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Elf Gebote für Fortunas Pokalauftritt

Kein braver und dankbarer Gegner in Nürnberg sein!

Foto: Imago

von Norbert Krings

Es waren die beiden entscheidenden Sätze an einem enttäuschenden Abend: „Ich erkenne uns selbst nicht wieder. Was wir da auf dem Platz geboten haben, kann ich nicht verstehen.“ Das sagte Fortunas Kapitän Andre Hoffmann nach der 1:4-Niederlage gegen den SC Paderborn. Im Pokal beim 1. FC Nürnberg muss das an diesem Mittwoch wieder ganz anders aussehen, sonst ist das Viertelfinale nur ein ferner Traum.

In unserer Analyse soll deutlich werden, was sich im Vergleich zum Ligaspiel in Ostwestfalen im Pokal-Achtelfinale unbedingt ändern muss:

1 Mehr Leidenschaft: Einem Gegner, der unter der Woche ein schweres Pokalspiel mit einer Enttäuschung am Ende hatte, muss man mit mehr Feuer, Druck und Bissigkeit begegnen. In Paderborn passierte das Gegenteil. In Nürnberg – gegen einen Gegner, der gerade das wichtige Derby in Fürth verloren hat – muss von Beginn an mit einer Intensität gespielt werden, als ginge es um die Existenz jedes Einzelnen. Der Pokal bietet eine große Chance für den Verein und jeden Spieler, mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu geraten. Das sollte jeder, der auf dem Platz und auf der Bank das Spiel miterlebt, jederzeit vor Augen haben.

2 Eine bessere Taktik: Die Viererkette stand in Paderborn zu tief, das Spiel mit nur einem zentralen Stürmer machte dem Gegner wenig Mühe. Die Spieler müssen sich im Raum wieder zurecht finden. Die Abstimmung und Aufgabenverteilung darf nicht wieder improvisiert wirken. Eine höher stehende Mannschaft mit mehr Aggressivität und Laufbereitschaft, ein 3-5-2-System mit offensiverer Ausrichtung könnte in Nürnberg helfen, der Mannschaft auch zu verdeultichen, dass sie sich nicht allein auf Abwehrarbeit konzentrieren darf, sondern sehr aktiv sein muss.

3 Mehr Ideen: Ein schlüssiges Konzept muss her, um den Gegner mehr unter Druck zu setzen und zu beschäftigen. Ein Plan wäre hilfreich, der die Nürnberger überraschen kann. „Wir haben nur reagiert und geschaut, was die Paderborner machen“, hatte der Trainer auch die eigene Schwäche, nicht das richtige Konzept entwickelt zu haben, eingestanden. Nun muss er es schaffen, die Mannschaft deutlich mehr in die Verantwortung zu nehmen. Eine solche Vielzahl von Fehlern, würde auch in Nürnberg gnadenlos ausgenutzt werden.

4 Richtige Spieler: Nach verpatzten 90 Minuten ist es immer einfach, von einer falschen Taktik oder der falschen Aufstellung zu sprechen. Das Fehlen von Dawid Kownacki, Marcel Sobottka, Christoph Klarer und später dann Matthias Zimmermann hat aber die Mannschaft auch mental nicht wegstecken können. Definitiv gehört Tim Oberdorf in die Mannschaft. Wahrscheinlich wird er in Nürnberg wieder für Matthias Zimmermann spielen müssen. Er hätte aber auch von Anfang an in Paderborn für Jordy de Wijs in der Innenverteidsigung spielen sollen. Der Niederländer ist nicht in der Verfassung, um in einer so umkämpften Partie wie sie in Nürnberg zu erwarten ist, seinen Mann zu stehen. Dafür fehlt ihm einfach die Spielpraxis. Auf den schwachen Jorrit Hendrix und den derzeit mal wieder formlosen Kristoffer Peterson, der zuletzt wenige Zweikämpfe gewann und ihm dafür einige Fehlpässe mehr unterliefen als seinen ebenfalls unsicheren Mitspielern, sollte Thioune auch nicht von Anfang an setzen.

Rouwen Hennings und Trainer Daniel Thioune bedanken sich für die Unterstützung durch die Fans. Die muss sich Fortuna auch in Nürnberg verdienen. Foto: Imago

5  Räume schließen: Die Fortunen haben zuletzt ihren Gegenspielern unglaublich große Räume gelassen. Sie konnten nahezu ungehindert durchs Mittelfeld laufen und hatten dann noch die Auwahl von mehreren sehr frei stehenden Mitspielern. Das darf in Nürnberg im Pokal nicht passieren. Die Laufbereitschaft muss da sein, um die Räume zu schließen und das Spiel für den Gegner eng zu machen.

6 Dreckssäcke gesucht: Mit Wehmut erinnern sich die Fans an Spieler, die zwar neben dem Rasen niemandem weh tun konnten, aber auf dem Platz waren sie Dreckssäcke und keine Lieblingsschwiegersöhne, wie es Norbert Meier mal ausgedrückt hatte. Sascha Rösler, Marcus Feinbier und Olivier Caillas lassen grüßen. In so einem wichtigen Spiel muss ein Führungsspieler auch mal ein Zeichen setzen, mal richtig dazwischen gehen – dem Gegner zeigen, dass es bestimmt nicht einfach wird, gegen einen so hässlich spielenden Gegner zu gewinnen. Falls sie einen guten Tagen erwischen, können die Fortunen dann auch gerne mal glänzen. An Tagen jedoch, an denen nicht so viel funktioniert, muss man der Heimmannschaft dann wenigstens mal den Rasen kaputt treten (Originalzitat von Rolf Rüssmann) und für Stress beim Gegner sorgen, so dass dieser keinen Spaß mehr am Spiel hat.

7 Mehr Ruhe: Es ist schwer zu bestehen, gerade in einem so wichtigen Spiel, wenn man nicht die nötige Ruhe aufbringt, sich an die vorgegebene Marschroute zu halten. Gerade im Pokal, wo eine einzige Szene über das Weiterkommen entscheiden kann, ist es so wichtig, Konzentration und die Gelassenheit zu bewahren. Den Kopf zu verlieren und hektisch zu werden, hilft nicht weiter, auch nicht, wenn man in Rückstand geraten ist. Das gilt auch für die Spieler und den Staff inklusive von Sportdirektor Christian Weber, die zuletzt Hektik von der Bank auf den Rasen gebracht haben.

8 Mehr Cleverness: Fortuna hat eigentlich eine so erfahrene Mannschaft mit vielen kampferprobten Spielern, dass sie clever genug sein sollte, dem Gegner so große Probleme zu bereiten, dass diese nicht in einen Spielfluss kommen sollte. Den Ball mal wegschlagen, kleine Dispute ausfechten und auch mal zu provozieren – sollte auch zur Taktik gehören, wenn man merkt, dass es im Spiel der eigenen Mannschaft nicht so läuft wie erhofft. Und später, bei einer Führung darf der Ball gerne auch mal auf das Tribünendach gefeuert werden.

9 Begeisterung von den Rängen nutzen: Die Fans haben es vorgemacht. Mit welcher Begeisterung sie versucht haben, die Mannschaft anzufeuern, aufzurichten und wieder nach vorne zu treiben, war in Paderborn schon außergewöhnlich gut. Daran sollten sich die Spieler ein Beispiel nehmen und sich für ihr Team, ihren Verein und für diese Leute, die alles für den Erfolg auf den Rängen geben, auf dem Rasen zerreißen. Das mag ein romantisches Empfinden des modernen Fußballs sein. Aber wenn die Mannschaft dann mit fliegenden Fahnen untergeht, dann verzeihen die Fans auch eine Niederlage, die durch großen Kampf nicht verhindert werden konnte. 1200 Fortuna-Anhänger sind in Nürnberg dabei.

10 Echter Teamgeist auf dem Platz: Für die Beobachter von draußen war zuletzt nicht mehr erkennbar, dass der immer wieder von den Spielern der Fortuna beschworene große Teamgeist vorhanden war. Jezt müssen sich die Jungs auf dem Rasen zusammenreißen und die große Chance nutzen, die sich in Nürnberg bietet. Nicht nur wirtschaftlich wäre das für den Verein wichtig, sondern für den gesamten Zusammenhalt in Düsseldorf. Die Mannschaft muss jetzt ein Zeichen setzen, so wie sie das auch in Regensburg beim überraschend klaren 3:0 in der vergangenen Pokalrunde gezeigt hat. Dafür ist aber Zusammenhalt untereinander unerlässlich.

11 Der richtige Glauben: In der Winterpause wurde kein Spieler verpflichtet oder konnte nicht geholt werden, um die Chancen zu vergrößern, in den Aufstiegskampf noch einzugreifen. Somit fehlte zuletzt nicht nur bei den Fans der echte Glauben, noch oben angreifen zu können. Die Spieler haben offensichtlich nicht das Gefühl, dass der Verein ihnen noch eine große Siegesserie zutraut. Eher sieht es nach dem Gegenteil aus, dass der Verein im Hintergrund schon eine Mannschaft für das nächste Jahr aufbaut, um dann vielleicht mit mehr Power angreifen zu können. Das muss den Spielern klar gemacht werden, dass sie im Hier und Jetzt leben und für den Verein spielen. Mit dem festen Glauben, die Qualität zu haben, um diese Pokalhürde zu überstehen, muss das Team ins Spiel gehen. Zweifel, wie sie von Anfang an in Paderborn zu sehen waren, sind das Gegenteil von dem, was in Nürnberg im Pokal-Achtelfinale benötig wird.

„Wir wollen gewinnen und den Fans möglichst ein Heimspiel schenken.“

Das sagt der Trainer: „Es sind ein paar Jungs zurückgekehrt. Marcel Sobottka, Dawid Kownacki und Christoph Klarer werden wieder im Kader sein. Nicht zur Verfügung stehen Matthias Zimmermann und Michal Karbownik. Es gibt nun wegen der Probleme auf den Außenverteidiger-Positionen auch Gedanken, das System umzustellen. Wir müssen uns ein wenig neu erfinden, um morgen Abend etwas anzubieten, was den Gegner vor Probleme stellen kann. Jeder kann sich ausrechnen, was ein Sieg für den Verein bedeuten würde. Die Mannschaft war selbstkritisch. Der Auftritt gegen Paderborn darf sich nicht wiederholen und ich bin mir sicher, dass die Jungs mit einem ganz anderen Gefühl in die Partie gehen werden. Es wird dann fast nur noch das „große Besteck“ im Lostopf sein. Wir tun alles dafür, zu gewinnen, um unseren Fans möglichst auch ein Pokal-Heimspiel zu schenken.“

 

 

 

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