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Das lange Warten auf Verstärkung

Warum sich Fortuna Zeit mit Verpflichtungen lässt

Foto: Krings

von Norbert Krings

Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf befindet sich im Trainingslager in Bad Leonfelden. Eine bessere Möglichkeit, nun neue Spieler sportlich und menschlich in den Kader zu integrieren, gibt es wohl kaum. Als Trainer Daniel Thioune gefragt wurde, was für ihn das Wichtigste in den kommenden Tagen in Oberösterreich sei, sagte er, dass Mannschaft und Staff 24/7 beieinander sein können. Doch nur zwei Spieler sind bisher so richtig neu im Kader. Dass dies bis zur Schließung des Transferfensters so bleiben wird, glaubt aber eigentlich niemand. Also ist es keine optimale Ausgangsposition, weitere Spieler nicht dabei zu haben, ein Weltuntergang oder eine Krise ist dies aber auch auf keinen Fall.

Es gibt jedoch viele Fans, die meinen, dass die sportliche Leitung den Start des Transfermarktes verschlafen hat. Die Ungeduld ist riesig, und die Angst zum Saisonstart nicht wettbewerbsfähig zu sein, ist bei diesen Anhängern allgegenwärtig. Da diese Gruppe auch in der Öffentlichkeit und im Umfeld diese Unsicherheit und Ungeduld transportiert, erscheint es so, als hätten Sportvorstand Klaus Allofs und Sportdirektor Christian Weber nach den Vertragsabschlüssen mit Mittelfeldspieler Yannik Engelhardt und Stürmer Vincent Vermeij die Hände in den Schoß gelegt und die Arbeit eingestellt. 

Mit einem leichten Aufgalopp von knapp anderthalb Stunden (!) ging es am Dienstagnachmittag beim ersten Training auf österreichischem Boden los. Foto: Krings

Die eher geduldigen Fans der Fortuna erinnern sich hingegen offensichtlich recht deutlich an die Situation vor einem Jahr, als auch wichtige Spieler wie Jorrit Hendrix und Michal Karbownik erst kurz vor Transferschluss verpflichtet werden konnten. Der Verein hat noch genügend Zeit – einerseits, um die Mannschaft einzuspielen, andererseits, um wichtige Spieler, wie einen Torjäger zu verpflichten. Daniel Thioune ist als Trainer in der Lage, einzelne Spieler schnell zu integrieren und den Spielstil auch daraufhin in gewisser Form anzupassen.

Nur Talente und Perspektivspieler zu verpflichten, reicht nicht

Durch den unterschiedlichen Beginn des Trainings und der Saison in der ersten und zweiten Bundesliga sind die Personalplanungen der Erstligisten noch nicht so weit, dass die Kader soweit abgestimmt sind, dass genau geklärt ist, welche Spieler nicht unbedingt eingeplant werden. Das bedeutet, wenn Zweitligisten Spieler aus den Kadern von Vereinen aus dem Fußball-Oberhaus verpflichten wollen, muss klar sein, wer bei diesen Klubs gebraucht wird, und wer dort keine Rolle mehr spielt. Gerade für Fortuna Düsseldorf ist das wichtig, weil der Verein Spieler benötigt, die möglichst schnell helfen und die Mannschaft verbessern können. Fortuna sind also zwangsläufig die Hände gebunden, denn nur Talente und Perspektivspieler zu verpflichten, hilft kurzfristig nicht weiter, obwohl man weiß, dass Daniel Thioune Spieler besser machen kann.

Fortunas Trainer ist von einer Panikattacke weit entfernt, wenn er auf seine Kaderliste schaut. Die ersten Testspiele haben gezeigt, dass er auf einen Stamm bauen kann, der in der 2. Liga nicht untergehen würde. Natürlich ist der zweite Anzug noch sehr löchrig, und es fehlen noch Ausreißer nach oben auf wichtigen Positionen. Problematisch wären Verletzungen bis zum Saisonstart oder in der Zeit bis zur Schließung der Transferliste, weil einige Spieler derzeit nicht gleichwertig ersetzt werden können. Das Pfeiffersche Drüsenfieber von Tim Oberdorf klingt langsam ab, doch an ein Training und eine Rückkehr in die Mannschaft ist bei Fortunas Nr. 15 noch länger nicht zu denken.

Klaus Allofs und Christian Weber müssen neben der Suche nach neuen Spielern auch die Verhandlungen führen, was die von Christoph Klarer und Ao Tanaka gewünschten Transfers zu Erstligisten angeht. Die Strategie der sportlichen Leitung, die Spieler nur zu einem möglichst hohen Preis abzugeben, sollte ihnen niemand, der mit Fortune hält, verübeln. Einerseits ist wohl klar, dass die Spieler den Verein verlassen werden. Andererseits heißt das allerdings auch, dass Allofs und Weber bisher nicht mit einer bestimmten Summe X planen können, solange die Transfers nicht über die Bühne gegangen sind. Das sorgt dafür, dass ihnen bei möglichen Verpflichtungen die Hände gebunden sind, weil eine Verschuldung durch ein höheres Risiko auch niemand will und auch grundsätzlich durch die Vereinssatzung nicht gedeckt wäre. Aber es sind noch 17 Tage bis zum Saisonstart.

Der Trainer war bereits zum ersten Training mit dem Rad in der Vortuna-Arena in Bad Leonfelden. Foto: Krings

Das sagt der Trainer: „Wir tun gut daran, komplett bei uns zu bleiben. Die Mannschaft hat es beim Testturnier gut gemacht, und das Entscheidende ist ohnehin, dass wir nicht so viel Verletzte haben. Mit diesem Kader könnte man starten und eine ordentliche Runde spielen. Aber wir haben im vergangenen Jahr eben nicht alles kompensieren können. Es kann ohnehin noch passieren, dass sich das eine oder andere Bett im Trainingslager noch füllt.“

Für Daniel Thioune ergibt es Sinn, keine großen Forderungen zu stellen. Er möchte aber nicht gerne mit zweieinhalb Flügelstürmern – wenn man Felix Klaus und Emma Iyoha voll und Jona Niemiec halb zählt – in die Saison gehen. „Da müssen wir uns breiter aufstellen“, sagt er. Auch bei den Stürmern sei das mit Daniel Ginczek, Vincent Vermeij und dem „halben“ Jona Niemiec nicht genug. „Da brauchen wir noch etwas. Und auch wenn uns noch der eine oder andere verlässt, müssten wir da nachlegen“, sagt Thioune, der bewusst die sportliche Leitung aber nicht unter Druck setzen will. Mit Benjamin Böckle („er muss es jetzt zeigen“) plant er als Backup für Linksverteidiger Nicolas Gavory ein. „Er ist da, er darf sich zeigen und soll sich zeigen“, sagt Thioune. Doch der junge Österreicher ist nicht der einzige Spieler, der sich noch steigern darf.

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