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Fortunas Qualität hat nicht gereicht

Motto für die Zukunft: Mehr Offensive wagen

Foto: Imago

von Norbert Krings

KOMMENTAR Der Drops ist zwei Spieltage vor dem Ende gelutscht, die Saison geht deshalb mit einem etwas faden Beigeschmack für die Fortuna zu Ende. Es war deutlich mehr drin – auch wenn die Mannschaft von Daniel Thioune nicht die Qualität der drei Topmannschaften haben mag. Unterwegs wurden unnötigerweise einige Punkte liegengelassen, die nun in der Endabrechnung fehlen. Mit etwas mehr Biss hätte trotz aller Probleme deutlich mehr herausspringen können. 

Es beschleicht den Beobachter das Gefühl, dass es selten so leicht gewesen wäre, ganz oben mitzumischen. Dass es letztlich dann doch nicht gereicht hat, lag wohl nicht unbedingt allein an der eigenen, mangelnden Qualität, sondern auch an der letztlich größeren Konstanz der Konkurrenz. Allerdings hatte man auch nicht den überzeugenden Eindruck, dass wirklich alle bei Fortuna – in der Mannschaft, im Verein, unter den Fans und im Umfeld – diesen Aufstieg unbedingt wollten. 

Es ging schon los bei der Benennung des Saisonziels. Es war eine echte „Rumeierei“. Das war natürlich nicht förderlich für die Motivation der Mannschaft. Erst wurde mit Verspätung bekannt gegeben, dass man einen Platz im oberen Drittel anstrebe – in Reichweite der Aufstiegsplätze. Dann wurde zwischendurch alles wieder runtergerechnet auf eine Platzierung, die besser ist als der zehnte Platz im Vorjahr. Dann sah man plötzlich wieder Chancen, oben tatsächlich noch einmal einzugreifen.

Aber ein klares Statement, dass man noch einmal alles versuchen wolle, um doch am Ende dabei zu sein, wenn Vereine die Klasse in Richtung Bundesliga verlassen, war nicht hören. Offensichtlich ist man damit zu oft bei Fortuna auf die Schnauze geflogen und hat den Spott noch obendrauf bekommen und diesen nun wieder befürchtet. Wie schön wäre es, wenn die Fortuna auch in dieser Beziehung mehr Offensive wagen würde. 

Zu oft musste Daniel Thioune mit seinem Personal improvisieren

Die Vielzahl von Verletzungen hat nicht dazu geführt, dass sich so etwas wie eine Stammelf herauskristallisiert hätte. Richtig eingespielt, war die Mannschaft eigentlich nie. Zu oft musste der Trainer improvisieren. Allein im aktuellen Spiel auf St. Pauli fehlte der einzige WM-Teilnehmer Ao Tanaka, in Jorrit Hendrix ein erfahrener Spieler, der schon 15 Champions League-Spiele absolviert hat und nicht zuletzt Marcel Sobottka, der wohl beständigste und beste Spieler der Fortuna in dieser Saison. Und dieses Pech zog sich durch die gesamte Saison, nicht einmal konnte der Trainer komplett aus dem Vollen schöpfen. Thioune wollte dies nicht als Ausrede sehen, aber förderlich für den Erfolg war dieser Fakt auch nicht. Vor allem die überdurchschnittliche Zahl an Trainings-Verletzungen muss dringend verkleinert werden.

Über die zu gering ausgeprägte mentale Stärke und Selbstsicherheit sowie die mangelnde Cleverness ist oft genug gesprochen worden. Viel davon drückte sich in der hohen Zahl an Fehlpässen aus. Denn neben der fehlenden Konstanz bei den Spielern, die sich teilweise von einer Formkrise in die nächste lavierten, war auch ein Auf und Ab der Leistungen der gesamten Mannschaft vor allem in der ersten Saisonhälfte zu konstatieren. Erst im letzten Drittel der laufenden Spielzeit gab es so etwas wie eine Serie, an der sich die Mannschaft aufrichten konnte. Aber auch die Aussetzer in Fürth (1:2) und Nürnberg (0:2) fallen in diese Saisonphase mit acht Siegen, zwei Niederlagen und drei Unentschieden.

Früher wurde immer wieder über die nahezu perfekte Teamchemie in Fortunas Kader gesprochen. Wenn der Eindruck nicht täuscht, gab es innerhalb der Mannschaft diesmal diesen Zusammenhalt, der Berge versetzen kann, nicht – auch weil fast jede Woche eine andere Mannschaft auf dem Platz stand und im Training immer wieder viele Spieler wegen Verletzungen, Krankheit oder Sperren fehlten. Auch da müssen die Hebel angesetzt werden, um wieder eine Einheit darzustellen, wie sie vielleicht unter Friedhelm Funkel mit seiner berühmten „Wagenburg-Mentalität“ einst vorhanden war.

Fortuna muss wieder mehr Offensive wagen – nicht nur auf dem Feld sondern auch in der Überzeugung, eigene Ziele auch erreichen zu können. Klare Ansagen würden helfen. Dann fällt es auch leichter, alle, die es mit dem Verein halten, hinter sich zu vereinen und gemeinsam auf dieses Ziel loszusteuern. Halbherzige Aussagen helfen da nicht. „Fortuna für alle“ muss das Ziel auch im Sportlichen sein, damit wieder an einem Strang gezogen wird – und zwar in eine Richtung, so wie es war, als zuletzt der Aufstieg geschafft worden war – mit einer klaren Siegermentalität.

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