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DEG übertrifft die Erwartungen

Analyse zur „Halbzeit“ der Hauptrunde

Foto: Birgit Häfner

Was wurden vorher nicht alles für düstere Prognosen über die Düsseldorfer EG abgegeben. Der Sparkurs sei zu krass, zu viele Leistungsträger mussten gehen, der Abstieg drohe. Nun ist die Hälfte der Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) vorbei, und die DEG steht auf einem direkten Viertelfinalplatz. Wie es dazu kam? Wir schauen auf die einzelnen Mannschaftsteile und das Drumherum.

Torhüter
Der einzige Mannschaftsteil, bei dem sich nichts im Vergleich zur Vorsaison änderte, waren die Torhüter. Was aber auch daran lag, dass Mirko Pantkowski (23) und Hendrik Hane (21) ohnehin jung sind und nicht zu den Großverdienern zählen. Nur einen Unterschied gab es: Aufgestellt werde nun streng nach Leistung, sagte Trainer Harold Kreis vorher. Das ist seitdem auch so, und dennoch hat sich keine Nummer eins herausgebildet, es spielt der, den die Trainer gerade besser finden – auch mal mehrere Spiele am Stück.

Hane steht aktuell bei 16 Einsätzen, Pantkowski bei 15. Und beide haben sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Zwar gab es noch kein Zu-Null-Spiel, hin und wieder geht auch mal ein haltbarer Schuss rein, aber oft genug schon retteten sie der DEG Punkte oder hielten sie im Spiel. Beide haben einen Gegentorschnitt von unter 3,0 und eine Fangquote von mehr als 90 Prozent.

Foto: Birgit Häfner

Das sind keine herausragenden Werte, aber ordentliche für zwei immer noch junge Goalies. Noch besser: Ihr so genannter GSAA-Wert, der die Leistung damit vergleicht, wie viele Tore der DEL-Durchschnittstorwart beim gleichen Schussaufkommen kassiert hätte. Hane hat bislang 4,8 Gegentore weniger zugelassen, als er eigentlich müsste, Pantkowsi 3,2.

Verteidiger
Abgänge, Verletzungen, Corona-Infektionen – die Verteidigung der DEG hat in den vergangenen Monaten gelernt, wie man mit Rückschlägen umgeht. Aber sie meistert sie gut. Mit 2,93 Gegentoren im Schnitt steht sie im Mittelfeld der Tabelle. Wobei es natürlich zu einfach ist, das nur an der Defensive festzumachen. Ebenso wenig wie die vielen Torschüsse der Gegner (33 pro Spiel).

Mehr Aussagekraft hat die Zahl der gegnerischen Schüsse aus dem Slot, da steht die DEG mit 14 pro Spiel auf Rang elf. Das geht besser, allerdings darf man nicht vergessen, wie dezimiert die Mannschaft im Laufe der Saison bislang war. Es gibt ja nur acht Verteidiger, und von denen hat nur Niklas Heinzinger alle Spiele gemacht. Marco Nowak war bis zum vergangenen Wochenende ebenfalls immer dabei, nun fällt er mit einer Corona-Infektion erst mal aus. Andere wie Luca Zitterbart fehlen schon seit Wochen. Auch Bernhard Ebner war lange raus, weswegen die übrigen teilweise nur zu viert waren und mehr als 30 Minuten pro Abend ran mussten.

Foto: Birgit Häfner

Dafür machen alle Beteiligten ihre Sache gut – auch die Neuen. Joonas Järvinen brachte die erhoffte Körperlichkeit rein, Heinzinger ist eine der Entdeckungen der Saison, Zitterbart spielte manchmal etwas riskant, aber auch solide, zuletzt wirkte auch David Trinkberger stabiler. Hinzu kommen die Alten: Nowak, Ebner, der elegante Kyle Cumiskey und der nun schon lange verletzte Nicolas Geitner. Ein Manko: In der gegnerischen Zone könnte mehr kommen, es gab erst neun Verteidiger-Tore – aber die DEG-Defensive schafft es meistens, den Puck schnell aus der eigenen Zone zu bekommen. Probleme haben sie allerdings, wenn der Gegner einen ganz harten Forecheck spielt.

Stürmer

Die meisten Fragezeichen standen vor dem Saisonbeginn hinter der Offensive. Mit Ken André Olimb, Maxi Kammerer, Matt Carey und Jerome Flaake verließen vier sieben punktbesten Stürmer den Klub. Schnell ließ die DEG verlauten, dass jüngere Angreifer wie Alexander Ehl und Tobi Eder verantwortungsvollerer Rollen einnehmen sollen. Die Namen der Zugänge, die in vielen Fällen aus der DEL2 sowie aus hinteren Reihen anderer Vereine kamen, ließen Beobachter an der Gesamtqualität der Offensive für 2021/22 zweifeln. Doch zur Mitte der Hauptrunde lässt sich festhalten: Das Konzept der DEG geht auf.

Ehl und Eder gehören zu den sechs besten Scorern im Team und haben den nächsten Entwicklungsschritt gemacht. Stephen MacAulay und Carter Proft können die ihnen zugetrauten Rollen mehr als nur ausreichend ausfüllen und junge Spieler wie Cedric Schiemenz, Niklas Postel oder der aktuell noch verletzte Mike Fischer passen ebenfalls gut ins Team der DEG. Jerry D’Amigo und Brett Olson haben gute und schlechte Phasen, fielen aber zwischenzeitlich auch verletzt aus.

Foto: Birgit Häfner

Darüber hinaus hält Kapitän Alexander Barta auch im reifen Eishockeyalter von 38 Jahren nach wie vor sehr gut mit und zählt ebenso wie Daniel Fischbuch, Topscorer der Saison 2020/21, zu den drei besten Punktesammlern im Düsseldorfer Team. Noch ein Stück besser als alle anderen Stürmer ist bislang aber natürlich Last-Minute-Transfer Brendan O’Donnell. Der Kanadier hat nach 29 Spielen 31 Punkte auf dem persönlichen Konto und steht damit auf Rang sechs in der Scorerliste der DEL.

Auch die Angriffsreihen drei und vier sind dank des wiedererstarken Victor Svensson oder dem nachverpflichteten Paul Bittner immer wieder für Tore gut. Insgesamt ist die Trefferlast auf viele Schultern verteilt – genau so, wie sich Trainer Harold Kreis und Sportdirektor Niki Mondt das vorgestellt haben. Mit 3,14 Toren pro Spiel stellt die DEG die fünftbeste Offensive der DEL, mit einer Erfolgsquote von 26,14 Prozent sind die Rot-Gelben zudem das beste Überzahlteam der Liga.

Trainer & Management
Harold Kreis und sein Co-Trainer Thomas Dolak haben eine Mannschaft geformt, die mit viel Herz spielt und sich auch bei deutlichen Rückständen nicht hängen lässt. Dass das Team als ein echtes Kollektiv auftritt, ist zum großen Teil der Verdienst des Düsseldorfer Trainerteams. Fitness-Coach Danny Beckers ist es zu verdanken, dass die DEG auch in Partien mit nur fünf Verteidigern und/oder zehn bzw. elf Stürmern immer konditionell auf der Höhe ist.

Foto: Birgit Häfner

Sportdirektor Niki Mondt sind einmal mehr sehr gute Transfers gelungen. Der 43-Jährige ist mit dem reduzierten Etat sorgfältig umgegangen, hat einige teure Spieler im vermeintlich besten Eishockeyalter ziehen lassen (müssen) und dafür hungrige, junge Profis zur DEG geholt. Und diese zahlen das Vertrauen mit guten Leistungen zurück. Insgesamt hat Mondt einen sehr ausgewogenen Kader zusammengestellt, bei dem es keine großen Enttäuschungen gibt. „Die Einstellung und der Charakter der Mannschaft sind zu 100 Prozent top“, sagt Mondt über die ersten Saisonhälfte. „Trotzdem haben wir insgesamt sogar noch Luft nach oben.“

Fans
Wie sehr die Fans die Atmosphäre verändern, war bereits bei der Saisoneröffnung zu sehen. Ob Jubel oder Applaus, ob Pfiffe oder Buhrufe – das alles hatte in der Geistersaison gefehlt. Nun sind die Fans wieder da, aber ganz so wie vor Corona ist es noch nicht. Die Halle darf nicht vollgemacht werden, es gibt keine Stehplätze, zuletzt mussten die Fans wieder Masken tragen. Dafür ist die Stimmung sogar ganz ordentlich, derzeit zwar nicht organisiert angetrieben von der Ostkurve, aber hin und wieder kann es laut werden.

Auffällig: Die Fans identifizieren sich mit der stets kämpfenden Mannschaft. Applaus gibt es selbst nach Derbyniederlagen, in den sozialen Netzwerken wird deutlich mehr gelobt als gepöbelt. Und die Fans kommen in die Halle. Mehrmals war die schon (im Rahmen der Möglichkeiten) ausverkauft. Insgesamt kann sich der Schnitt von 5402 in Pandemie-Zeiten sehen lassen. Was auch daran liegt, dass die DEG ihren Fans ein gutes Gefühl vermittelt, der Hallenbesuch wirkt unter der 2G-Regelung sicher, und dass das Publikum auf den Oberrang ausweichen kann, hilft ebenfalls dabei, alles zu entzerren. Bleibt nur die Frage, ob das so weitergeht oder nicht bald wieder Geisterspiele anstehen.

(Bernd Schwickerath und Tobias Kemberg)

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