 gegen Dordrecht, geleistet. So verschwand er auch schuldbewusst als Erster in den Katakomben nach dem Pausenpfiff. Wer ihn kennt, weiß, wie sehr er sich über diesen Patzer ärgerte, den er sich gegen nach dem Ausgleich kurz geschockte Berliner geleistet hatte.

Emmanuel Iyoha setzt sich hier gegen Marten Winkler durch. Foto: Imago

Umstellungen gab es zu Beginn der zweiten Hälfte nicht, aber das Spiel der Fortuna musste schnelle und damit auch besser werden, um die bis dahin kaum geforderte Berliner Abwehr unter Druck zu setzen. Das gelang recht schnell, als Jona Niemiec im Strafraum nach einem Sprint nur noch durch ein Foul gestoppt werden konnte. Christos Tzolis verwandelte den Strafstoß sicher zum 2:2 (50.). Besser hätte die Fortuna den zweiten Abschnitt kaum beginnen können, und Daniel Thioune forderte sein Team auf, weiter dranzubleiben.

Das machte die Fortuna tatsächlich. Wieder gelang es Niemiec seinen Gegenspieler zu düpieren. Er stibitzte Kempf im Berliner Strafraum den Ball ab und wurde von ihm gefoult. Tzolis trippelte beim fälligen Elfmeter an und verzog diesmal den Ball am linken Pfosten vorbei. So konnte er die große Chance zur ersten Führung der Gäste nicht nutzen. Hertha reagierte, Pal Dardai nahm den gelb-rot-gefährdeten Kempf vom Platz und wechselte zudem noch Smail Prevlljak aus und bracht Marlon Dardai sowie den Ex-Fortunen Aymen Barkok.

Das 3:2 wollte für die Fortuna einfach nicht mehr fallen

Die Gäste blieben die spielbestimmende Mannschaft und sie begannen deutlich früher mit dem Pressing. Und auch die Berliner waren nicht die Sichersten in ihrem Spiel. Fortuna drängte jetzt auf die Führung gegen nur noch auf Konter setzende Gastgeber. Doch der siegbringende Treffer gelang auch Tzolis gegen immer müder werdende Berliner nicht, der aus ähnlicher Position wie Tabakovic beim 1:0 den Ball nach einer schönen Kombination am langen Eck vorbeischoss (90.).

Statistik:
Hertha BSC:
Ernst – Zeefuik, Leistner (72. Gechter), Kempf (59. M.Dardai), Karbownik – Klemens, Bouchalakis (72. Hussein) – Winkler (80. P. Dardai), Prevljak (59. Barkok), Scherhant – Tabakovic
Fortuna: Kastenmeier – Oberdorf, Hoffmann, de Wijs, Iyioha – Engelhardt – Niemiec (80. Jastrzembski), Tanaka, Johannesson, Tzolis – Vermeij (85, Daferner)
Kader Fortuna: Niemczycki – Uchino, Appelkamp, Daferner, Suso, Gavory, King Manu, Klaus
Schiedsrichter: Robert Kampka (Schornbach / Note: 3, hatte keinerlei Probleme mit dem Spiel und entschied zweimal richtig auf Elfmeter. Er hätte Kempf nach seinem zweiten Elfmeter-Foul eventuell auch gelb-rot geben können)
Zuschauer: 42.902
Tore: 0:1 (30.) Tabakovic, 1:1 (42.) Johannesson, 2:1 (45.) Scherhant
Gelbe Karten: Zeefuik, Bouchalakis, Kempf, Leistner, Klemens / Engelhardt (8.)
Beste Spieler: Tanaka, Engelhardt / Tabakovic, Klemens
Spielnote: 3
Besonderheit des Spiels: Der zweite Elfmeter von Christos Tzolis. Da war sich der Grieche offensichtlich zu sicher. Das hätte Fortuna auf die Siegerstraße bringen können. Aber eigentlich hatte er genug Selbstvertrauen nach dem cool verwandelten ersten Strafstoß.
Spielfazit: Fortuna machte es sich selbst schwer. Ein Abwehr- und ein Torwartfehler brachten den Berlinern indirekt die Tore. Die zweite Hälfte gehörte Fortuna, die unbedingt noch mehr auf Sieg hätte spielen müssen.

Noten der Fortunen: Kastenmeier 4 – Oberdorf 3,5, Hoffmann 4, de Wijs 3, Iyoha 3 – Engelhardt 2,5 – Niemiec 2,5, Tanaka 2,5, Johanesson 3, Tzolis 3 –  Vermeij 4

Reaktionen:
„Wir möchten den Fortuna-Fans danken, dass sie bei diesem besonderen Spiel Empathie gezeigt und sich insgesamt angesichts der Umstände großartig verhalten haben.“
Torsten Jörn-Klein, Aufsichtsratsboss von Hertha BSC

„Es war schwer für uns, gegen einen gutstehenden Gegner etwas auszurichten. Wir haben den Gegner eingleaden zu den Toren. Es sah von außen wohl anders aus, als es für uns war. Wir haben eine gute Reakltion gezeigt. Nach dem Wechsel haben wir ein richtig gutes Spiel gezeigt, auf dem wir aufbauen können. Es ist schade, dass wir nicht drei Punkte mitgenommen haben, wir hatten genug Chancen. Was ich noch sagen möchte, unsere Fans waren überragend.“
Yannik Engelhardt, Mittelfeldspieler der Fortuna

„Ich ärgere mich außerordentlich über diese beiden blöden Fehler, die den Gegner zweimla in Führung gebracht haben. Trotzdem können wir etwas für die nächsten Aufgaben mitnehmen. Vielleicht klappt es ja zweimal gegen St. Pauli, dass wir endlich mal wieder zu Null spielen.“
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna

„Es war eine sehr bewegende Schweigeminute. Für alle in der Hertha-Familie war es ein schwerer Moment. Teilweise hat sich die Stimmung auf das Spielfeld übertragen. Das Spiel plätscherte so dahin. Was dann alles leichter gemacht hat, war das erste Tor. Ärgerlich war das 1:2 kurz vor der Pause. Nach der Pause haben wir die Ordnung geändert und ein gutes Spiel gemacht. Das sind die zwei Gesichter der Mannschaft. Als gefühlter kleiner Sieger, was die Feldvorteile angeht, hätten wir auch mit drei Punkten nach Hause fahren können.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„In der ersten Hälfte haben wir wie aus dem Lehrbuch gespielt. Wir hätten mit einem 2:0 in die Pause gehen müssen. In der zweiten Hälfte haben wir undiszipliniert gespielt. Da hätten die Fortunen auch drei Punkte mitnehmen können. Fußball ist Fußball, da können wir die Fehler nicht entschuldigen. Ich bin aber stolz auf das Team, weil es angesichts der Umstände ein gutes Spiel gezeigt hat.“
Pal Dardai, Trainer der Hertha

„Es war schon sehr emotional, die Stille im Stadion ist man nicht gewöhnt. Und das ist auch nicht schön. Letztlich haben wir es dann geschafft. Ich kann jetzt viele Ausreden liefern. Die einzige Erklärung ist, ich habe den Ball nicht richtig getroffen. Das darf mir nicht passieren.“
Florian Kastenmeier, Torwart der Fortuna

„Es war uns bewusst, dass es eine andere Stimmung als sonst wird. Wir mussten es so annehmen. Am Ende des Tages ist es wichtig, dass wir das Spiel nicht verloren haben. Wir fahren mit einem lachenden und weinenden Auge nach Hause, weil wir uns auch so kleine Momente erlauben, die uns das Spiel erschweren. Hertha hat das sehr gut ausgenutzt.“
Emmanuel Iyoha, Allroundspieler der Fortuna

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