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Das Seuchenjahr der Fortuna

Liste der Mängel des Preußer-Teams ist fast unendlich lang

Nicht immer gingen die Fortunen - hier Florian Hartherz links im Bild - mit vollem Einsatz zur Sache. Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Mit einer Riesen-Enttäuschung und dem Pokal-Aus bei Rot-Weiss Essen war das Jahr 2020 für Fortuna Düsseldorf zu Ende gegangen. Das Spieljahr 2021 endete nun ähnlich bescheiden aus Sicht des Traditionsvereins. Das 0:1 gegen Sandhausen war das letzte traurige Kapitel des Seuchenjahres für Fortuna.

Zum Jahresbeginn hatte das noch etwas anders ausgesehen. Immerhin verlor das Team des damaligen Trainers Uwe Rösler im Januar 2021 keines seiner ersten vier Spiele, holte sechs Punkte und fuhr mit einem guten Gefühl nach Würzburg. Mit der 1:2-Niederlage bei den Kickers nahm das vermaledeite Jahr mit dem Auf und Ab – mit vielen tiefen Tälern und nur wenigen Höhen – seinen Lauf. Immerhin konnte die Mannschaft der  Fortuna auf der Zielgeraden der vergangenen Saison der Konkurrenz um den Aufstieg noch einmal näherkommen. Aber sämtliche Rechenspiele verloren nach der Pleite in Paderborn und dem Remis daheim gegen Braunschweig an Bedeutung. Der mögliche Aufstieg musste abgehakt werden. Selbst das letzte Spiel wurde trotz 1:0- und 2:1-Vorsprung in Fürth noch verloren.

Die Überlegungen und Diskussionen in der Trainer-Frage kamen schnell zu einem eindeutigen Ergebnis: Fortuna wollte es mit einem neuen Übungsleiter versuchen. Aufbruchstimmung, frischer Wind, Offensiv-Fußball angekündigt, Förderung von jungen, hungrigen Spielern auf die Fahne geschrieben – das hörte sich vielversprechend an.

Punktuelle Verstärkungen wurden versprochen. Aber die Abgänge von Kevin Danso und der von Luca Krajnc konnten nicht kompensiert werden, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Im Sturmzentrum war es nach dem Abgang von Kenan Karaman ähnlich. Und im Mittelfeld wird heute immer noch ein technisch starker und kreativer Spielmacher vermisst. Zudem dauerte es zu zu Beginn der Saison 21/22 lange, bis ein schlagkräftiges Team beisammen war.

Nur Khaled Narey konnte komplett überzeugen

Zum Glück für die Fortuna stach zumindest ein neuer Spieler heraus. Khaled Narey war ein absoluter Gewinn und ein Garant für die (wenigen) Punkte, die die Fortuna im zweiten Halbjahr holen sollte. In der Kicker-Rangliste der besten Außen offensiv rangiert Narey zum Jahreswechsel auf Platz zwei. Ohne die Leistungen des 27-Jährigen stünde die Mannschaft wohl noch schlechter da…

Bester Fortune im zweiten Halbjahr: Khaled Narey. Foto: Christof Wolff

Die Probleme der Fortuna wurden schnell offenkundig: Der Abwehr, inklusive Torhüter, unterliefen pro Spiel ein bis drei kapitale Böcke. Und es waren immer andere Spieler, denen das passierte. Vorne war die Fortuna nicht stark genug besetzt, um das immer wieder ausgleichen oder sogar trotzdem zu einem Sieg drehen zu können. Konzentrationsfehler begleiteten das Preußer-Team bis in den Winter. Verletzungen, Sperren und Krankheiten taten ein Übriges. Dass die Fans nicht so unterstützen konnten, wie es die Mannschaft vielleicht gebraucht hätte, kommt hinzu, kann aber nicht als Erklärung gelten, weil es für alle Mannschaften der 2. Liga ein Problem war.

Die Liste mit den Mängeln ist sehr lang: Konzentrationsfehler, unnötige Ballverluste, Stellungsfehler, mangelndes Tempo, wenig Kreativität, fehlende individuelle Klasse, Flanken ins Nirwana, Formschwankungen, keine Effektivität, und es stand nur selten eine richtige Mannschaft auf dem Platz.

Acht von zehn Toren in den letzten zehn Minuten fielen in der Nachspielzeit

Immer wieder wurde auch kritisiert, dass die Spieler nicht an ihre Schmerzgrenze gehen, dass sie zu satt scheinen und zu wenig Leidenschaft und Identifikation zeigen. Oft musste Christian Preußer mit ansehen, wie eine Halbzeit willenlos von seinen Spielern verschlafen wurde. Dafür gab es immerhin wenige deftige Klatschen. Die Äußerung, „wir waren immer nah dran an einem Sieg oder einem Punktgewinn“, ging den Berichterstattern dann aber auch schnell auf die Nerven. Es hat schon mit der Qualität einer Mannschaft zu tun, wenn man so oft in den letzten Minuten oder in der Nachspielzeit Nackenschläge kassiert. Sage und schreibe zehn der 25 Gegentore in der Hinrunde 21/22 sind in den letzten zehn Minuten gefallen, acht in der Nachspielzeit.

Diesen Zusammenhalt würden die Fortuna-Fans auch gerne von ihrem Team auf dem Platz sehen. Foto: Kenny Beele

Was muss besser werden? Der Trainer sollte zügig für seine Spieler ein passendes Spielsystem finden. Die Mannschaft muss endlich kompakter auftreten und möglichst die vielen Pannen verhindern – von der Konzentrationsfähigkeit in den Schlussminuten überhaupt nicht zu reden. Das Wichtigste ist aber: die Spieler müssen mal über sich hinauswachsen, sich quälen und die Arbeitsleistung zeigen, die man von einem gut bezahlten Profi erwartet.

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