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Fortuna hat alle Chancen liegengelassen

Deutliche Kritik an Mannschaft, Trainer und Management

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

KOMMENTAR Die Zeit wird kommen, spätestens wenn die Saison zu Ende geht, dass sich Fortuna Düsseldorf den Vorwurf machen lassen muss, eine große Chance in Sachen Bundesliga-Rückkehr leichtfertig vergeben zu haben. Die Mannschaft des Traditionsklubs ist nominell nicht schlechter besetzt als Heidenheim oder auch Darmstadt. Der Trainer hat zu wenig Überraschendes zu bieten und in dieser Saison nur ein oder zwei Spieler besser machen können, wie er selbst einräumt. Und die sportliche Leitung hat Chancen verpasst, keine Zeichen gesetzt und falsche Entscheidungen getroffen, um den Kader mit frischem Blut sowie Verantwortungsgefühl und Leader-Typen zu versorgen.

Das eine oder andere Spiel gegen und bei starken Gegnern zu verlieren, ist nicht verwerflich. Aber in diesen Begegnungen Leistungen zu zeigen wie zuletzt in Paderborn, Nürnberg und Fürth, die mehr an Alibi-Fußball, denn an Kampf erinnern, ist nicht zu verzeihen. Die Mannschaft hat in diesen Spielen nie den Ehrgeiz, die Gier, den Trotz und den unbedingten Siegeswillen gezeigt, der nötig gewesen wäre, um die eigenen Ansprüche auf fremdem Platz deutlich zu machen. Kampfgeist kann man dem Team bis zu einer gewissen Grenze nicht absprechen, aber die Leidenschaft für das Team, den Verein und die so großartige mitgehenden Fans für den letzten Ball und die drei Punkte alles zu geben, fehlte bei vielen Auftritten, vor allem bei den Spitzenteams.

Wieder eine Entäuschung – das Ausscheiden im Pokal in Nürnberg. Foto: Imago

Ausreden gab es genügend. Natürlich war die Verletzungs-Historie in dieser Saison etwas, was gestört hat und in den Hinterköpfen durchaus als Erklärung dient. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen. Aber ein Spiel wie in der vergangenen Saison beim 1:1 in Paderborn, als ein Dreiviertel der Mannschaft fehlte, hat gezeigt, dass die Fortunen auch mit außergewöhnlichen Umständen klar kommen können, wenn sie sich darauf einstellen. Aber das Zurückziehen auf Entschuldigungen, auf Pech und großartige Leistungen der Gegner ist einfach zu billig. Ein Spiel wie in Nürnberg hätte nie und nimmer verloren werden dürfen. Das war schon fahrlässig und ist gerade für die Fans ein Genickschlag gewesen, die sich an einem normalen Werktag auf den Weg ins Frankenland gemacht hatten. 

Der Mannschaft fehlt das Verantwortungsgefühl, kaum jemand geht voran und es herrscht zu viel Egoismus vor. Lieber abtauchen, als ins Risiko zu gehen. Bloß nicht der Schuldige sein, wenn irgendetwas nicht funktioniert. Das ist der falsche Ansatz. Es gibt zu wenige Typen im Kader, die ihre individuelle Klasse nutzen, um der Mannschaft so zu helfen, wie sie das braucht. Es fehlt bei vielen Spielern dieser unbedingte Siegeswille, die Bereitschaft, sich zu quälen.

Manche Personalentscheidungen des Trainers waren nicht nachzuvollziehen

Der Trainer hat es nicht geschafft, der Mannschaft die Energie zu vermitteln, die für ihn und natürlich auch das Spiel an sich so wichtig ist. Mit seinen ständigen Personalwechseln hat Daniel Thioune für Unsicherheit im Kader gesorgt. Sein Versuch, immer die bestmögliche Mannschaft spielen zu lassen, aber nicht oder zu wenig auf Leistungen der Vorwoche zu schauen, zahlte sich nicht aus. Die Mannschaft konnte sich nicht einspielen, Automatismen entwickeln und ein System lernen, was hätte helfen können.

Nicht immer waren die Richtungsangaben von Trainer Daniel Thioune so klar und deutlich. Foto: Kenny Beele

Auch er musste wegen der Verletzungen natürlich oft genug improvisieren. Aber eine klare Linie bei den Personalentscheidungen gab es nicht. Teilweise kam das Gefühl auf, er müsse manche Spieler auflaufen lassen, weil diese mehr gekostet hatten als andere, die stets ihre Leistung gebracht haben. Er vertraute Spielern (zu lange), die nicht in Form waren und es fehlte so ganz offensichtlich die Möglichkeit, dass eine echte Hierarchie im Team entstand.

Daniel Thioune hat es in dieser Saison nicht verstanden, aus der Mannschaft eine Einheit zu machen. Nur wenige Spieler machte er besser, andere stolperten von einem Formtief ins nächste. Junge Spieler konnten keinen Druck machen, weil sie kaum eine Chance erhielten, auch als es gar nicht lief. Ein festes System war ebenso wenig zu sehen, wie überraschende Taktiken oder eingeübte Strukturen und Spielzüge. Vor allem auswärts gab es eher eine brave Mannschaft, die es dem Gegner leicht machte, als eine Truppe, die ekelhaft und unbequem auftrat. Trotzdem ergab sich für den Verein der Eindruck, dass man mit diesem Trainer verlängern müsse. Warum dies gleich bis Juni 2025 erfolgen musste, erschließt sich aber nicht.

Blutauffrischung zur Winterpause wäre dringend nötig gewesen

Die Zusammenstellung der Mannschaft war die Aufgabe der sportlichen Leitung, die darauf vertraute, dass nach der guten Rückrunde der vergangenen Saison alles in die richtige Richtung laufen würde. Nachdem sich aber herausstellte, dass Ao Tanaka nur in der Nationalelf glänzen kann, Jordy de Wijs völlig überschätzt wurde, Jorrit Hendrix seine besten Jahre hinter sich hat und Benjamin Böckle nicht genügend Talent zu haben scheint, beschränkt sich das Lob für die neuen Spieler allein auf die Verpflichtung von Michal Karbownik. Der junge Pole war der Hoffnungsträger und viele setzten auf ihn. Dass er damit irgendwann überfordert wurde, war eigentlich zu erwarten.

Noch fehlt Klaus Allofs und Christian Weber eine klare Linie. Foto: Kenny Beele

Fehlender Instinkt, der Mannschaft neue Impulse durch einen oder zwei neue Spieler in der Winterpause zuzuführen, muss man Klaus Allofs und Christian Weber vorwerfen. Es wurde fahrlässig darauf verzichtet, an der einen oder anderen Stelle nachzujustieren. Das muss sich für die neue Saison unbedingt ändern. Wenn man sieht, dass Fortuna mit dem Etat und einer teuren Mannschaft sich nur im Mittelfeld bewegt, muss man auch fragen, was da bei der Zusammenstellung des Kaders falsch gelaufen ist.

Zudem hätte man sich deutlichere Aussagen von Klaus Allofs zum Versagen der Mannschaft in wichtigen Spielen gewünscht. Da hat niemand so richtig und auch öffentlichkeitswirksam auf den Tisch gehauen. Es wurde kein klares Zeichen gesendet an die Spieler und den Trainer, endlich das umzusetzen, was vielleicht doch in der Mannschaft steckt. Fortuna schipperte durch die Wellen, hatte aber kein richtiges Ziel vor Augen, weil niemand eine Kurskorrektur vornahm. Falls es klare Worte gegeben haben sollte, sind diese wohl nie so richtig angekommen. Anspruch und Wirklichkeit liegen bei Fortuna weit auseinander. Das muss sich ändern, um irgendwann sich bietende Chancen besser zu nutzen. So unmöglich erschien es in dieser Saison nicht, ganz oben mitzuspielen.

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