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Tanaka geht alles nicht schnell genug

Der Japaner im Fortuna-Trikot hat großen Ehrgeiz

Foto: Wolff

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf setzt auf einen 22 Jahre alten Japaner, der besondere Eigenschaften mitbringt, überrascht, wenn er erzählt, was er in Deutschland ganz besonders vermisst und eine Extraschicht nach der anderen einlegt, um Erfolg zu haben. Ao Tanaka ist offensichtlich ein ganz spezieller Mensch und Fußballer, der die Geschichte des Traditionsklubs sicherlich bereichern wird.

Ao Tanaka ist ehrgeizig. Keine schlechte Eigenschaft, wenn man fern von daheim seinem Beruf nachgeht. Das hört man unweigerlich heraus, wenn man mit ihm spricht. Die Verständigung ist zwar derzeit nur mit dem Dolmetscher möglich, der auch beim Training dabei ist, um die komplizierteren Anweisungen von Christian Preußer an den japanischen Fußballer zu übermitteln.

Doch der 22-Jährige lernt fleißig deutsch und stellt sich den ihm gegenübersitzenden Journalisten schon einmal nahezu phonetisch perfekt vor, wenn auch etwas zögerlich. Er will unbedingt viel in kurzer Zeit lernen, und das gilt auch für den Sport. „Ich möchte mich schnell an den Fußball in Deutschland gewöhnen. Er ist athletischer und kampfbetonter als bei uns in Japan“, sagt Tanaka, der auch ehrlich genug ist, um einzuräumen, dass er ab und an Heimweh verspürt.

Fortuna hat sich als erstes um Tanaka bemüht

Von seiner Familie spricht er in diesem Zusammenhang nicht, dafür von seinem Badezusatz, den er hier in Deutschland offensichtlich nicht erwerben kann und am meisten vermisst. Vielleicht hatte er auch noch einfach nicht genügend Zeit, um sich im japanischen Viertel rund um die Immermannstraße in Düsseldorf danach umzuschauen.

So lange ist er zudem noch nicht wieder in der Stadt. Denn die Olympia-Teilnahme für sein Land, also quasi vor der eigenen Haustüre, war ihm so wichtig, dass er erst danach für die Fortuna – inzwischen zweimal – auflaufen konnte. Uwe Klein sagt, dass er Tanaka schon lange auf dem Schirm hatte, der 22-Jährige selbst erklärte, dass das Engagement ganz kurzfristig zustande kam. „Ich habe mich für Düsseldorf entschieden, weil sich der Verein als erstes und sehr aufwändig um mich bemüht hat“, sagt der Japaner, der gar nicht wusste, dass Düsseldorf die Stadt ist, in der die meisten Japaner in Europa leben.

Auf dem Weg zum großen Star – Ao Tanaka? Foto: Christof Wolff

„Daher ist es für mich auch nicht so schwer, hier gut zu essen“, sagt er und verkündet, dass er sehr gerne Fisch isst und den am liebsten groß. Für einen Japaner wirkt er mit 1,80 ziemlich lang, allerdings ist er auch sehr schlaksig und dadurch beweglich. „Wenn ich ihn an einem eigentlich freien Tag im Fitnessbereich treffe, sehe ich, dass er alles dahinein legt, möglichst fit zu sein“, sagt sein Trainer Christian Preußer über ihn. Und Tanaka übt auch regelmäßig nach dem Training noch Fernschüsse und Freistöße.

Selbst mit Appelkamp spricht der 22-Jährige Englisch

Fortuna hofft also nun, dass ihr ein dicker Fisch in Person von Ao Tanaka ins Netz gegangen ist. Der 22-Jährige ist mehr als nur ein Talent, auch weil er alle Positionen im Mittelfeld ausfüllen kann. „Ich spiele am liebsten auf der Sechs und genieße es, wenn mein Anspiel nach vorne in den freien Raum den Mitspieler gut erreicht.“ Am liebsten wäre es ihm wohl, wenn der Passempfänger Shinta Appelkamp ist, weil er mit ihm sehr gut zusammenspielen könne. Die Verständigung mit dem Halbjapaner erfolgt übrigens in Englisch. Da wären wir wieder beim Thema Ehrgeiz, denn Tanaka möchte so schnell wie möglich seine Sprachkenntnisse, vor allem in Englisch verbessern.

Letztlich könnte Fortuna nur eine Durchgangsstation sein. Denn Tanaka will hoch hinaus und mit den Besten kicken. „Ich hatte gehofft, dass wir mit der Fortuna direkt weiter oben in der Tabelle stehen würden“, sagt er. „Aber Fußball ist eben nicht berechenbar.“ Das gilt offensichtlich für diesen Sport auch in Japan so.

Um sich weiter zu verbessern und seine neuen Mannschaft noch besser kennenzulernen, verzichtete Tanaka auf die Spiele mit der japanischen Nationalmannschaft. Er hätte wohl kaum gespielt, wie er meint, weil drei, vier andere Japaner, die in Europa spielen, noch vor ihm rangieren. Er möchte nach dem Stammplatz in der Olympiasauswahl seines Landes dann auch Stammspieler in der „richtigen Nationalmannschaft“ sein. Also tut er alles, damit er und sein derzeitiger Verein Erfolg hat. Das kann der Fortuna und Tanakas Mitspielern nur recht sein. Das Talent zu einem großen Spieler hat der 22-Jährige. Er darf jetzt nur nicht an seinen eigenen vielleicht zu ehrgeizigen Zielen scheitern.

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