D.SPORTS

Home of Sports

Liga-Alltag nach Pokal-Trauma

Ereignisse in Nürnberg werden Fortuna noch lange begleiten

Ohne Worte - Foto: Imago

von Norbert Krings

Der Alltag hat die Fortuna wieder – doch das Pokal-Trauma schwirrt immer noch durch die Köpfe der Spieler, Trainer, Vereinsverantwortlichen und vor allem auch der Fans. Selten sind ein Spiel und dessen Begleiterscheinungen verständlicherweise so heftig und so heftig nachgekartet und diskutiert worden wie nach dieser Begegnung und das unglückliche und gleichermaßen überflüssige Pokal-Aus. Das übertrifft sogar noch die Enttäuschung nach dem Pokal-Ausscheiden in Saarbrücken vor drei Jahren, als der Einzug ins Halbfinale verspielt worden war.

Jetzt gilt es dennoch, den Schalter umzulegen, um wieder in der Liga Fuß zu fassen. Noch mehr als zuvor sind die Spieler allerdings nun gefragt, mit ihrer Einstellung zu zeigen, dass sie sich nicht verstecken und alles geben, um die vielen Enttäuschungen einer leidvollen Saison zumindest ein wenig vergessen zu machen. Doch das Vertrauen bei den Fans ist erst einmal verspielt. Das müssen sich Kapitän Andre Hoffmann und alle anderen aus der Mannschaft erst wieder verdienen.

Schon vor der Pressekonferenz war angekündigt worden, dass sich Trainer Daniel Thioune in dem Gespräch mit den Medienvertretern nur auf das Spiel gegen Sandhausen am Sonntag konzentrieren wolle. Doch der letztlich so enttäuschende Auftritt der Mannschaft in Nürnberg mit dem unrühmlichen Ende, spielt weiterhin eine große Rolle – auch in den Köpfen aller Beteiligten. Das lässt sich nicht so einfach abschütteln. Das Geschehen von Mittwochabend ist auch nicht vom Liga-Alltag abzukoppeln. Dafür ist in Nürnberg zu viel passiert und einiges schiefgelaufen.

Wie werden die Fans ihre Mannschaft empfangen?

Es ist spannend, zu beobachten, wie die Fans die Spieler am Sonntag in der Arena begrüßen werden. Sicherlich wird es zwei Gruppen geben. Die eine wird die Mannschaft mit gemischten Gefühlen, aber Applaus empfangen, weil sie hoffen, dass eine Trotzreaktion kommt und die Mannschaft sich ihrer Verantwortung bewusst sei, alles dafür zu geben, die Schmach vergessen machen zu wollen. Die andere Gruppe der Anhänger wird ihre Wut rauslassen müssen, weil die Enttäuschung über das mangelnde Verantwortungsbewusstsein der Mannschaft und die Unfähigkeit, ein Spiel über die Zeit zu bringen oder deutlich früher zu entscheiden, immer noch so groß sein werden. 26.000 Zuschauer werden gegen Sandhausen erwartet.

„Es ist mal wieder der Zeitpunkt, ein großes Lob an die Fans auszusprechen“, erklärte Daniel Thioune, für den es nicht selbstverständlich ist, dass so viele Anhänger ihre Mannschaft auswärts begleiten. „Darüber habe ich auch mit den Spielern gesprochen, weil wir den Fans sehr dankbar sind.“ Er habe überhaupt kein schlechtes Gefühl am Sonntag ins Stadion zu kommen. „Ich habe einfach gemerkt, seitdem ich hier bin, dass man hier, wenn es dann kritischer wird, auch zusammensteht.“ Genau das sei es, worauf der Trainer auch am Sonntag hofft.  

Beide Reaktionen sind verständlich und nachvollziehbar. Umso wichtiger wird aber sein, wie die Spieler das verarbeiten und sich auf den unbequemen Gegner aus Sandhausen konzentrieren können. Das gilt im Übrigen auch für den Trainer, der ebenso ungeschickt in der Pressekonferenz reagierte, wie das auch Andre Hoffmann auf dem Platz direkt nach dem Elfmeterschießen im Interview mit einem Pauschallob für seine Mannschaft getan hatte.

Einen Tag danach hatte Daniel Thioune bereits versucht, das Ganze einigermaßen zurechtzurücken. Aber auch da wird etwas zurückbleiben, was dem Trainer im Ansehen der Fortunen nicht unbedingt steigen lässt. Seine vielleicht missverständliche Äußerung, dass er bei der Auswahl der Elfmeterschützen gar nicht anwesend gewesen sei, weil er sich um ein körperliches Problem kümmern musste, ist ebenfalls überhaupt nicht gut angekommen. Er hatte dann im Nachgang erklärt, dass die Elfmeterschützen bereits vorher festgelegt worden waren und alle davon betont hätten, sich völlig sicher zu sein.

Die Auswirkungen eines Fehlschusses von einem Youngster, der sich im Gegensatz zu einigen vermeintlichen Stars und Routiniers in der Mannschaft nicht gescheut hatte, vom Punkt aus anzutreten, waren in dem Moment der Entscheidung wohl niemandem der Trainer und Mannschaftskollegen bewusst gewesen. Das aber gehört eigentlich zur Fürsorge für einen Spieler, der sein Debüt in der Profi-Elf gegeben hat. „Er wird am Sonntag im Kader sein“, erklärte Thioune, der den 21-Jährigen schon länger beobachtet hat, ihn leider aber nicht wegen mehreren Verletzungen nicht früher hochziehen konnte. „Wir wollen nicht zu viel und zu früh Dinge einfordern, aber er wird am Sonntag zur Verfügung stehen.“ Er könnte auf jeden Fall mit seinen Qualitäten ein Faktor für Fortunas Spiel sein. 

Ohne „Zimbo“ und Karbownik, aber mit der Dreierkette von Mittwoch

Hin zum Sandhausen-Spiel: Sollte es personell Veränderungen geben? Michal Karbownik und Matthias Zimmermann werden weiterhin nicht zur Verfügung stehen. Die Besetzung der Dreierkette wird sich deshalb wohl auch nicht verändern. Eigentlich ist es sogar sinnvoll, der Startelf von Nürnberg eine erneute Chance zu geben. Ein gutes Zeichen wäre es allerdings, Jona Niemiec an der Seite von Dawid Kownacki stürmen zu lassen. Der Youngster müsste dann allerdings über seinen Fehlschuss so halbwegs hinweg und mental entsprechend aufgebaut worden sein. Denn ihm persönlich nimmt keiner diesen Fehlschuss übel. Niemiec ist derzeit wohl die bessere Alternative im Vergleich zu Rouwen Hennings, Daniel Ginczek sowie Kristoffer Peterson in der Spitze. Zudem muss Emmanuel Iyoha ohnehin als Schienenspieler auf links in Ermanglung eines geeigneten Linksverteidigers aushelfen.

Daniel Thioune versuchte, sich ganz auf die bevorstehende Partie gegen den SV Sandhausen zu konzentrieren. Foto: Kenny Beele

Sandhausen hat zuletzt keine gute Form bewiesen, musste gegen Darmstadt eine deutliche 0:4-Schlappe hinnehmen und ist auf Platz 15 mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Tabellenletzten aus Magdeburg abgerutscht. Diesmal wäre es fatal, wenn die Fortuna in dieser heiklen Situation erneut als Aufbaugegner zur Verfügung stehen würde. Die letzten beiden Partien gegen den unbequemen Gegner aus Sandhausen gingen übrigens beide mit 0:1 verloren. 

Auch Sandhausen ist gegen Freiburg am Dienstag aus dem Pokal ausgeschieden, musste aber beim 0:4 nicht über 120 Minuten gehen. „Es wird in dieser Hinsicht aber am Sonntag keine Ausrede von uns geben, dass wir eine größere Belastung in den Beinen haben“, sagte Fortunas Cheftrainer. Seine Spieler wollen und sollen dafür sorgen, dass Düsseldorf in der Tabelle nicht weiter absackt, sondern eher noch das Beste aus der Situation für die verbleibenden 15 Spiele macht.

Das hofft auch Andre Hoffmann, dem es immer noch weh tut, dass man unverdienterweise ausgeschieden sei, weil man nicht in der Lage war, dieses Spiel nach Hause zu bringen, angesichts der Überlegenheit in der zweiten Hälfte und der Mehrzahl der Chancen. „Wir werden etwas länger brauchen als gewöhnlich, um das zu verdauen“, sagte der Kapitän. „Wir wollen ein anderes Gesicht zeigen und ich bin davon überzeugt, dass wir das schaffen.“ Punkte sammeln und Aufholen müsse das Ziel sein. „Ich traue uns zu, dass wir den Anschluss nach oben wieder herstellen können“, sagte Hoffmann, der sich an dieser Aussage dann am Saisonende messen lassen muss.

Aufstellung Fortuna:
Kastenmeier – Oberdorf, Hoffmann, Klarer – Klaus, Tanaka, Sobottka, Iyoha – Appelkamp – Kownacki, Hennings
Kader: Gorka – Niemiec, de Wijs, Hendrix, Böckle, Uchino, Ginczek, Fernandes Neto, Peterson

Teilen

Verpasse keine News mehr und abonniere unseren Newsletter