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Fortuna: Drama pur mit Happy End

Thioune-Team enttäuscht 45 Minuten lang und siegt 3:2 nach 0:2

Das Tor zum Sieg von Vincent Vermeij. Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf hat sich mit einem 3:2 (0:2)-Erfolg in Magdeburg in die Winterpause verabschiedet. Nach den ersten 45 Minuten haben selbst die opitimistischsten Fans nach einer grottigen ersten Hälfte und einem verdienten 0:2-Rückstand eigentlich nicht mehr auf einen Sieg hoffen dürfen. Aber Vincent Vermeij (2) und Shinta Appelkamp schossen noch den insgesamt glücklichen Dreier heraus.  

Daniel Thioune musste tatsächlich auf Nicolas Gavory verzichten. Takashi Uchino rückte auf die rechte Abwehrseite, Tim Oberdorf verteidigte auf der linken Seite. Auch Isak Johannesson war krankheitsbedingt nicht dabei, so dass Ao Tanaka und Shinta Appelkamp das offensive Mittelfeld bildeten. In der Offensive gab es die gewohnte Aufgabenverteilung. Felix Klaus und Christos Tzolis spielten auf der Außenbahn, Vincent Vermeij agierte wiederum als Innenstürmer. Dafür saß dann Pokalheld Jona Niemiec auf der Bank mit vier Nachwuchskräften, unter anderem auch Seymour Fünger, ein Innenverteidiger aus der U23.

Die Magdeburger begannen das Spiel mit viel Schwung, aber die erste klare Möglichkeit hatte Shinta Appelkamp, der nach einem verunglückten Faustabwehr von Magdeburgs Keeper Dominik Reimann an der Strafraumkante zum Abschluss kam. Doch der Mittelfeldmann der Fortuna verzog den Ball (8. Minute). Die Gäste wirkten von Beginn an nicht unbedingt sattelfester und spielfreudiger als vor elf Tagen im Pokalspiel, das die Mannschaft von Daniel Thioune erst in den letzten Minuten für sich entscheiden konnte. Die Magdeburger kamen erstmals in der 13 Minute zum ersten halbwegs gefährlichen Abschluss. Xavier Amaechi zog aus der Entfernung ab, Florian Kastenmeier konnte den Ball aber entschärfen.

Das sah in der 17. Minute anders aus, als Herbert Bockhorn offensichtlich unbedrängt von Tzolis und Oberdorf flanken wollte und Florian Kastenmeier auf dem falschen Fuß erwischte. Fortunas Torhüter hatte definitiv mit einer Flanke gerechnet. So kam er nicht mehr rechtzeitig in die Ecke und sah bei diesem Treffer, den der Schütze sicherlich so nicht gewollt hatte, äußerst schlecht aus. Wieder also lag die Fortuna, ähnlich wie im Pokalspiel an gleicher Stätte früh zurück. Entsprechend geladen reagierte der Trainer an der Seitenlinie, denn das Motto, mit dem die Fortuna ins Spiel gegangen war, hatte gelautet, ein Gegentor um jeden Preis zu verhindern.

Passivität vor der Pause wird erneut bestraft

Fortunas Spiel hatte weder Tempo noch Überraschungsmomente. Die offensiven Zweikämpfe in Tornähe wurden nahezu alle verloren, und der Gegner hatte wenig Mühe, sich zu stellen und die Räume eng zu machen. Oft genug kamen die Rheinländer gar nicht aus der eigenen Hälfte heraus, weil das Pressing der Platzherren gut funktionierte. Die Zweikampfwerte dürften aber auch insgesamt nicht besonders positiv bis dahin für die Fortuna ausgefallen sein. Die erste halbe Stunde war erneut eine der schwächsten in dieser Saison für die Düsseldorfer, die ganz andere Ansprüche haben. Magdeburg hingegen hatte keine Probleme mit einem überaus dankbaren Gegner.

Irgendwie war es dementsprechend weder eine Überraschung noch unverdient, dass die Magdeburger noch vor der Pause auf 2:0 erhöhten. Im Zweikampf mit Luc Castaignos zahlte Yannik Engelhardt Lehrgeld. Er musste den Niederländer nach einem Pass von Condé laufen lassen. Das Anspiel auf Amaechi war so gut, dass dieser kein Problem hatte, aus 14 Metern freistehend das 2:0 zu erzielen. Das war die Quittung für die unerklärliche Passivität und fehlende Spielfreude der Fortuna. Es ging so gut wie alles schief, weil weder die nötige Aggressivität noch Durchsetzungsvermögen vorhanden waren. Was für eine enttäuschende erste Hälfte der Gäste. Offensichtlich hatten der Zorn und die Fehleranalyse aus dem Kiel-Spiel bis dahin keinerlei Wirkung auf die Mannschaft hinterlassen.

In der zweiten Hälfte wurden die Zweikämpfe wie dieser hier von Yannik Engelhardt – rechts – gewonnen. Foto:: Imago

Die rund 1.000 Fortuna-Fans, die mitgereist waren, hofften auf eine erfolgreiche Pausenpredigt von Daniel Thioune, der wohl auch maßlos enttäuscht von dieser völlig farblosen Vorstellung seines Teams war. Das Trainerteam wechselte die rechte Seite aus. Für Uchino kam Dennis Jastrzembski und für den farblosen Felix Klaus kam Jona Niemiec ins Spiel. Und auch die Worte des Trainers haben offensichtlich gewirkt. 23 Sekunden nach Wiederanpfiff hieß es bereits 1:2, weil Engelhardt auf Appelkamp in den Strafraum spielte und der Deutschjapaner direkt auf Vermeij weiterleitete. Dem gelang mit dieser Ballberührung nicht nur das 1:2, sondern auch der achte Saisontreffer.

Die Magdeburger waren aber nur kurz verunsichert und hatten wenig später zwei gute Gelegenheiten, bei der einmal Oberdorf mit letztem Einsatz, aber sehr geschickt retten konnte. Und auch die Fortuna hätte nach einem verpatzen Schlag von FCM-Keeper Reimann den Ausgleich erzielen können. Tzolis traf den Ball aber nicht richtig. Und wenig später (54.) landete der Ball nach einem Konter sogar am Pfosten. Niemiec hatte vorbereitet, Tzolis scheiterte dabei knapp, als er in den Ball hineinrutschte.

Das größere Risiko der Gäste wird am Ende belohnt

Das Spiel hatte an Fahrt, die Fortuna an Zielstrebigkeit gewonnen und das Geschehen war jetzt mindestens ausgeglichen. Vor allem über die Flügel lief das Spiel jetzt deutlich schneller und brachte die Heimelf immer öfter in Bedrängnis, auch weil das Pressing deutlich besser funktionierte. Dafür waren die Gäste allerdings in der Abwehr offener, auch weil Jastrzembski als Offensivspieler hinten links verteidigen musste und nicht immer so schnell und konsequent nach hinten arbeiten konnte.   

Das Risiko wurde belohnt, als der angesprochene Jastrzembski von links eine hohe Flanke in den Strafraum zog, Oberdorf den Ball vom rechten Strafraumeck in die Mitte beförderte und Appelkamp aus der Drehung den Ball zum 2:2 verwandeln konnte. Nun hatten die Gäste das Momentum auf ihrer Seite und überdies viel Platz vor allem auf der rechten Seite, was Oberdorf immer wieder zu Vorstößen nutzen konnte.

Für die Führung der Fortuna stand aber ein Magdeburger Pate. Daniel Elfadli gab den Ball gegen Tzolis her, wovon Vermeij profitierte, der mit seinem strammen Abschluss im Strafraum das 3:2 erzielte (76.). Und wenig später hätten Tzolis und Jastrzembski für die Vorentscheidung sorgen müssen. Aber Tzolis machte es allein und traf mit seinem Heber nur die Querlatte.

Magdeburg warf alles nach vorne, und nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Jordy de Wijs wurde es noch einmal eng. Doch Florian Kastenmeier und die vielbeinige Abwehr sorgten dafür, dass es beim 3:2 blieb. Aber es waren noch einige Minuten auf der Uhr, die Fortuna nun mit der Verstärkung durch die Talente Sima Suso und King Manu irgendwie rumkriegen musste. Nun war aber bei der Fortuna das zu sehen, was die Fans in der ersten Hälfte vermisst hatten. Die Gäste warfen sich nun in alle Bälle hinein, um den Dreier über die Bühne zu bringen.

Es ging in die Nachspielzeit, und die Fortuna musste sechs Minuten noch überstehen, um mit einem Sieg in die Winterpause gehen zu können. Die Gastgeber sorgten mit gut inszenierten Angriffen immer wieder für Gefahr. Die Fortunen standen aber tief und und gut. Die Konter wurden allerdings auch nicht mehr ausgespielt. Aber es reichte dann auf der letzten Rille, um mit einem Dreier in die Winterpause zu gelangen. Wieder einmal hatte Fortuna Drama pur mit einem Happy End geliefert.

Statistik:
Magdeburg:
Reimann – Hoti, Elfadli, Heber – Bockhorn (82. Nollenberger), Condé, Kempinski, Bell Bell (75. Ito) – Amaechi (62. El Hankouri), Castaignos, Atik
Fortuna: Kastenmeier – Uchino (46. Jastrzembski), Siebert, de Wijs (83. King Manu) , Oberdorf – Engelhardt – Klaus (46. Niemiec), Tanaka, Appelkamp (90. +3 Bunk), Tzolis (83. Suso) – Vermeij
Kader Fortuna: Niemczycki – Ginczek
Schiedsrichter: Michael Bacher (Amerang/Note:3, )
Zuschauer: 22.000
Tore: 1:0 (17.) Bockhorn, 2:0 (37.) Amaechi, 2:1 (47.) Vermeij, 2:2 (70.) Appelkamp, 2:3 (76.) Vermeij
Gelbe Karten: Amaechi, Atik / Tzolis (3.), Jastrzembski (1.), Engelhardt (7.), Oberdorf (2.)
Beste Spieler: Atik, Bell Bell / Oberdorf, Vermeij
Spielnote: 2,5 (vor allem nach der Pause war richtig etwas los in Magdeburg)
Besonderheit des Spiels: Es war die Grätsche von Tim Oberdorf, der so dem einschussbereiten Luc Castaignos das 3:1 verwehrte.
Spielfazit: Fortuna fand in der ersten Hälfte fast überhaupt nicht statt und war mit dem 0:2 noch gut bedient. Nach der Pause sahen die Fans das andere Gesicht mit Energie, Leidenschaft und Effizienz im Abschluss. So gewann das Thioune das Spiel noch und zwar etwas glücklich.
Noten der Fortuna: Kastenmeier 3- Uchino 4,5, Siebert 3, de Wijs 2,5, Oberdorf 2,5- Engelhardt 3,5- Klaus 5, Tanaka 3,5, Appelkamp 3, Tzolis 3,5 – Vermeij 1,5

Reaktionen:
„Ich glaube, wir haben viele Parallelen zum Pokalspiel vor elf Tagen hier gesehen. Der Unterschied war nur, dass es Magdeburg deutlich besser gemacht – und wir ein bisschen schlechter. Die Mannschaft ist nach dem Tor ins Rollen gekommen. Wir sind auch durch individuelle Fehler der Gastgeber ins Spiel zurückgebracht worden. Ein Unentschieden wäre sicherlich gerecht gewesen.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Dieses Spiel war ein Abziehbild unserer Hinrunde, da wir uns erneut selbst um unseren verdienten Lohn gebracht haben. Dieses Spiel hätten wir definitiv nicht so aus der Hand geben dürfen.“
Christian Titz, Trainer von Magdeburg

„Es ist das Gleiche passiert wie im Pokal und wir hätten viele Situationen auf jeden Fall besser ausspielen müssen. Aber unsere Reaktion in der zweiten Halbzeit haben wir gebraucht und das fühlt sich jetzt richtig gut an.“
Vincent Vermeij, Doppeltorschütze in Magdeburg

„Wir hatten uns fest vorgenommen, das Jahr positiv abzuschließen. Das uns das dann so gelingt, ist letztlich stark, aber auf diese Weise muss es nicht sein, denn das geht auch nicht immer gut. Es ist ein unglaublich gutes Gefühl, diesen Sieg dann vor der Kurve feiern zu können.“
Jamil Siebert, Innenverteidiger der Fortuna

„So etwas wie in der ersten Hälfte darf uns nicht passieren. Aber wenn man das Spiel dann so dreht, kann man auch glücklich in die Winterpause gehen. Es war eine ordentliche Hinrunde und mit 30 Punkten stehen wir insgesamt gut da.“
Shinta Appelkamp, Fortunas Torschütze zum 2:2

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