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Tanzen als Lebenselixier

Jenny Breising und Mathias Beckmann glänzen auf dem Parkett

Foto: Boston Club

von Norbert Krings

Es sind die ästhetischen Bewegungen, die coole Musik und die sportliche Eleganz, die das Tanzen ausmachen. Jennifer Breising und Mathias Beckmann beherrschen ihren Sport in Perfektion. In der Mastersklasse ist das Tanzduo vom Boston Club Düsseldorf sehr erfolgreich, hat bei den Weltmeisterschaften das Semifinale erreicht, wurde Dritte beim Deutschlandpokal und ist aktueller Landesmeister von Nordrhein Westfalen. Wir stellen Jenny Breising (36 Jahre) und Mathias Beckmann (36) vor, die als Amateure so viel Zeit und Aufwand in ihren Sport stecken und sich vor allem auf die lateinamerikanischen Tänze konzentrieren.

Seit April 2018 tanzt das Paar zusammen. Die Düsseldorferin ist im Boston Club quasi groß geworden. Mit sieben Jahren hatte sie nach einem Tipp ihrer Oma in der Kindergruppe des Vereins angefangen, nachdem sie bereits vier Jahre zuvor als Ballettküken ihre tänzerische Karriere gestartet hatte. „Ich habe hier damals die glitzernden Kleider gesehen und war hin und weg“, beschreibt sie die ersten Eindrücke vom „Club-Leben“. Breitensport-Turniere gab es dann für sie bereits in ihrer Jugend. „Da sind wir schon als Kinder über die Dörfer gefahren und haben Turniere getanzt“, erzählt Jenny Breising. Mit ihrem aktuellen Trainer Michael Schneider, den sie sogar als Ziehvater bezeichnet, ging es dann in der Erwachsenengruppe mit wechselnden Tanzpartnern weiter. 

Jennifer Breisung und Mathias Beckmann freuen sich über den 3. Platz beim Deutschlandpokal. Foto:BC

Lange Zeit hatte sie dann keinen Tanzpartner, denn es passte damals nicht so richtig. Inzwischen hat sie Mathias Beckmann gefunden, der „klassisch“ mit dem Freundeskreis als 14-Jähriger den Weg zu einem Tanzkurs gefunden hatte. „Ich habe dann immer weitergemacht, weil an der Tanzschule auch ein Verein angegliedert war“, berichtet Mathias Beckmann. Die Bitte einer jungen Dame, es doch mal mit Turniertänzen zu probieren, hatte er dann nicht abschlagen können und konnte auch erste Erfolge feiern – allerdings dann mit einer anderen Partnerin und ein paar Jahre später, weil die erste Partnerin ihn kurz vor dem Start ins Turniergeschehen sitzengelassen hatte.

Aus Rheine, „vom Land“ kommend, wo es nicht die besten Möglichkeiten für diesen Sport gab, studierte Mathias dann in Bochum, lebte in Essen und tanzte in Oberhausen. Mit einer neuen Partnerin, mit der er letztlich zehn Jahre zusammen tanzen sollte, hatte er dann immer mehr Spaß am Turniertanz entwickelt. Als sich dann auch diese Partnerin anders orientierte und eine Familie gründete, machte Mathias Beckmann ein Jahr Pause und lernte in dieser Zeit per Facebook seine heutige Partnerin Jenny Breising kennen. Es passte auf Anhieb mit den beiden Tänzverrückten im gleichen Alter, und die Erfolge gaben dem Duo schon von Anfang an die Motivation, als sportliches Paar immer besser zu werden. Im „normalen Leben“ sind sie übrigens kein Paar. Ihre Partner sind allerdings ihre größten Fans, aber auch die ehrlichsten Kritiker – außer den Trainern natürlich.

Der Reiz an diesem Sport ist für Mathias Beckmann die Möglichkeit und Herausforderung, immer wieder etwas Neues lernen zu können. Der Wettbewerbsgedanke spielt auch für seine aktuelle Tanzpartnerin eine große Rolle. Die künstlerische Komponente, das Widerspiegeln von verschiedenen Gefühlen bei den unterschiedlichen Tänzen und die Verbindung aus Sport mit Musik ist für Jenny Breising ausschlaggebend. „Zudem muss man beim Tanzen auch den Kopf benutzen, da muss neben dem tänzerischen Können auch alles andere passen“, sagt die Tänzerin des Boston Clubs. „Ich habe härter dran zu nagen, wenn wir mal nicht so erfolgreich sind“, schiebt ihr Tanzpartner nach und trifft damit nicht auf Zustimmung bei seiner Partnerin. „Ich muss schlechtere Tage dann erst mal verdauen. Ich gehe dann gerne in die Küche und backe, um das zu kompensieren“, sagt sie. Dann geht es aber schnell weiter, weil beide sagen, aus nicht so guten Ergebnissen am meisten lernen zu können.

Jenny Breising und Mathias Beckmann bei einer kurzen Trainingspause.. Foto: Krings

Wenn es um Zielstrebigkeit und den Blick für Verbesserungen geht, dann legt Jenny Breising vor. „Ich bin mehr im Hier und Jetzt, mir fehlt da der Weitblick. Jenny ist da sehr viel organisierter“, räumt Mathias Beckmann ein, als er über die sportliche Entwicklung des Paares spricht. In der Hauptgruppe II der Klasse S erreichte das Paar des Boston Clubs im vergangenen Jahr bei der Konkurrenz um den Deutschlandpokal den dritten Platz. In der zweiten Klasse, in der die beiden starten, der Mastersklasse, gibt es eine Deutsche Meisterschaft. Und da wurden Jenny Breising und Matthias Beckmann Fünfte. Das größte Erlebnis war dann im vergangenen Jahr die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Rotterdam. „Da haben wir direkt das Semifinale erreicht und dürfen uns darüber freuen, uns als vierzehntbestes Paar der Welt bezeichnen zu dürfen“, erklärt Jenny Breising. „Das war schon sehr cool.“ Zuvor hatte das Paar noch nie das Semifinale „geknackt“ und wurde gleichzeitig drittbestes deutsches Paar.

Derzeit überlegt das Paar oder eher die männliche Hälfte des Duos, eventuell doch noch Zeit in die Standardtänze zu investieren. Aber das wäre noch einmal mehr Aufwand, trotz der Erfahrungen, die Mathias Beckmann in diesem Bereich bereits gesammelt hat. Die Trainer Michael Schneider und Oliver Kästle würden das befürworten, sie sind allerdings auch nicht immer dabei, wenn sich das Paar gemeinsam mit anderen Paaren oder allein vorbereitet. Zudem profitiert das Paar von den Privatstunden mit den deutschen Vizemeistern Anna Salita und Artur Balandin zusammen, von denen sie auf wichtigen Turnieren sogar auch betreut werden. „Für mich ist dieses Paar eine absolute Inspiration“, sagt Jenny Beising über die Showdance-Weltmeister des vergangenen Jahres, die auch die Jugend im Boston Club trainieren. „Die Unterstützung der Beiden ist für uns unbezahlbar.“

Jenny und Mathias sind noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Sie glauben, dass noch weitere Erfolge möglich sind. „Vielleicht waren wir noch zu zurückhaltend in dem, was wir auf der Tanzfläche an Selbstbewusstsein ausgestrahlt haben. Unsere Performance war noch nicht auf den Punkt“, erklärt der Tänzer, der mit seiner Partnerin hofft, bei der nächsten WM Ende Oktober in die Finalausscheidung zu kommen. Das ist etwas, wofür sich beide in der Lage fühlen. Vom Potenzial und vom Trainingsfleiß erscheint das als kein zu utopisches Ziel. Ihre Faszination für ihr Lebenselixier Tanzsport hat noch nicht den Höhepunkt erreicht…

Wissenswertes zum Tansport:
Lieblingstanz:
Die schnellen Tänze liebt Mathias, Jive ist sein Favorit. Bei Jenny ist es immer wieder ein wenig unterschiedlich, aber am Ende ist es die Rumba („die verzeiht gar nichts“).
Training: Dreimal bis viermal die Woche, zwei bis drei Stunden – vor Meisterschaften ist dann ein größerer Umfang notwendig – und nicht nur in Düsseldorf, auch beim zweiten Verein in Leverkusen. Es gibt zudem Workshops von weltbekannten Trainern. Zudem geht es ins Gym, und es es steht noch Lauf- und Zirkeltraining an.
Vorbereitung: Bis es auf die Fläche geht, dauert das Ankleiden und Schminken bis zu drei Stunden – bei beiden Tanzpartnern.
Aufwand: Es gibt die Unterstützung durch den Verein und den Verband, aber alles andere wird von den Tänzern selbst getragen wie die Outfits, die Kosmetik, die Fahrten zu den Turniern, die Workshops. Noch fehlt ein größerer Sponsor.
Tanzklassen: D, C, B und A-Klasse, dort hat das Paar gemeinsam angefangen. Punkte und Platzierungen sind für die Einstufung wichtig. Die S-Klasse ist die höchste Klasse mit zwei Hauptgruppen. Dorthin ist das Paar mit dem Meistertitel der Hauptgruppe II A dann aufgestiegen. In der Hauptgruppe S tanzen Paare, die das hauptberuflich tun. Daher ging es dann im Alter von 35 Jahren in die Masters-Klasse. Da man als Paar in zwei Klassen tanzen kann, blieben die beiden dann auch in der Hauptgruppe II und der MAS S.  
Musik: Man weiß nie, was bei den Turnieren gespielt wird. Ein DJ sucht die Musik jeweils aus. Die Takte pro Minute sind allerdings vorgegeben. Die Paare wissen erst auf der Fläche, welche Musik drankommt. Für jeden Tanz gibt es eine eingeübte Choreografie. Auch die Zeit des Titels ist nicht genau vorgegeben, muss jedoch eine Mindestlänge erfüllen.
Hebefiguren: Diese Figuren sind außerhalb der Sektion Showtanz verboten. Die Dame darf den Boden aus eigenem Antrieb nur für eine Sekunde verlassen, sonst handelt es sich um einen Lift, und der ist verboten.
Berufe: Mathias Beckmann ist beruflich als Bauingenieur im Hochbau unterwegs, Jenny Breising ist Account Director in einer Marketing-Agentur.

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