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Thioune bastelt an einem neuen System

Verändertes Spiel und mehr Konkurrenzkampf bei Fortuna

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Sieben Niederlagen in 17 Spielen ist das Ergebnis von Fortuna Düsseldorf in der Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga. Mehr als acht Siege wären möglich gewesen, wenn die Mannschaft von Daniel Thioune disziplinierter gespielt und so manchen Punktgewinn über die Zeit und nach Hause gebracht hätte. Aber auch fehlende offensive Durchschlagskraft – vor allem in den Auswärtsspielen – sorgte für unnötige Niederlagen. So viel fehlte selten, weil Fortuna nie völlig chancenlos war, wenn man von dem Spiel beim Hamburger SV absieht. Der Trainer hat sich inzwischen viele Gedanken über eine veränderte Spielweise gemacht. Was er für Möglichkeiten hat, soll Gegenstand der folgenden Analyse sein.

Um variabel agieren zu können, benötigt Fortunas Cheftrainer das entsprechende Personal in möglichst gesundheitlich stabiler Form. Aus dem Vollen kann Thioune aber auch zur Beginn der Vorbereitung im Neuen Jahr nicht greifen. Zwar hatte Nana Ampomah in seinen Überlegungen nach dessen Eskapaden ohnehin keine Rolle mehr gespielt. Allerdings hätte er gerne auch Nicolas Gavory mit ins Trainingslager genommen. Dessen Einsatz erscheint realistischerweise nach dessen schwerer Verletzung erst ab März wieder sinnvoll. Auch Daniel Ginczek muss noch an die robusteren Wettkampfformen im Training herangeführt werden, so dass er allenfalls als Joker zum Rückrundenbeginn eingesetzt werden kann, ohne dass der Mannschaftsarzt und die Physios ein Risiko im Einsatz des Ex-Wolfsburgers sehen.

Die Verletzungsfolgen von Gavory schränken auch die taktischen Möglichkeiten auf der linken Seite ein. Michael Karbownik ist in den Trainer-Planspielen auch als Linksaußen denkbar, sobald es eine Absicherung für den jungen Polen auf der Linksverteidiger-Position gibt. Aber da gibt es auch eine andere Lösung. Daniel Thioune wird im Trainingslager verstärkt die Abstimmung in der Dreierkette üben lassen. Das bedeutet, dass Karbownik dann etwas mehr Freiheiten auf der linken Seite hätte und vielleicht im Tandem mit Kristoffer Peterson endlich für mehr Gefahr über links sorgen könnte.

Tim Oberdorf sollte nach seiner starken Vorrunde durch die taktsichen Umstellungen nicht auf der Strecke bleiben. Foto: Kenny Beele

Das Problem, dass sich aus der Spielweise mit Dreierkette ergeben würde: Damit sind sechs Spieler – drei Innenverteidiger, die beiden Außen und der Torhüter – bereits gesetzt. Hinzu käme mindestens ein Stürmer, ein weiterer Außenstürmer, und es blieben nur drei Plätze für gelernte Mittelfeldspieler übrig. Die Mannschaft verfügt aber in Jorrit Hendrix, Marcel Sobottka, Shinta Appelkamp sowie WM-Rückkehrer Ao Tanaka über mindestens vier Spieler, die eine gewisse Qualität für das Spiel der Fortuna mitbringen. Und außerdem ist dabei auch noch nicht berücksichtigt, dass eventuell Tim Oberdorf seine Position in der Abwehrkette verliert und er eigentlich nach seiner Vorrunden-Leistung einen Startplatz – dann vielleicht im Mittelfeld – sicher haben sollte.

Noch einmal zurück zur Abwehrkette: Thioune spielt mit dem Gedanken, Jordy de Wijs als unglaublich robusten und zweikampfstarken Abwehrspieler in die Mitte der Dreierkette zu stellen. Das würde bedeuten, er hätte zur Spieleröffnung auf der linken Abwehrseite keinen Linksfuß. Andre Hoffmann, Christoph Klarer oder eben Tim Oberdorf müssten dann dort einspringen. Keine ideale Situation ergibt sich daraus, aber für große Schwierigkeiten sollte das bei der Qualität dieser Spieler nicht sorgen, und der Niederländer könnte den „Prellbock“ im Zentrum abgeben.

Krsitoffer Peterson könnte einer der Hoffnungsträger werden – falls er endlich einmal auf konsdtantem Niveau agieren kann. Foto: Kenny Beele

Dass Fortuna keinen erfolgreichen Flügelstürmer in der Hinrunde (als Nachfolger von Khaled Narey) zur Verfügung hatte, spielgelte sich auch in den Ranglisten und Statistiken der Zweitliga-Hinrunde wieder. Doch Thioune möchte nun verstärkt auf das Flügelspiel setzen. Er verklausulierte das ein wenig, als er sagte, dass die Fortuna vorne mehr Breite braucht. „Wir haben zu häufig das Zentrum überladen“, sagte Fortunas Trainer.

Mehr gewonnene Zweikämpfe auf der Außenbahn, mehr Tempo beim Konter und bessere und mehr Flanken, die nicht unbedingt nur aus dem Halbraum kommen, würden dem Spiel der Düsseldorfer Mannschaft bestimmt sehr guttun. Dafür kann der Trainer derzeit „nur“ auf Felix Klaus setzen, der sehr schwankende Leistungen gezeigt hat sowie auf Peterson. Der Schwede schien zumindest im Spätherbst des vergangenen Jahres noch in Form zu kommen. Verstärkung auf dem Flügel ist durch den jungen Kwadwo Baah offensichtlich nicht zu erwarten und auch Emma Iyoha zieht es mehr in die Mitte.

Fazit: Daniel Thioune hat nun deutlich gemacht, was seine Mannschaft sein muss, um noch einmal ein ernsthafter Anwärter für die Jägerrolle zu werden: Fortuna darf für den Gegner nicht mehr so leicht auszurechnen sein. Wurde in einem Spiel die Mitte zugemacht, kamen die Fortunen nicht oder nur selten zu gefährlichen Angriffsaktionen, weil dann kaum der Weg über die Flügel gesucht wurde. Das sah bei den Auswärtsspielen, in denen die Mannschaft konsequent über Außen spielte, schon ganz anders aus. Doch zu oft konnten sich die Mannschaften auf das Spiel der Fortuna gut genug einstellen, die Variabilität und die Mittel fehlten zu oft, um gegnerische Mannschaften vor unlösbare Aufgaben zu stellen.

Da sich personell in diesem Winter wohl nicht mehr allzu viel tun wird, muss das Trainerteam versuchen, Lösungen zu finden, die zum Kader passen. Tempospiel wird das nicht unbedingt sein, weil letztlich die Spielertypen dazu fehlen. Und ein Karbownik allein, sorgt nicht für diese Unberechenbarkeit. Aber Überzahl auf den Flügeln zu schaffen, könnte eine Lösung sein. Doch dann muss auch, wie der Trainer es immer wieder gefordert hat, die Box entsprechend gut besetzt sein, um Abnehmer für die Flanken zu haben. Dazu sollte auch das Mittelfeld noch torgefährlicher werden und öfter, auch aus entfernteren Lagen den Abschluss suchen. 

Die Spieler müssen alle daran glauben, dass noch etwas möglich ist. Daher kommt es unabhängig von allen taktischen Vorgaben darauf an, wie Fortuna in die Rückrunde starten wird. Da ist dann kein abwartendes, sondern ein zupackendes Spiel gegen Magdeburg und viel Mut in Paderborn gefragt, um die Fährte der Spitzenteams aufzunehmen. Mit einem positiven Start wäre vielleicht dann noch etwas möglich…

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