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Fortuna teuflisch gut, als es drauf ankam

Funkels Taktik geht nur auf, bis Tzolis trifft

Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf bleibt ein heißer Kandidat im Aufstiegsrennen. Mit dem wichtigen 3:1-Auswärtssieg beim 1. FC Kaiserslautern  stürmte die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune zumindest für 24 Stunden auf Platz drei vor. Allerdings benötigten die Gäste ein lange Anlaufzeit, um das Spiel zu drehen, in dem die Roten Teufel lange mit 1:0 vorne gelegen hatten. Christos Tzolis erzielte die Saisontore 16 und 17, außerdem traf noch Shinta Appelkamp zum zwischenzeitlichen 2:1.

Daniel Thioune konnte auch in Kaiserslautern wieder nicht aus dem Vollen schöpfen. Erneut hat es Nicolas Gavory mit Muskelproblemen erwischt. Für ihn war zunächst nicht etwa der gerade genesene Emmanuel Iyoha von Beginn am Ball, sondern Takashi Uchino verteidigte auf der linken Abwehrseite. Der zweite Stürmer blieb bei Fortuna zunächst auf der Bank, Fortunas Coach hatte sich für Marlon Mustapha als zentrale Spitze entschieden. Und damit war klar, dass der gelbgesperrte Isak Johannesson eins-zu-eins von Shinta Appelkamp ersetzt wurde. Prominent besetzt war diesmal die Ersatzbank, auf der nicht nur mal wieder neun Spieler, sondern auch Kapitän Andre Hoffmann, Jory de Wijs sowie Vincent Vermeij saßen. In der Innenverteidigung sorgten also wieder Tim Oberdorf und Jamil Siebert dafür, dass die Null so lange wie möglich stehen sollte.

Kaiserslautern musste ebenfalls auf zwei wichtige Spieler verzichten. Robin Himmelmann – lange ohne Spielpraxis – stand für den verletzen Julian Krahl im Tor und auch Ragnar Ache musste von Trainer Friedhalm Funkel ersetzt werden. In der Spitze spielten dafür Kenny Prince Redondo und Daniel Hanslik.

Die Gastgeber stellten in der ersten Hälfte die bessere Mannschaft

Für beide Teams ging es von Anfang an um viel. Kaiserslautern durfte nicht verlieren, weil man sich auf Platz 15 mit zwei Punkten Vorsprung auf Rang 17 nicht ausruhen darf. Und Fortuna wollte die drei Punkte, um den Abstand nach oben nicht anwachsen zu lassen. Die Spielkontrolle übernahmen zunächst die Gäste, die sich allerdings bei Ballbesitz des Gegners nicht zurückfallen ließen, sondern direkt am gegnerischen Strafraum pressten. Den ersten Abschluss hatte allerdings der Lauterer Filip Kaloc nach einer guten Kombination über die linke Seite. Er traf das linke Außennetz und beflügelte mit dieser Aktion die Gastgeber.

Das Spiel war aber auch von einer gewissen Hektik und Ungenauigkeiten geprägt. Die Ansätze zum Kontern passten für Fortuna in der Anfangsphase nur einmal, als der Schuss von Felix Klaus abgeblockt wurde (7.). Ansonsten blieb das Team von Daniel Thioune ruhig und geduldig, sowohl im Aufbau als auch beim Stellungsspiel in der Defensive. Die gut 4.000 Anhänger der Düsseldorfer mussten jedoch in der 20. Minute kurz die Luft anhalten, als nach einer Ecke Jan Elvedi frei per Kopf an den Ball kam. Doch für den Schweizer war der Ball dann doch zu hoch. Erneut hatten die Platzherren danach eine gute Phase mit druckvollem Angriffsspiel, was nach einem Ritter-Freistoß zum 1:0 hätte führen können. Florian Kastenmeier wehrte den Ball mit einer unorthodoxen Abwehr zur Ecke ab.

Fortuna hatte ein wenig den Faden verloren und musste dann auch das 0:1 hinnehmen. Einmal, nur kurz, hatte Taka Uchino seinen Gegenspieler Marlon Ritter aus den Augen verloren. Der nutzte nach einer verlängerten Flanke den Raum und traf zum 1:0 (26.). Die Gäste blieben aber ihrer Taktik treu und ließen Ball und Gegner weiterlaufen. Doch zu guten Möglichkeiten kamen sie im Verlauf der nächsten Minuten nicht. Im Gegenteil, die Roten Teufel wirkten wie aufgedreht, gewannen weiterhin die Mehrzahl der Zweikämpfe und nutzten geschickt den Raum. Noch war von der Torgefährlichkeit des besten Angriffs der Liga nicht viel zu sehen. Es wirkte gegen die nun kompakte Abwehr der Gastgeber zu statisch, zu langsam und wenig kreativ. Über mehr als Ansätze kam die Fortuna bis zur Pause nicht hinaus. Aber das sollte sich später ändern.

Christos Tzolis war wieder zweimal zur Stelle. Foto: Imago

Daniel Thioune nutzte die Pause, um sein Team neu ein- und aufzustellen. Denn von der Bank kam Emma Iyoha, der für den leicht angeschlagenen Uchino nun spielte. Es dauerte allerdings, bis sich die Fortunen endlich besser durchsetzen konnten – gegen eine Taktik, die Friedhelm Funkel sich von seinem Kollegen und der Fortuna abgeschaut hatte. Die Pfälzer standen weiterhin tief und kamen immer wieder zu gefährlichen Kontern oder Angriffen nach Abspielfehlern der Düsseldorfer.

In der 58. Minute kam es dann nach einer schönen Flanke von Iyoha zu einem Abschluss, den Klaus allerdings verzog und der Ball in der zweiten Etage landete. Immerhin kam es jetzt zu Abschlüssen der Gäste, die die letzte Linie weiter nach vorne verschoben hatten. Aber immer noch war das Spiel der Fortunen zu fehlerbehaftet. So war es nicht möglich, mehr Druck auf das gegnerische Tor aufzubauen. Die nächste gute Möglichkeit leitete erneut Iyoha von links mit einer genauen Flanke ein. Der inzwischen eingewechselte Vermeij brachte den Kopfball aber nicht hart genug auf das Tor, so konnte Boris Tomiak klären (67.).

Fortuna rannte an, und Kaiserslautern beschränkte sich nur noch auf die Abwehr und Konter. Aber daraus machte die Fortuna zu wenig, weil das Spiel in die Spitze nicht passte, und die Flanken zu selten so gut kamen wie die von Iyoha zuvor. Die Zeit lief den Fortunen so langsam davon – haben vielleicht viele Fans ihrer Mannschaft in diesen Momenten gedacht.

Ab der 70. Minute zeigen die Fortunen endlich ihre Klasse

Dann aber kam alles anders – wie so oft in Spielen des Teams von Daniel Thioune. Fortuna drehte innerhalb von 145 Sekunden das Spiel. Erst lief der eingwechselte Jona Niemiec nach einem großartigen Pass von Yannik Engelhardt seinem Gegenspieler davon und fand im Strafraum am langen Eck – natürlich Christos Tzolis, der mit seinem 16. Saisontreffer das 1:1 erzielte. Die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern stand kurzzeitig unter Schock, nachdem sie bis dahin so diszipliniert und souverän gewirkt hatte.

Nach einer Flanke von Zimmermann wollte Tzolis zum zweiten Mal zuschlagen. Doch der Ball flog über den Griechen hinweg. Aber dahinter tauchte Shinta Appelkamp völlig frei auf und erzielte das sehr umjubelte 2:1 (76.) für die Gäste. Die Fortuna hatte ihre Momente also sehr, sehr gut genutzt und legte sechs Minuten noch einen drauf. Engelhardt bereitete erneut mit einem Chipball vor, Tzolis hatte sich sehr gut freigelaufen und umkurvte Himmelmann mit dem Ball. Das Tor zum 3:1 war dann nur noch Formsache und der 17. Treffer in dieser Saison für den so super gut aufgelegten Griechen. Großartig, wie die Fortuna dieses Spiel trotz der recht schwachen ersten 70 Minuten noch so souverän für sich entschieden hatte.

Statistik:
Kaiserslautern: Himmelmann – Zimmer, Elvedi, Tomiak, Pucharz – Niehus, Kaloc, Raschl (70. Tachie), Ritter (83. Herrcher) – Hanslik (90. + 1 Abiama), Redondo (83. Simakala)
Düsseldorf: Kastenmeier – Zimmermann, Siebert, Oberdorf, Uchino (46. Iyoha) – Engelhardt – Klaus (69. Niemiec), Tanaka, Appelkamp (85. de Wijs), Tzolis (85. Hoffmann) – Mustapha (55. Vermeij)
Fortunas Kader:
Niemczycki – Daferner, Jastrzembski, Quarshie
Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover/Note: 3,5, machte keine spielentscheidenden Fehler, aber einige Entscheidungen auf beiden Seiten waren nicht unbedingt nachvollziehbar)
Zuschauer: 46.210
Tore: 1:0 (26.) Ritter, 1:1 (74.) Tzolis, 1:2 (76.) Appelkamp, 1:3 (82.) Tzolis
Chancen:
7:4
Gelbe Karten:
– / Mustapha (1.)
Spielnote:
2,5 (Es war etwas los am Betzenberg)
Beste Spieler:
Ritter, Kaloc  / Engelhardt, Tzolis
Der besondere Moment des Spiels: Wie aus dem Nichts schlug mal wieder Christos Tzolis zu. Das Tor zum 1:1 drehte das Spiel auf links. 
Spielfazit: Fortuna brauchte lange, um sich gute Chancen herauszuspielen. Dann aber schlug das Team von Daniel Thioune gnadenlos zu und fuhr den dritten Sieg in Folge ein – letztlich sogar verdient, auch weil Tzolis seinen vierten Doppelpack eintüten konnte.

Noten der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 3 – Zimmermann 3, Siebert 2,5, Oberdorf 3, Uchino 4 – Engelhardt 2 – Klaus 4, Tanaka 3, Appelkamp 2,5, Tzolis 2 – Mustapha 4,5 / Iyoha 2,5

Reaktionen:
„Im gesamten Team hatten wirheute keine Lust zu verlieren, das galt nicht nur für mich. Wir kamen zunächst zu wenig tiefen Läufen. Wir haben aber das Verständnis, auch nach nicht so guten Spielverläufen ruhig zu bleiben und am Plan festzuhalten. Ich freue mich, dass ich heute zwei Tore vorbereiten konnte. Mein Opa sagt zwar, ich solle öfter mal schießen, aber die beiden Vorlagen haben uns dann auch geholfen.“
Yannik Engelhardt, Mittelfeldspieler der Fortuna

„Ich bin sehr erfreut über das Ergebnis. Wir sind auf  einen Gegner getroffen, der lange maximal stabil stand. Wir hatten zunächst zu wenig Tempo und keine Lösungen. Der Gegner hat die Räume gut geschlossen und nutzte selbst tiefe Raumwege. Dann mussten wir höher verteidigen, haben mehr Risiko gezeigt, und dann kommt die Qualität zum Tragen. Die Tore fielen zum richtigen Zeitpunkt. Letztlich war es sogar ein reifer Vortrag. Es war kein maximal verdienter Erfolg, sondern eher ein Arbeitssieg. Alles Gute an den Kollegen, vielleicht sehen wir uns dann noch einmal am Ende der Saison wieder.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Ich war 74 Minuten lang sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Vieles haben die Jungs sehr gut gemacht. Es war klar, dass die Fortuna mehr Tempo in der zweiten Hälfte entwickeln würde. Durch einen Stellungsfehler haben wir das 1:1 kassiert. Dabei hat man schon die Qualität der Fortuna gesehen. Nach dem 1:2 war es ganz schwer, da noch etwas zu bewirken. Der Sieg ist nach der zweiten Hälfte nicht unverdient, obwohl ich meiner Mannschaft nicht viel vorwerfen kann. Es wäre das Größte, wenn wir uns in Berlin noch einmal sehen könnten.“
Friedhelm Funkel, Trainer des 1. FC Kaiserslautern

„Ich würde jetzt nicht sagen, dass es direkt besser lief, nachdem ich reingekommen bin. Aber ich konnte Impulse setzen und mich bemerkbar machen. Das hatte ich mir auch fest vorgenommen. Als Mannschaft haben wir dann doch noch mal nach der Pause einen anderen Gang eingelegt. Viel mehr Chancen als die drei Dinger hatten wir nicht – und die haben wir dann auch gemacht. Das hat unsere Qualität vor dem gegnerischen Tor gezeigt. Wir können immer etwas kreieren.“
Emmanuel Iyoha, Außenbahnspieler der Fortuna

„Insgesamt war es von uns nicht mannorientiert genug, was wir vor der Pause gezeigt haben. Wir haben dem Gegner zu viel Raum gelassen. Das Problem konnten wir dann alle zusammen lösen. Die erste Halbzeit war gegen und mit dem Ball etwas schwierig. Wir haben das Spiel dann nach der Pause verändert. Die letzten 20 Minuten waren ausschlaggebend. Insgesamt geht der Sieg dann auch in Ordnung.“
Tim Oberdorf, Innenverteidiger der Fortuna

„Wir sind aus der Halbzeit herausgekommen und haben uns gesagt, wir drehen das Spiel. Und das haben wir auch gemacht. Das spricht für unsere Qualität, dass wir solche Spiele drehen und gewinnen können. Wir haben individuelle Qualität und konnten das ausnutzen.“
Jamil Siebert, Innenverteidiger der Fortuna

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