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Fortuna will Funkel nicht glänzen lassen

Erstes von drei Endspielen findet am Betzenberg statt

Foto: Imago

von Norbert Krings

Nach zuletzt zwei Siegen in Folge hätte die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf auch gerne auf die Länderspielpause verzichten können. Dann hätte das Team von Daniel Thioune die prächtige Form direkt mit nach Kaiserslautern und vier Tage später nach Leverkusen mitnehmen können. So aber hatte Fortunas Chefcoach die Möglichkeit, alle Trainings-Rückkehrer besser zu reintegrieren und den neu erwachten Konkurrenzkampf einer nun fast völlig fitten Truppe zu beobachten.

Die Spannung hat sich in Düsseldorf so dennoch über die 14 Tage gehalten, die Vorfreude auf die nächsten Spiele ist riesig, morgen auf dem Betzenberg in der Liga, dann das Pokal-Halbfinale beim ungeschlagenen Bundesliga-Spitzenreiter und danach direkt das dritte Spiel in der Reihe „Fortuna für alle“ gegen Eintracht Braunschweig. Es sind also die neun Tage der Wahrheit mit drei so wichtigen Spielen.

Fortuna hat großen Respekt vor den Roten Teufeln, die im Hinspiel zwischendurch 3:0 in Führung gelegen hatten und dem Gastgeber fast das erste Fußballfest im Rahmen der drei „Freispiele“ verdorben hätten. Das wäre schon genug an Herausforderung, wenn da nicht auch noch Friedhelm Funkel als Trainer des 1. FC Kaiserslautern wäre. „Fortuna hat nicht nur die meisten Tore erzielt, sondern auch in den letzten Spielen eine gewisse Stabilität gefunden. Aber die große Stärke meiner alten Mannschaft liegt in der Offensive und im Umschaltspiel“, erklärte der Trainer des 1. FC Kaiserslautern, der dem Team der Fortuna sehr viel Selbstvertrauen attestierte. Und er traut der Fortuna zu, dass Düsseldorf auch im Aufstiegskampf noch ein gewichtiges Wörtchen mitsprechen könne.

Für den 70-Jährigen ist es natürlich ein besonderes Spiel. „Wenn man vier Jahre in Düsseldorf gearbeitet hat, gibt es natürlich noch einige gute Erinnerungen, auch wenn nicht mehr ganz so viele Spieler aus meiner Zeit noch dort spielen“, sagte Friedhelm Funkel. „Dieses außergewöhnlich gute Verhältnis zur Fortuna und dem damaligen Kader und dem Staff werde ich natürlich nicht vergessen. Aber ich will am Samstag mit meinem aktuellen Team gewinnen.“ Danach wünscht der Ex-Trainer der Fortuna dann alles Gute. Komplett entscheidend für den gesamten Saisonverlauf werde das Ergebnis jedoch nicht sein.

Funkel: Keine Sonderbewachung für Tzolis

Funkel sieht die Stärke des Gegners in der kollektiven Arbeit der gesamten Mannschaft. Ein Ausschalten von Christos Tzolis würde ihm nicht reichen, dann würden andere in die Bresche springen, wenn der Grieche überhaupt auszuschalten sei. Funkel setzt vor allem auf Marlon Ritter, einen der vier Ex-Fortunen im Team der Lauterer. Ritter war zuletzt gelbgesperrt und wird von Funkel als absoluter Führungsspieler gesehen. Dass die Pfälzer besonders geladen ins Spiel gehen oder sogar übermotiviert agieren würden, glaubt Funkel nicht, der dem Hinspiel keine Bedeutung mehr beimisst. Er will eher an die Dinge anknüpfen, die seine Mannschaft in den jüngsten Spielen gezeigt haben. „Wir wollen verhindern, dass der Gegner dominant auftritt und ins Umschaltspiel kommt“, sagte Funkel, der eventuell auch auf Stammtorhüter Julian Krahl verzichten könnte, der ebenfalls leicht angeschlagen ist.

Ao Tanaka ist als Leistungsträger und Führungsfigur aus dem Team der Fortuna nicht wegzudenken. Foto: Kenny Beele

Personell sieht es zudem beim Gegner ohnehin nicht so gut aus. Ragnar Ache fällt gegen die Fortuna wohl aus, er trainierte zuletzt nur individuell, wie es Funkel erklärte. Seit knapp zwei Wochen hatte er nicht mehr mit der Mannschaft trainiert. Sogar für das Pokalspiel am Dienstag wird er dann auch mit „ziemlicher Sicherheit“ keine Option sein. Das schwächt die Offensive der Roten Teufel natürlich sehr. Mit 14 Ligatoren zählt er zu den torgefährlichsten Spielern der Liga. Obwohl er im Hinspiel nicht für die Pfälzer getroffen hatte, spielte er dennoch fast eine entscheidende Rolle, als er nach einem Flaschenwurf nach dem Treffer zum 3:0 der Pfälzer zu Boden gegangen war. Die Gäste legten keinen Widerspruch gegen die Partie ein, obwohl Ache damals kurz danach ausgetauscht wurde.

Friedhelm Funkel ist für Daniel Thioune natürlich kein Unbekannter. Auch vor der Trainertagung vor ein paar Wochen kannten sich die beiden Trainer bereits. Er habe sich auch einiges abgeschaut von einem sehr erfahrenen und erfolgreichen Kollegen, sagte Thioune. „Er hat große und tiefe Fußstapfen hinterlassen und an allen seinen Standorten ist er im Guten gegangen. Niemand der mir begegnet ist, hat ein schlechtes Wort über diesen Menschen gesagt.“ Wer sich so lange in diesem Haifischbecken bewegt hat, wisse, wie er ein Team zu führen hat und meistens habe er als Feuerwehrmann den Brand auch gelöscht, meinte Fortunas Chefcoach. „Wir Trainer können von ihm in Bezug auf den Umgang mit Spielern auch noch sehr viel lernen.“

„Friedhelm Funkel ist ein wunderbarer Mensch. Ich freue mich sehr, ihn wiederzusehen.“

Daniel Thioune über seinen Kollegen an der Seitenlinie

Auch deshalb erwartet Daniel Thioune am Betzenberg auch keinen Gegner, der quasi mit dem Messer zwischen den Zähnen auf Revanche brennt für das 3:4 vor einem halben Jahr im Hinspiel. Aus Thiounes Sicht habe dieses besondere Spiel damals unterschiedliche Kapitel geboten. Zum einen war es ein tolles Fußballfest. Zum anderen haben sich 51.999 Zuschauer benehmen können, nur einer nicht. „Es tut uns immer noch leid, dass Ragnar Ache mit einer Flasche beworfen worden war“, sagte Thioune. „Und dann wurde es auch noch spektakulär, denn nach einem 0:3 kommt man nicht immer so zurück. Und letztlich haben wir dann auch damals verdient 4:3 gewonnen.“ Beim Gegner habe danach ein Negativtrend eingesetzt. Was aber auch erfreulich für Thioune sein wird, ist die Tatsache, viele bekannte Gesichter wieder zu sehen.

Die Personallage ist dann doch nicht so erfreulich, wie erhofft. „Sie ist aber deutlich besser als viele Wochen zuvor“, sagt Thioune, der auf Nicolas Gavory wegen muskulärer Probleme mal wieder verzichten muss. King Manu wird sich noch länger mit einer Entzündung im Knochen rumschlagen müssen. Und auch aus der Rückkehr von Marcel Sobottka wird noch nichts. Der Routinier ist erkrankt. Sima Suso, gerade genesen von einer Innenband-Verletzung, läuft für die U23 auf, während Isak Johannesson seine Gelbsperre absitzen muss. Immerhin geht es mit 18 Feldspielern auf den Betzenberg.

Christos Tzolis freut sich wieder auf den Liga-Alltag: Foto: Kenny Beele

Dabei in Kaiserslautern sind hingegen die anderen vier Nationalspieler – allerdings mit unterschiedlichen Erfahrungen. Ao Tanaka konnte für Japan nur ein Spiel gegen Nordkorea bestreiten, das Rückspiel wurde kurzfristig abgesagt. Immerhin traf er im Hinspiel zum 1:0-Erfolg. Für Christos Tzolis war die Erfahrung nach längerer Pause wieder beim A-Nationalteams zu sein sehr gut. Dass er nur einmal im Kader war und das zweite Spiel und die Enttäuschung gegen Georgien mit der verpassten Euro-Qualifikation nur von der Tribüne erlebte, war für ihn schon etwas bitterer. Auch Isak Johannesson wurde nur einmal eingewechselt und muss wie Island insgesamt auf die Euro nach der Niederlage gegen die Ukraine verzichten. Positiver sah es für Jamil Siebert, der für die deutsche U21 auflief und überzeugte. Joshua Quarshie durfte sich zumindest über die erste Nominierung freuen. Taka Uchino spielte in der U23 Japans – und das nicht schlecht.

Tim Oberdorf und Jamil Siebert spielen in der Innenverteidigung

Wie erwartet werden Tim Oberdorf und Jamil Siebert in Kaiserslautern die Innenverteidigung bilden, da die anderen drei Kandidaten wohl nicht über 90 Minuten Höchstleistungen angesichts des Trainingsrückstandes bringen könnten. Aber es sei erfreulich, Spieler wie Jordy de Wijs und Andre Hoffmann in der Hinterhand zu haben. „Die Sturmbesetzung lasse ich noch offen“, sagte Thioune, der noch nicht weiß, wer in der Spitze agiert und ob Fortuna vielleicht sogar mit zwei Spitzen spielt. Fall nur einer von den drei Innenstürmern aufläuft, würde Shinta Appelkamp den gesperrten Isländer positionsgetreu ersetzen.

Zum Schluss noch ein Ausblick auf Leverkusen und das Pokalspiel am Mittwoch. „Wir beschäftigen uns mit nichts anderem als dem Ligaspiel in Kaiserslautern“, sagte Thioune, der sich nur unterschwellig auf den Pokal freuen will. „Im Vordergrund wollen wir eine Fantasie entwickeln, wie man Kaiserslautern schlagen kann. Ab Sonntagmittag können wir uns dann mit dem Pokal beschäftigen, wenn wir die Tür des Ligaspiels geschlossen haben.“

Die unglaubliche Begeisterung der Fans freut Thioune sehr. „Der Run auf die Tickets ist aber auch ein Auftrag, weiter Leidenschaft zu zeigen und auch Ergebnisse zu erzielen“, erklärte der Trainer. „Das bestärkt uns, wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen. Jetzt es ist an uns, dass wir auch in den restlichen Spielen den Laden voll bekommen. Das große Interesse und die Unterstützung schätzen wir sehr wert und es ist für uns nicht selbstverständlich.“

Wahrscheinliche Aufstellung der Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Siebert, Oberdorf, Iyoha – Engelhardt – Klaus, Tanaka, Appelkamp, Tzolis – Mustapha
Kader: Niemczycki – Uchino, Niemiec, Daferner, Vermeij, Hoffmann, de Wijs, Jastrzembski, Quarshie

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