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„Wir sind unheimlich stolz“

Timo Boll nach Borussias Pokalsieg

Foto: Kenny Beele

Rekordsieger Borussia Düsseldorf hat beim Final Four in Neu-Ulm zum 28. Mal den deutschen Tischtennis-Pokal gewonnen. Im Endspiel gegen den Dauerrivalen 1. FC Saarbrücken-TT setzte sich das Team von Erfolgstrainer Danny Heister nach einem Halbfinalsieg gegen den ASV Grünwettersbach (3:1) überraschend deutlich mit 3:0 durch. Nach Siegen von Dang Qiu und Anton Källberg beendete Borussia-Idol Timo Boll die Durststrecke des Meisters nach zwei Finalniederlagen in Serie. Im Interview nach der Siegerehrung ordnete Boll den Erfolg ein und blickte schon auf die Herausforderungen der kommenden Wochen.

Herr Boll, Borussia Düsseldorf hat jetzt zum 28. Mal den Pokal gewonnen. In den fünf vergangenen Jahren aber hatte es auch nur einmal zum Pokalsieg gereicht und die Finals der beiden vergangenen Jahren waren verloren gegangen. Was bedeutet dieser Erfolg vor diesen Hintergründen?

Timo Boll: Jeder Titel ist unheimlich wichtig für uns. Es wird von uns bei Borussia schon in gewisser Weise erwartet, Titel zu holen. Deswegen bedeutet jeder Titel, der dann mal wieder kommt, auch eine gewisse Erleichterung. Das macht uns echt happy und nimmt uns schon etwas Druck von den Schultern.

War Düsseldorfs magere Bilanz in den vergangenen Pokal-Jahren im Vorfeld ein Thema in der Mannschaft?

Boll: Wenn man bei Borussia spielt, weiß man, welche Erwartungen bestehen. Das muss einem nicht jeden Tag gesagt werden. Wir haben aber auch gute Jungs, die heiß sind und immer alles geben – das ist das Wichtigste. Weil aber auch jeder weiß, wie stark die Konkurrenz mittlerweile ist, sind wir jetzt schon unheimlich stolz, dass wir es wieder einmal geschafft haben.

Wann hatten Sie im letztlich entscheidenden dritten Einzel gegen Darko Jorgic das Gefühl, dass es passen und Ihnen ein Erfolg gegen die Nummer 14 der Weltrangliste gelingen kann?

Boll: Die Jungs haben natürlich super vorgelegt, die ersten beiden Spiele haben Saarbrücken schon ein wenig demoralisiert. Saarbrücken hat eine riskante Aufstellung gewagt, aber schon durch das erste Spiel, von dem sie sich wohl viel versprochen hatten, war der Plan schon nicht aufgegangen. Das hat man Darko am Anfang auch angemerkt, denn er hat viel gejammert und viel lamentiert. Ich habe mich innerlich aber auch über mich selbst sehr aufgeregt, denn ich hatte schon das Gefühl, dass ich gut dabei bin und einen guten Touch habe, dann aber so viele Chancen bekommen und nicht genutzt. So ist es dann ein enges Match gewesen, bis ich im fünften Satz einen super Lauf gehabt habe.

Hatte Saarbrückens Aufstellung Ihre Mannschaft sehr irritiert, und wie hat Ihr Team darauf reagiert?

Boll: Es hatte uns wirklich etwas verunsichert, weil Saarbrücken im Halbfinale Yuri Muramatsu nach dem ersten Einzel als Nummer eins wieder herausgenommen hatte. Wir waren deswegen wirklich überrascht, dass sie ihn nochmal als Nummer eins aufstellen. Damit hatten wir nicht gerechnet. Aber man muss es eben immer nehmen, wie es kommt. Darko war jetzt auch nicht für das dritte Einzel meine Wunschpartie. Insgesamt ist aber zwischen den Topmannschaften auch so, dass eigentlich jeder jeden schlagen kann.

Alle schwärmen von der begeisternden Kulisse beim Final Four. Wie beurteilen Sie die Atmosphäre?

Boll: Wir hatten erst kurz nach Weihnachten in Hamburg in der Bundesliga gegen Saarbrücken ein Super-Spiel mit 3500 Zuschauern, jetzt wieder ein volles Haus mit 5000 – das ist schon super, und so kann es gerne weitergehen. Wir müssen aber schon immer weiterkämpfen und die Menschen immer wieder neu abholen – am besten mit gutem Sport wie bei diesem Pokalfinale.

Lässt der enge Terminkalender im Tischtennis wenigstens eine Feier des Pokalsiegs zu?

Boll: Über Pläne für eine Feier spricht man im Verein natürlich nicht vorher. Unser Problem ist, dass wir ohne Übernachtung nach Hause zurück müssen, weil es gleich nach Doha zu den WTT-Turnieren in Katar weitergeht. Früher hatte man nach solchen Erfolgen wenigstens ein paar Tage Pause und konnte einen Erfolg auch genießen, aber inzwischen ist es ein hartes Programm und ganz schön brutal.

Worauf richten Sie bei dieser Terminhatz Ihren Fokus?

Boll: Jetzt steht in der Olympia-Qualifikation die entscheidende Phase an.  Da zählen die nächsten vier bis sechs Wochen wirklich sehr. Von daher bin ich ganz froh, dass die Form endlich wieder einigermaßen stimmt. Ich habe gut performt und kann seit längerem mal wieder wirklich zufrieden mit meiner Leistung sein. Jetzt hoffe ich natürlich, das Niveau halten zu können.“

Florian Manzke

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