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„Ich will der emotionale Leader sein“

Lennart Boner erklärt die Erfolgsserie der ART Giants

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Die ART Giants sind in der 2. Basketball Bundesliga Pro A zurzeit die Mannschaft der Stunde. Drei Siege in Folge haben das Team von Trainer Florian Flabb geradezu beflügelt, weil es Erfolge gegen Vereine aus dem oberen Drittel der Tabelle waren. Von glücklichen Siegen war dabei nicht die Rede. Teilweise haben die Düsseldorfer Korbjäger die Spiele mit ihrer starken Defensive sogar dominiert und zumindest der 100:92-Sieg gegen Tabellenvierten Phönix Hagen hätte sogar noch deutlicher ausfallen können. Wir sprachen mit Lennart Boner, der in dieser Mannschaft so etwas wie der „Emotional Leader“ ist, über die Gründe der Erfolgsserie und den Aussichten für den weiteren Verlauf der Rückrunde.

Lennart, was ist los mit Euch, Ihr seid derzeit in einer unglaublichen guten Verfassung. Wie ist das zu erklären nach einer zwischenzeitlichen Serie von acht Niederlagen am Stück?
Lennart Boner: Wir haben uns endlich belohnt. Wir hatten zuvor in vielen Begegnungen gut gespielt. Aber es ist nicht viel dabei herausgekommen. Zuletzt haben wir wirklich einen Lauf hingelegt und das gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel. Insofern kann sich das doppelt sehen lassen. Wir haben es geschafft, kleine Nuancen zu verändern, was letztlich zu den Siegen geführt hat. Das ist Finetuning. Da wurde im Training erläutert, was wir da im Kollektiv erreichen wollen. Das haben wir jetzt aufs Parkett bekommen. Das ist immer so leicht gesagt, aber bis sich das wirklich in Automatismen widerspiegelt, braucht es Zeit. Und ich bin froh, dass wir diesen Punkt inzwischen erreicht haben.

Gab es denn zwischendurch Zweifel, Unruhe und Ungeduld zu dieses Ziel zu erreichen?
Boner: Ungeduld auf jeden Fall, die ich aber auch der Zeit zuschreibe, bis es dann nach acht Niederlagen wieder geklappt hat. Aber Zweifel, dass wir es überhaupt je schaffen, gab es nicht. Zwar gibt es diese Negativspirale und die Schwierigkeit, aus dieser auszubrechen. Aber wir haben die Frustration nicht mit in die Trainingswoche genommen und unglaublich hart trainiert. In den meisten Spielen, die wir zuvor verloren haben, waren wir lange in Schlagdistanz. Ich bin froh, dass wir das jetzt umgedreht haben, weil es sich nicht gut angefühlt hat.

Immer unter Volldampf: Lennart Boner. Foto: Kenny Beele

Diese Zuversicht konnte Euch dann Eurer Trainer Florian Flabb vermitteln?
Boner:
Anfangs greifen die Motivationssprüche noch. Aber dann geht es schon darum, sich auf die neue Aufgabe zu konzentrieren. Aber die leichte Unruhe war spürbar. Trotzdem hat es unser Trainer dann geschafft, unseren Kopf wieder für die nächste Aufgabe freizubekommen. Das ist aber jetzt Vergangenheit und an diese böse Serie möchte ich nicht mehr zurückdenken.

Gegen Hagen musstest Du im letzten Viertel mit fünf Fouls auf die Bank. Und man hat Dir angesehen, dass Du erstaunlich ruhig und zuversichtlich geblieben bist. Wie hast Du das geschafft?
Boner:
Wir wussten, dass der Gegner kämpfen wird und die Qualität bei einem Tabellenvierten durchkommen muss. Vielleicht war es auch die Ruhe nach den beiden vorherigen Erfolgen, dass ich – in Anführungszeichen – nicht durchgedreht bin in dieser spannenden Schlussphase. Ich versuche natürlich, mich auch weiterzuentwickeln, dass mich die Emotionalität nicht zu sehr im Griff hat. Wenn ich dann versuche, Fouls wegzuatmen, heißt das aber nicht, dass ich meinen Charakter ändern will. Ich will schon emotionaler Leader im Team zu sein. Das habe ich mir über die Jahre auf die Fahne geschrieben. Ich liebe es, Emotionen zu übertragen. Das bin ich einfach.

Von der Freiwurflinie ist Lennart Boner sehr treffsicher. Foto: Kenny Beele

Gegen Hagen und deren große Fanschar wurde auch deutlich, dass die Düsseldorfer Anhänger inzwischen schon dagegenhalten können. Siehst Du das auch so?
Boner: Ich möchte das gerne unterstreichen, dass unsere Fans den Hagener Anhang immer wieder überschallt haben. Das war schon ein geiles Gefühl bei dieser Stimmung und dass die Fans einen gewissen Stolz entwickeln unter dem Motto: „Wir können es auch lauter“. Das war eine coole Atmosphäre. Da entwickelt sich etwas. Es ist noch mehr möglich, und wir können am Anfang einer großen Sache stehen. Die Altersstruktur auf den Rängen stimmt und wenn es dann eng wird, kann man schon eine Gänsehaut bekommen. Das sind so die Momente, auf die man später mal stolz zurückschauen wird. Es ist toll, wenn die Leute mitfiebern.

Noch ist aber der Klassenerhalt nicht in trockenen Tüchern. Wird es sehr eng für Euch?
Boner: Die Tabellen-Situation in der ProA ist traditionsgemäß immer sehr ausgeglichen. Ich will es mir nicht verbieten, auf die Play-off-Plätze zu schielen. Aber ich werde entspannter schlafen, wenn ich sehe, dass der Abstand nach unten größer geworden ist. Ich habe also schon den Fokus auf die Tabellensituation rund um uns herum.

Wie wichtig ist es, dass es jetzt in Deinem Team drei Center gibt und der Kader insgesamt ausgeglichen ist?
Boner: Zwei Kollegen mit auf der Centerposition dabei zu haben, ist super – gerade für die Trainingssteuerung. Da wird dann auch zusätzliche Motivation aufgebaut, wenn man draußen auf seinen Einsatz wartet, auch wenn es eine klare Hierarchie gibt. Es verleiht Sicherheit, wenn man dann mit fünf Fouls auf die Bank muss, dass da noch Qualität eingewechselt werden kann.

Und mit C.J. Anderson seid Ihr noch einmal deutlich stabiler in Defensive und Offensive geworden. Oder täuscht der Eindruck?
Boner: Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll. Aber ich genieße es einfach, mit ihm auf dem Feld zu stehen. Ich will ihn nicht zu hochjubeln, aber zuletzt hat er den Unterschied mit seinem unglaublichen Mindset gemacht. Das ist jemand, der mit einer großen Entschlossenheit an seine Aufgabe herangeht. Das bringt uns gerade in der Offensive mehr Flexibilität, die uns vielleicht noch gefehlt hatte. Unser Kader ist noch einmal kompletter, weil der Gegner nun nicht weiß, auf was und wen er sich vorbereiten muss. Wir haben sehr unterschiedliche Spieler im Kader, und es läuft wie beim Künstler Booker (Coplin) oder anderen Spielern, die auch mal mit der Brechstange zu Werke gehen. Der alte Kern von damals aus der ProB-Zeit: Mark (Gebhardt), Booker, Miku (Andrius Mikutis) und ich sind so etwas wie das Gerüst, das uns in die ProA getragen hat. Jetzt klicken die Zahnräder auch bei den Spielern ineinander, die seitdem zu uns gekommen sind. Ich hoffe, das geht so weiter.

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