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Fortuna ist noch nicht reif genug

Das Hinrundenfazit fällt durchwachsen aus

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Die Vereinsführung und der Trainer von Fortuna Düsseldorf waren äußerst vorsichtig – und vielleicht auch bewusst zurückhaltend, als vor dem Start im Sommer über die Saisonziele gesprochen wurde. Das Wort Aufstieg kam keinem der Protagonisten über die Lippen. Und auch die Spieler hielten sich zurück mit vollmundigen Aussagen über das erwartete Abschneiden in der laufenden Saison. Schließlich verständigte man sich auf Drängen der Medien und der Fans darauf, das Ziel auszugeben, einen Platz unter den ersten Sechs in der Tabelle anzustreben.

Zur Hälfte der Spielzeit steht die Fortuna auf Platz sieben. Einerseits hat die Mannschaft einige Punkte leichtfertig liegen gelassen sowie andere unglücklich verloren. Diese Platzierung ermöglicht kein euphorisches Fazit nach 17 Spielen. Sieben Spiele wurden verloren – eine bittere Bilanz, vor allem wenn darüber philosophiert wird, dass in den Spielen in Sandhausen, Heidenheim, Hannover und zuhause gegen Nürnberg sowie Kaiserslautern, deutlich mehr herausspringen musste. Das heißt, ergebnistechnisch hat sich die Mannschaft von Daniel Thioune deutlich unter ihren Möglichkeiten präsentiert. Es sind bereits sieben Punkte Differenz zu Platz drei, acht zu Platz zwei.

Die Gründe sind vielschichtig. Die verständnisvollen Fans weisen in diesem Zusammenhang zuerst auf das Verletzungspech hin, das der Fortuna in dieser Hinrunde übel mitgespielt hat. Zeitweise standen sieben vermeintliche Stammspieler krank oder verletzt Daniel Thioune nicht zur Verfügung. Wenn erfahrene Profis wie Daniel Ginczek, Andre Hoffmann, Rouwen Hennings und Jordy de Wijs nicht spielen können, ist das definitiv ein Problem. Auch Nicolas Gavory und Ao Tanaka sind wichtige Teile im Personalpuzzle der Fortuna, die dem Trainer oft nicht zur Verfügung standen. Konkurrenzkampf und die Möglichkeit, personell zu variieren, haben darunter deutlich gelitten. Zudem spielt auch die sich zuletzt steigernde Müdigkeit eine Rolle, wenn immer die gleichen Akteure antreten müssen. Wenn nur zwei Innenverteidiger fit sind, bedarf es schon einer risikoreichen Aufstellung, um mit einer Dreierkette anzutreten.

Nicht zufrieden mit dem Verlauf der Hinrunde sind auch die Spieler der Fortuna. Foto: Kenny Beele

Wie in der vergangenen Saison gibt es in der Mannschaft, der kein Vorwurf in kämpferischer Hinsicht zu machen ist, das Problem, dass zu hektisch und zu fehlerbehaftet gespielt wird. Von Cleverness, mal einen Vorsprung dreckig über die Zeit zu bringen, oder den Ball dann auch mal aufs Tribünendach zu schlagen, wenn es brenzlig wird, war bei den Fortunen kaum etwas zu sehen. Wieder einmal kommt die Mannschaft zu sympathisch rüber, Dreckssäcke über 90 Minuten, die gerne außerhalb des Rasens charmant und nett sein dürfen, gibt es im Kader der Fortunen nicht. Zu lieb ist dieses Team, auch wenn Dawid Kownacki ab zu einmal den Fiesling spielt – allerdings meistens mit ungeschickten Fouls.

Taktisch gesehen gab es im Spiel der Fortuna nur eine geringe Variationsbreite. Zwar wurde der Gegner manchmal überrascht, weil ein anderes System als im Spiel zuvor gespielt wurde. Aber der Trainer hat es oft nicht geschafft, auf Umstellungen beim Gegner entsprechend zu reagieren oder sein Team darauf so vorzubereiten, dass es genau weiß, was es zum Beispiel nach der Pause erwartet. Das naive Verhalten zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Kaiserslautern ist in dieser Hinsicht das beste Beispiel, als Fortuna plötzlich hilflos mit dem Rücken zur Wand stand. Mehr taktische Sicherheit im Spiel zu erlangen, ist eine der Baustellen, die der Trainer in der langen Vorbereitung auf die Rückrunde bearbeiten muss. Thioune ist allerdings der Meinung, dass sich sein Team in mehreren Systemen gut zurechtfindet.

Ein Hoffnungsträger für die Rückrunde: Michal Karbownik. Foto: Kenny Beele

Ein daraus folgendes Problem ist die mangelnde Kontinuität bei der Fortuna. Am vergangenen Spieltag vier Tore erzielt, und im nächsten Spiel hat die Mannschaft gerade mal die Torgefährlichkeit eines Papiertigers, der sich nicht traut, aufs gegnerische Tor zu schießen. Und das ist nicht immer eine Frage des Systems, sondern auch eines der persönlichen Courage. Natürlich ist die Mannschaft durch die Ausfälle und die vielen unfreiwilligen Wechsel keine komplett eingespielte Mannschaft. Aber dazu haben auch immer wieder (unnötige) Veränderungen der Startelf durch den Trainer beigetragen. So richtig einspielen konnte sich folglich noch keine Formation. 

Fortuna hat zwar bisher das Teilziel, zur Winterpause in echter Schlagdistanz zur Spitze zu sein, verfehlt. Aber das Thioune-Team könnte davon profitieren, dass die Situation in der Liga so spannend und daher so ausgeglichen ist wie selten zuvor. Nahezu jedes Team kann jedes andere bezwingen, wobei die Darmstädter allerdings mit ihrer bislang gezeigten spielerischen Konstanz da noch etwas über der Konkurrenz stehen. Allerdings müsste zu einer erfolgreichen Aufholjagd der Fortuna eine positive Serie her, die nicht in eine Folge von negativen Spielergebnissen münden darf.

Es gibt Spieler bei der Fortuna, die haben teilweise über den Erwartungen gespielt. Dazu zählt auch etwas überraschend Florian Kastenmeier, der sich im Verlauf der Runde immer weiter gesteigert hat. Leider konnte Dawid Kownacki die gute Form in der ersten Hälfte der Vorrunde nicht ganz konservieren. Ebenfalls auf hohem Niveau hat Ao Tanaka die Runde begonnen, um dann aber abzubauen. Und Michal Karbownik hatte überhaupt erst Gelegenheit, sich ab dem achten Spieltag zu zeigen. Ein Muster an Stabilität war erneut Marcel Sobottka, später auch Matthias Zimmermann.

Nicht ganz so wie es erhofft wurde, ging die Entwicklung von Shinta Appelkamp weiter. Allerdings leistet er defensiv auch unheimlich viel für die Mannschaft, was jedoch nicht so offensichtlich wird. Auch Felix Klaus und Kristoffer Peterson müssten eigentlich mehr anbieten könnten, wobei vor allem der Schwede zu oft unter seinen Möglichkeiten blieb und offensichtlich ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein hat. Darauf hoffen, dass ein von Verletzungen verschonter Emma Iyoha in der Rückrunde explodiert, ist zumindest nicht verboten. Ein völlig fitter Rouwen Hennings muss noch etwas drauflegen, um in der Konkurrenzsituation der Stürmer größere Einsatzchancen zu erhalten. 

DAS SAGT DER TRAINER ZUR HINRUNDE:
„Die letzten Tage waren nicht so einfach, weil die zwei jüngsten Niederlagen Nachwirkungen hatten und wir enttäuscht sind. Schlagdistanz ist nicht mehr richtig, wir müssen das auf Lauerstellung korrigieren. Wir bleiben ambitioniert, aber uns fehlen in der Gesamtheit drei Punkte. Das wäre dann normal, alles darüber hinaus wäre positiv gewesen. Wir müssen Phasen bewerten, und die letzte war negativ. Wenn der Kader komplett ist, kann man die Einschätzung der Liga verstehen, dass wir als Aufstiegskandidat gehandelt wurden. Die Fehler, die wir uns teilweise auch aus der Personalnot heraus geleistet haben, werden auf diesem hohen Niveau bestraft. Unsere Qualität konnten wir nicht oft genug abrufen. Wir schenken die Saison nicht ab. Und ich lasse mir von niemandem gerne sagen, dass ich etwas nicht kann.“

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