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Herren des DHC wollen den Damen nacheifern

Wird der DHC sich neu aufstellen?

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Interview: Der Düsseldorfer Hockey Club hat zwei Mannschaften, die in der Bundesliga spielen. Bei den Damen geht es um große Ambitionen, Ziele und Titel. Beim Herren-Team sieht es so aus, als würden die Spieler bis zum Ende gegen den Abstieg sowohl auf dem Feld als auch in der Hallensaison kämpfen müssen. Nico Sussenburger und Mark Spieker, das überaus erfolgreiche Trainergespann bei den Damen, haben inzwischen für Sebastian Folkers die Aufgabe bei den Herren übernommen. Folkers musste aus beruflichen Gründen zurückstecken. Wir sprachen mit Nico Sussenburger über die wohl nötige Umstrukturierung im Herrenbereich beim DHC.

Herr Sussenburger, wie will der DHC es schaffen, bei den Männern eine bessere Stimmung zu erzeugen?
Sussenburger: Es ist keine leichte Aufgabe. Derzeit ist die Stimmung im Herrenkader nicht optimal, weil es dort mehr Niederlagen als positive Ergebnisse gibt. Also unser Job bei den Damen ist deutlich leichter, weil wir im Normalfall mehr Spiele gewinnen als verlieren. Das ist für die Stimmung im Spiel und auf dem Trainingsplatz natürlich motivierender. Wenn man dann über ein Jahr hinweg die meisten Spiele verliert und teilweise auch recht deutlich, dann ist es eine schwierige Aufgabe an Themen und Inhalten zu arbeiten, anstatt in Aktionismus zu verfallen.

Aber man gibt ja nicht im Vorfeld eines Spiels schon auf…
Sussenburger: Nein, das sicherlich nicht. Aber wenn man wie am vergangenen Wochenende gegen Rot Weiss Köln spielt, weiß man vorher, dass man im Normalfall gegen diese Weltklasse-Truppe verliert. Man versucht es, aber die individuelle Qualität ist da beim Gegner eindeutig höher. Wenn man ehrlich ist, keiner unserer Spieler würde es unter die ersten Elf bei RW Köln schaffen. Mut machen aber trotzdem gerade diese Auftritte gegen Köln und speziell gegen Mülheim, als wir den Favoriten am Rande einer Niederlage hatten. Es kann auch mal passieren bei einem Topp-Lauf des Gegners, dass man höher verliert, weil jeder noch so kleinste Fehler bestraft wird. Trotzdem muss es der Anspruch aller Spieler des DHC sein, das Möglichste zu tun, um zu gewinnen. Es geht aber nun vor allem darum, jetzt den Abstieg zu verhindern. Deshalb war es bitter, das Spiel auf Augenhöhe gegen Blau Weiß Köln verloren zu haben.

Nico Sussenburger macht sich viele Gedanken über die Zukunft des DHC. Foto: Beele

Was muss denn passieren, damit es aufwärts geht?
Sussenburger: Bei den Herren hat ja Mark Spieker mehr den Hut auf als ich. Wir arbeiten ja gerade mal drei Wochen mit der Mannschaft, und da sind noch einige Dinge, die wir klären und automatisieren müssen, damit wir dann das Hockey spielen, das wir uns alle als Team und wir uns als Trainer vorstellen.

Das ist dann beim DHC so geplant, dass Sie beide die Aufgabe bei den Herren mindestens bis zum Ende der Feldsaison im Frühjahr 2022 übernehmen werden?
Sussenburger: Das ist noch zu besprechen. Wir haben das in zwei Schritte gegliedert. Bis zum 9. Januar ist die Hallensaison beendet. Zwischendrin sind Gesprächstermine mit dem Vorstand, und wir werden uns mit dem Mannschaftsrat und einzelnen Spielern austauschen. Es geht um die beste Lösung für die Jungs und den Verein. Bestenfalls bekommt man das als Verein hin, das Große und Ganze zu betrachten. Wie sieht die Bundesliga aus, wie der ältere Jugendbereich und wie ist die Situation bei den Kindern, muss die Fragestellung sein. Da muss man entscheiden, was sind die besten Lösungen für den Klub und nicht für einzelne Mannschaften.

Ist es denn nicht möglich, als Verein zwei Top-Mannschaften zu finanzieren?
Sussenburger: Es wäre fatal, bei einer Mannschaft den Etat zu kürzen. Das steht aber auch fest, dass man bei den Damen nicht kürzt, um zwei halbwegs erfolgreiche Mannschaften zu haben. Das Damen-Premium-Produkt wollen wir weiter so bearbeiten wie bisher. Das steht außer Frage, und es wird gar nichts daran geändert. Wenn wir da Abstriche machen, um etwas anders aufzubauen, ergibt das für den Klub keinen Sinn. Die andere Option ist, dass man neben dem Premium-Produkt noch ein anderes sympathisches Produkt aufzubauen versucht. Das ist meiner Meinung nach nicht utopisch. Grundsätzlich braucht man im deutschen Spitzen-Hockey deutlich mehr finanzielle Ressourcen im Herrenbereich als bei den Damen.

Nico Sussenburger im Interview. Foto: Beele

Gibt es auch Alternativen?
Sussenburger: Ja, ich denke, es gibt auch Wege dazwischen. Wir müssen als Klub entscheiden. Wir haben gute Leute in der Vergangenheit ausgebildet, die dann wegen Studium oder anderen Dingen zu konkurrierenden Klubs gewechselt haben. Linus Müller und Masi Pfandt sind so Beispiele. Raphael Hartkopf und Max Silanoglu kann man auch zu den Talenten zählen, die einmal beim DHC gespielt haben. Hätte man diese Jungs rein theoretisch halten können, hätte man man eine gute Basis, auf der man aufbauen könnte. Das sind keine utopischen Gedanken. Da mache ich aber dem Vorstand keinen Vorwurf, das war in der Phase nicht möglich, diese Spieler im Klub zu halten.

Kann da nur Geld von außen helfen?
Sussenburger: Wenn ich das Potenzial der Stadt sehe, und die vielen großartigen Sponsoren, die dem Verein bereits unter die Arme greifen und dazu noch die Ehrenamtler – dann spricht ja nichts dagegen, das noch weiter zu forcieren und weitere Schritte zu gehen. Schließlich haben wir vor zehn Jahren mit den Damen noch in der 2. Liga gespielt, und das Engagement hat dann zu einer Deutschen Meisterschaft geführt. Unsere Talente spielen im U21-Nationalteam, und wir dürfen im nächsten Jahr international in der EHF spielen. So sieht man, was durch dieses Engagement möglich geworden ist. 

Ist das umzusetzen und wie schnell ginge das?
Sussenburger: Es fühlt sich so an, als könne man da tatsächlich noch an einem interessanten weiteren Produkt basteln. Es wäre allerdings ein ähnlich langer Weg wie bei den Damen. Das muss man sich überlegen und konzeptionell und personell reagieren, Strukturen schaffen, die noch mehr Richtung Leistungssport gehen. Das Arbeitsumfeld ist in Düsseldorf jedenfalls mit Uni, Ausbildungsplätzen und vielen möglichen Arbeitsplätzen fast schon optimal. Und das muss man selbst als Kölner zugeben, Düsseldorf ist ein attraktiver Standort. Es gibt Super-Möglichkeiten, den Klub weiter nach vorne zu bringen. Am Damen-Projekt darf allerdings nicht geschraubt werden, weil es dem Klub auch viel Renommee gibt.

Ist es dann sehr wichtig, nicht mit den Herren nicht abzusteigen?
Sussenburger: Wenn man nicht Bayern München heißt und finanziell völlig unabhängig ist, muss man sich anders orientieren. Talentförderung ist dann wichtig. Daher wäre ein Abstieg nicht das Ende, sondern vielleicht auch die Möglichkeit neu aufzubauen. Wenn man sich im Fußball den SC Freiburg ansieht, ist dort der Erfolg auch nicht durch reichlich Geld entstanden, sondern durch gute, solide Arbeit. Das gibt es in anderen Sportarten auch. Das müssen wir versuchen aufzubauen. Das Potenzial, das wir als Klub und Stadt haben, ist größer, als es vielleicht bisher genutzt wurde – ohne irgendwem einen Vorwurf zu machen.

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