Ein Sieg am Sonntag bei Blau-Weiß Aachen am letzten Spieltag in der Bundesliga und die Tennisspieler vom Rochusclub könnten tatsächlich noch Deutscher Meister werden. Voraussetzung dafür ist ein Unentschieden der direkten Konkurrenten. Eine Titelchance hatten dem Team vom Rolander Weg vor Saisonbeginn selbst kühnste Optimisten nicht eingeräumt. Teamchef Detlev Irmler (74) ist es aber wieder einmal gelungen, junge Talente zu verpflichten, die sich stark entwickelt haben. Im Interview mit der Sportstadt Düsseldorf blickt er auf das letzte Spiel am Sonntag und darüber hinaus.
Herr Irmler, wie gut kennen Sie sich mit Märchen aus?
(lacht) Ich bin kein Märchenonkel, ich bin Realist. Aber man unterstellt uns beim Rochusclub, dass wir vielleicht ein Märchen zustande bringen dieses Jahr.
Wäre das denn tatsächlich ein Märchen, wenn Ihre Mannschaft am Sonntag Deutscher Tennismeister werden würde?
Ja, denn am Anfang der Saison habe ich noch über den Abstiegskampf gesprochen und das war nicht unrealistisch. Vom Etat her sind wir im unteren Drittel der Liga angesiedelt. Wir haben sehr viele junge Spieler im Team, bei denen wir nicht wussten, wie sie sich entwickeln und spielen werden. Aber dass wir jetzt am letzten Spieltag ein Zipfelchen der Deutschen Meisterschaft sehen, das ist völlig unerwartet.
Für wie realistisch halten Sie, dass aus dem Zipfelchen mehr werden kann?
Wir werden uns so aufstellen, dass wir alles dafür tun können, um die letzte Partie bei Blau-Weiß Aachen zu gewinnen. Das ist die Voraussetzung. Wir brauchen aber auch die Unterstützung der Rivalen von Lambertz Aachen und Gladbach, die beiden müssten unentschieden spielen. Das ist mit Blick auf die Stärke beider Teams nicht ausgeschlossen. Deshalb könnten wir doch noch der lachende Dritte werden.
Wie ist das möglich, dass Sie ihre eigene Mannschaft so unterschätzt haben?
Man muss einfach feststellen, dass unser großes Plus die Stärke in den Tiebreaks war. Das ist vorab schwer kalkulierbar, vielleicht vergleichbar mit Elfmeterschießen im Fußball. Vor allem freut mich der Auftritt der jüngeren Spieler, die gereift sind und dann auch wirklich überraschende Ergebnisse erzielt haben.
Irmler: „Wir könnten noch der lachende Dritte werden“
Haben Sie beim Oberbürgermeister vorsorglich den Rathausbalkon für die Meisterfeier angefragt?
Nein, nein (schmunzelt). Ich bedrucke auch keine Shirts mit Aufdruck im Voraus. Wir warten ab und spielen gelassen unsere Partie. So oder so freuen wir uns über diese Saison. Der Oberbürgermeister Thomas Geisel hat bei uns auch vorbeigeschaut und war begeistert. Diese Spielzeit war etwas ganz Besonderes und gibt Anlass zur Hoffnung, dass in Düsseldorf weiter Weltklassetennis im Rahmen der Bundesliga gespielt wird.
Wie zukunftsträchtig ist denn diese Entwicklung beim Rochusclub?
Der Erfolg unserer Mannschaft hat eine Menge bewegt. Auch die Zusammenarbeit mit Jung von Matt, die ich für den Marketingbereich engagiert habe, hat sich voll ausgezahlt. Unter anderem hatten wir ja die Aktion mit dem Tennisplatz auf der Kirmes. Das war ein Novum, das weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt hat.
Irmler: „Die Saison gibt Anlass zur Hoffnung, dass in Düsseldorf weiter Weltklassetennis im Rahmen der Bundesliga gespielt wird.“
Gerade auch wegen der vielen Prominenten, die sich da eingefunden haben…
Genau und mit Jung von Matt im Rücken und unserem neuen Hauptsponsor Allpresan hoffen wir, dass wir nicht nur einen überragenden Mast auf unserem Schiff haben, sondern das Boot insgesamt stabiler wird. Wir wünschen uns ein breiteres Fundament an Sponsoren, um eine Saison mit der klaren Zielsetzung Titel oder oberes Drittel angehen zu können. Das wäre mein Wunsch, denn die letzten Jahre haben wir uns hier immer auf so dünnem Eis bewegt: Ein Wunder, dass wir nicht eingebrochen sind.
Spüren Sie so etwas wie Tennisbegeisterung in Düsseldorf?
Ja, so eine Begeisterung spüre ich sehr deutlich und die wollen wir dauerhaft hier haben. Wir haben den besten Zuschauerschnitt der Liga und ich werde Montag nach Abschluss der Saison – ganz gleich wie es für uns ausgeht – wieder versuchen, ein Fundament der Sponsoren zu sichern, um die neue Saison planen zu können. Ich habe ein Händchen dafür, Talente zu finden. Aber wenn man nicht aufpasst, werden die ganz schnell weggefischt.
Viel Erfolg am Sonntag in Aachen und vielen Dank für das Gespräch.
Info: Mit 12:4 Punkten steht der Rochusclub auf Platz drei der Tabelle in der Tennis-Bundesliga. Das letzte Saisonspiel beginnt am Sonntag, 14. August, um 11 Uhr in Aachen. Gegner Blau-Weiß (5:11 Punkte) hat mit Meisterschaft und Abstieg nichts mehr zu tun. Ein Auge wird der Rochusclub auf das zeitgleich stattfindende Duell zwischen Lambertz Aachen und dem Gladbacher HTC haben. Bei einem Remis der direkten Konkurrenten winkt bei einem eigenen Sieg die Deutsche Meisterschaft.
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