von Bernd Schwickerath
Colin Dehnke gilt als einer der schnellsten Spieler der Skaterhockey-Bundesliga. Am liebsten sprintet der Verteidiger der Düsseldorf Rams von hinten los an allen vorbei. So lief auch seine Saison, zur Krönung darf er nun erstmals zur Europameisterschaft.
Wenn man sich eine Sportgeschichte malen kann, sähe sie in etwa so aus: Ein Kind fängt bei einem Verein in der Region an, durchläuft jahrelang alle Jugendteams, schafft bis in die erste Mannschaft, überzeugt auch dort und bekommt irgendwann einen Anruf vom Bundestrainer, dass er für das nächste große Turnier fest mit ihm plant.
Exakt das ist die Geschichte von Colin Dehnke. Seit 2004 spielte der bei den Düsseldorf Rams Skaterhockey, erst bei den Bambini, mittlerweile bei den Herren in der Bundesliga, und am Wochenende geht es nach Duisburg zum Lehrgang der Nationalmannschaft. Was insofern wunderbar passt, als dass dort ein paar Tage später die Europameisterschaft ansteht. Und um was es da geht, daraus macht Colin Dehnke kein Geheimnis: „Wir fahren hin, um Europameister zu werden. Das ist ganz klar das Ziel.“
42 Punkte in 19 Spielen
Dass der 24-Jährige „wir“ sagen kann, stand vor der Saison noch gar nicht fest. Der Verteidiger erlebte zwar bereits Länderturniere im Nachwuchsbereich, für die Herren hatte es bislang aber nicht gereicht. Erschwerend kam hin, dass die Europameisterschaften 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurden. Nun gibt es wieder eine, und Dehnke ist dabei, spielte er doch eine überragende Vereinssaison mit den Rams.
Deswegen sei ihm schon „das ganze Jahr über klar“ gewesen, dass es diese Saison mit der EM-Premiere klappen würde. „Ich habe auch viel mit dem Nationaltrainer gesprochen, da war es keine große Überraschung.“ Denn am Ende der Saison hatten nicht nur seine Düsseldorfer den anvisierten Klassenverbleib geschafft und waren in die Play-offs einzogen, Dehnke selbst erlebte gar das beste Jahr seiner Karriere: 21 Tore und 21 Vorlagen nach 19 Spielen. Seine 42 Scorerpunkte reichten ligaweit für Platz 13 der Rangliste – und waren der Bestwert aller Verteidiger!
„Sehr, sehr zufrieden“ blicke er darauf zurück, sagt Dehnke. Und auch die Teamleistung könne sich sehen lassen: „Wir haben sogar Play-offs gespielt. Da sind wir zwar gegen Köln ausgeschieden, aber wir waren mit der Saison sehr zufrieden, darauf können wir aufbauen.“
Ob es in den nächsten Jahren weiter bergauf geht mit den Rams, das wird auch an Colin Dehnke liegen. Mit 24 ist er bereits einer der Führungsspieler – und ein Gesicht der Mannschaft. Schon mit sechs Jahren flitze er im Sportpark Niederheid mit Inlineskates durch die Halle. Nur für eine Saison ging er weg. 2018 war das, nach Lüdenscheid. „Ich wollte mal etwas anderes sehen, das war eine gute Erfahrung. Aber nach dem einen Jahr ging es wieder zurück. Ich habe vorher schon gesagt, dass wieder zurückkomme“, sagt Dehnke und nennt die Rams gar „meine große Liebe“.
Dabei kommt er eigentlich gar nicht aus Düsseldorf, sondern aus Remscheid. Aber sein Vater hatte selbst früher selbst gespielt und war bei den Rams Jugendtrainer. Die Leidenschaft ging auf den Sohn über, auch die fürs Eishockey. Und auch da hat es ihn nach Düsseldorf verschlagen. Am Dienstagabend war er selbstredend als Fan beim 4:2 der DEG gegen Berlin.
Übers Tempo in die Nationalmannschaft
Jahrelang fuhren Vater und Sohn also zusammen zu Training und Spielen. Anfangs war Colin noch Stürmer, erst später wechselte er auf seine jetzige Position. Deswegen sei sein „Abschluss auch nicht ganz verkehrt“, sagt er. Aber seine größte Stärke ist seine Schnelligkeit. Wenn er den Ball erobere oder zugespielt bekomme, „kann ich von hinten raus mit Tempo an vielen vorbei ziehen“, sagt er. Und ist sich sicher, „dass mich meine Schnelligkeit zur Nationalmannschaft gebracht hat“.
Welche Rolle er da einnimmt, steht allerdings noch nicht fest. Muss er sich als Neuling erst mal hinten anstellen? Oder darf er als einer der besten Verteidiger der Bundesliga-Saison auf einen Platz in den vorderen Reihen und in Überzahl hoffen? Dehnke weiß es noch nicht. „Wir hatten bislang nur ein paar Lehrgänge. Jetzt am Wochenende beim Trainingslager werden die Reihen festgelegt.“ Was er aber weiß: Am Ende soll der Titel stehen. Das wäre der vorläufige Höhepunkt dieser netten Sportgeschichte.
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