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Fortuna ist fokussiert auf zentrales Ziel

Jetzt zählt nur noch der Aufstiegs-Auftrag

Foto: Imago

von Norbert Krings

Das Pokal-Halbfinale in Leverkusen ist Geschichte und muss schnell aus den Köpfen der Fortunen verschwinden. Jetzt gelten alle Anstrenungen im restlichen Saisonverlauf nur noch dem Erreichen eines direkten Aufstiegsplatzes oder zumindest der Verteidigung von Rang drei und der Möglichkeit, über die Relegation die Bundesliga in der kommenden Saison zu bereichern. Die nächsten sieben Wochen dürften aufreibend und interessant werden.

Für diese anspruchsvolle Zeit sollte das notwendige Selbstvertrauen vorhanden sein und am Mittwoch trotz der Vorführung internationaler Klasse keinen Knacks erhalten haben. Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf ist jedenfalls stark genung, um einen Gegner wie Eintracht Braunschweig am Sonntag zu bezwingen. Zudem stimmt der Rahmen mit einer komplett gefüllten MERKUR SPIEL-ARENA bei der dritten Partie des Projektes „Fortuna für Alle“.

„Dieses Spiel und das Ergebnis sind jetzt kein Knackpunkt für die Saison“, erklärte Fortunas Mittelfeldspieler Yannik Engelhardt und sprach damit allen Fortunen aus der Seele, die jetzt diese „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ für die Liga und die restliche Saison aufbauen wollen. „Man nimmt aus einem solchen Erlebnis so viel mit. Wir werden die Erfahrung nutzen und zeigen, dass man auch in der Liga brutal viel investieren muss, um erfolgreich zu sein.“ Es höre sich zwar für Engelhardt komisch an, aber seiner Meinung nach könnte das Gefühl eher beflügeln statt zu bremsen. „Alles ist noch möglich, und ich habe großen Bock darauf jetzt alles für dieses große Ziel zu investieren.“

Natürlich muss der bittere Verzicht auf Ao Tanaka erneut auch im Spiel gegen den Tabellen-15. verkraftet werden. Gerade der Spielaufbau und die geringen Ballbesitzphasen in Leverkusen haben gezeigt, wie wichtig diese Führungsfigur im Spiel der Fortuna zuletzt gewesen ist und hoffentlich bald auch wieder sein wird. Marcel Sobottka kann diese Funktion ausüben, interpretiert diese Rolle allerdings anders und ist nach seiner Verletzung noch lange nicht wieder bei 100 Prozent. „Es war das erste Mal nach fünf Monaten, dass ich wieder im Kader war und spielen konnte“, sagte Sobottka, der endlich wieder das Kribbeln auf der Anfahrt zur BayArena gespürt hatte. „Auch im Alter von 29 Jahren hat mich das sehr berührt, und in solchen Situationen weiß man dann doch, wofür man das Ganze so gerne macht.“ Wenn man im Hamsterrad drin sei, merke man das nicht so, wie einem das fehlt. „Es kommt jetzt nicht nur auf mich an, ob ich Ao ersetzen kann, das ist auch eine Sache des Kollektivs“, sagt der Fortuna-Routinier. „Und ob ich jetzt wieder ständig Spiele über 90 Minuten mache, ist augenblicklich für mich auch noch zu weit hergeholt.“

Braunschweig im Aufschwung ist nicht zu unterschätzen

Doch es geht gegen Braunschweig zudem darum, wieder zu der wichtigen Kompaktheit zu finden, die vor allem in den Spielen gegen den Hamburger SV und beim VfL Osnabrück zu sehen waren. Die Braunschweiger sind nach den letzten Erfolgen richtig in Schwung gekommen, obwohl ihr wichtigster Abwehrspieler Ermin Bicakcic eine Gelbsperre absitzen muss. Die Eintracht hat wieder eine Begeisterung und ein Selbstverständnis in ihrem Spiel, so dass sie jedem Gegner gefährlich werden kann. Der 4:1-Erfolg der Fortuna in der Hinrunde war hingegen noch ein verdientes Ergebnis gegen einen verunsicherten Gegner, dem damals sämtliches Selbstvertrauen gefehlt hatte. Immerhin konnte Braunschweig 16 Punkte in der Rückrunde erzielen – genauso viel wie auch die Fortuna.

Auch gegen Braunschweig hoffen die Fortunen auf einen treffsicheren Christos Tzolis. Foto: Imago

Somit wäre es umso wichtiger, wenn die gesamte Mannschaft an die guten Phasen der vergangenen Spiele anknüpfen könnte. Das gilt natürlich vor allem derzeit für Christos Tzolis, der an allen drei Treffern zuletzt beim 3:1-Erfolg am Betzenberg gegen Kaiserslautern beteiligt war. Seine bestechende Form war einer der Gründe dafür, warum die Fortuna zuletzt so zuverlässig punktete. Auf dem Griechen, der bereits 17 Tore erzielt hat und weitere neun Treffer vorbereiten konnte, ruhen also wieder die Hoffnungen. Doch auch der neu erwachte Konkurrenzkampf in der Abwehr, im Angriff und im Mittelfeld könnte dazu beitragen, dass alle Fortunen alles geben müssen, um in den nächsten Spielen erneut zur Startformation zu gehören.

Spieler wie Jordy de Wijs, Shinta Appelkamp, Vincent Vermeij und nach seiner Auswechslung zur Pause in Leverkusen, auch Kapitän Andre Hoffmann, wollen spielen und zeigen, dass man auf sie eigentlich nicht verzichten kann. Sicherlich wird es wieder einen Wechsel in der Sturmspitze geben, wo Marlon Mustapha in den beiden zurückliegenden Partien nicht überzeugen konnte. Auch eine Lösung mit zwei Spitzen wollte Trainer Daniel Thioune zwei Tage vor dem Spiel nicht ausschließen.

„Wenn wir so weitermachen, haben wir im Mai noch Großes vor.“

Matthias Zimmermann fordert, dass seine Mannschaft gegen Braunschweig wieder da anknüpfen muss, wo sie vor Leverkusen aufgehört hatte. „Wir haben die letzten fünf Wochen sehr gut gespielt und wollen noch einmal weiter oben angreifen, aber zumindest Platz drei verteidigen“, sagte Fortunas Außenverteidiger. „Es wäre schön, wenn wir tatsächlich dann nächste Saison wieder gegen Mannschaften wie Leverkusen spielen könnten.“ Dazu gehört auch die von Zimmermann sehr dankbar aufgenommene Unterstützung der Fans. „Wir sind gemeinsam mit den Fans ein großes Team, und wenn wir so weitermachen, haben wir noch Großes vor im Mai.“

Der Glaube an den Aufstieg lebt und hat durch den Nackenschlag in Leverkusen keinen Knacks erhalten. Dazu ist aber der Ausbau der Serie in der Liga unerlässlich. Fortuna ist seit sieben Ligaspielen ohne Niederlage und holte dabei 15 von möglichen 21 Punkten. Die Hoffnung, dass die beiden Mannschaften, die noch über den Düsseldorfern stehen, leistungsmäßig einbrechen werden, ist zwar nicht allzu groß. Aber das Thioune-Team sollte auf die Möglichkeit vorbereitet sein, und die eigenen Hausaufgaben machen, wie es der Trainer auch für das Braunschweig-Spiel auf einem neue verlegten Rasen fordert.

„Wir sind ja auch gelaufen in Leverkusen, aber meist hinterher. Aber es hat schon Kraft gekostet“, erklärte Thioune, der seinen Spielern am Freitag  eine Auszeit gegeben hatte, nicht nur um den Kopf freizubekommen. Bei einigen Spielern hätte er nicht gemerkt, dass sie müde seien. „Ich glaube also nicht, dass es ein Problem der Müdigkeit geben wird. Trotzdem werde ich auch auf einigen Positionen ändern.“ Das könnte auch für die Offensive gelten, wobei der Trainer Marlon Mustapha in Schutz nahm und auch ihm eine ordentliche Leistung in Leverkusen attestierte.

Für das Spiel gegen Braunschweig wünscht sich Fortunas Trainer einen Dosenöffner, also ein frühes Tor. „Solche Fehler wie in Leverkusen dürfen wir uns auch gegen die Eintracht nicht leisten“, sagt er und führte die Gegentore auf eigene Fehlleistungen zurück. „Es war nicht so, dass Florian Wirtz fünf Fortunen ausgespielt und dann Florian Schick angespielt hat, der nur noch vollstrecken musste.“ In der Vorwärtsbewegung, im Spielaufbau, in der Kompaktheit und in der Zuordnung habe sein Team Fehler gemacht. „Das darf uns gegen Braunschweig nicht passieren, und wir dürfen und werden diesen Gegner sicher auch nicht unterschätzen.“

Wahrscheinliche Aufstellung:
Kastenmeier – Zimmermann, Siebert, Oberdorf, Iyoha – Engelhardt – Klaus, Johannesson, Appelkamp, Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – Niemiec, Hoffmann, de Wijs, Daferner, Mustapha, Quarshie, Jastrzembski, Sobottka
Es fehlen: Tanaka (nach Blinddarm-OP), Gavory (muskuläre Probleme), King Manu (Knieprobleme)

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