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Fortuna: Wer bleibt, wer geht

Ein Khaled Narey wird schwer zu halten sein

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Wie schwierig ein personeller Umbruch bei einem Profiverein in der Fußball-Bundesliga oder in der 2. Liga ist, hat Fortuna Düsseldorf in den vergangenen Jahren am eigenen Leib erfahren müssen, weil der Start in die neue Saison zuletzt jeweils sehr holprig war, um es nicht zu negativ auszudrücken. Zum Ende dieser Spielzeit laufen beim Zweitligisten aus Düsseldorf erneut insgesamt 13 Verträge aus – und auch ein Abschied von Leistungsträgern, wie Khaled Narey, ist nicht gänzlich unwahrscheinlich. 

Wie sieht die Lage im Einzelnen aus:

Khaled Narey: Der Außenstürmer ist unbestritten der beste Fortuna-Spieler in dieser Saison. Der 27-Jährige besitzt noch einen Vertrag, der noch ein Jahr bei der Fortuna läuft. Er macht den Unterschied mit seinen Flanken, Standards und den erfolgreichen Abschlüssen. Das befördert ihn zwar noch nicht automatsich zum Bundesligaspieler, da er auch noch das Strategische lernen muss und des Öfteren besser postierte Mitspieler anspielen müsste. Aber sein Durchsetzungsvermögen, seine Schnelligkeit und die Torgefährlichkeit machen ihn sehr wertvoll. Fortuna sollte alles tun, um ihn zu halten und ihm ein Umfeld zu schaffen, dass ihm die Vorstellung gibt, dass man mit dieser Mannschaft um den Aufsteig mitspielen kann. Die Tendenz ist, dass sich die sportliche Leitung sehr bemüht, allen Abwerbungen eine Absage zu erteilen. Sie darf nur bei einem exorbitanten Angebot, dass Fortuna helfen würde, halbwegs gleichwertigen Ersatz zu verpflichten, schwach werden.

Raphael Wolf: Der Torhüter ist ein Profi, der seiner Mannschaft gut tut. Er ist stets gut gelaunt und sehr beliebt im Kreis seiner Kollegen. Doch als Nummer zwei kommt der 33-Jährige hinter dem deutlich jüngeren Florian Kastenmeier nicht mehr auf seine Einsätze. Er war eine gute Nummer zwei, weil er sich diesem Schicksal gefügt und nicht hintenrum gestänkert hat. Die Tendenz ist, dass er den Verein verlassen wird und nach Hamburg zurückkehrt, wo sein Sohn und dessen Mutter lebt.

Kai Eisele: Der Torwart Nummer vier der Fortuna wird ebenfalls den Verein verlassen, falls sich nicht noch etwas in der zweiten Mannschaft ergibt, was seine Situation ändern könnte. Auch er hat hat sich sehr profihaft verhalten, als er als „Aushilfe“ in einer Zeit kam, als im Torwartbereich wegen Verletzungen und Corona ein Notstand herrschte. Die Tendenz ist deutlich, seine Hilfe wird künftig wohl nicht mehr benötigt.

Jordy de Wijs sollte in Düsseldorf bleiben. Foto: Kenny Beele

Jordy de Wijs: Am besten wäre über die Leistungen des Niederländers im Trikot der Fortuna überhaupt nicht berichtet worden. So aber wurden auch andere Klubs auf ihn aufmerksam. Für die 2. Liga ist de Wijs genau der richtige Innenverteidiger, der mit seiner Robustheit und Härte gegen sich selbst die Anforderungen erfüllt, die in dieser Spielklasse gestellt werden. In den Niederlanden wird er wegen seiner nicht perfekt ausgebildeten Technik kaum ernst genommen. Bei den Queens Park Rangers war er nur noch die Nummer drei oder vier in der Innenverteidigung. Bei Fortuna funktioniert er nicht nur sehr gut, sondern ist auch im Kader sehr anerkannt, weil er das leistet, was von ihm erwartet wurde und durch den guten Spielaufbau auch in dieser Hinsicht seinen Wert hat. Die Tendenz ist eindeutig, denn Fortuna bemüht sich sehr, um den Abwehrspieler in England loszueisen. Das Problem: er steht längst in Notizbüchern von anderen Klubs. Falls sich die Fortuna finanziell weit genug strecken kann, wird de Wijs auch nächste Saison für die Rot-Weißen auflaufen.

Leonardo Koutris: Als Nationalspieler verpflichtet, mit großen Hoffnungen das Ende seiner Verletzungszeit abgewartet und dann bitter enttäuscht worden. So könnte man die Gedanken vieler Fortuna-Fans im Hinblick auf die Karriere des Griechen bei der Fortuna zusammenfassen. Erst jetzt unter Daniel Thioune lebt Koutris ein wenig auf, weil er erstmals nicht als Verteidiger sondern als Außenstürmer gesehen wird. Doch eine Zukunft in Düsseldorf wird es für den 26-Jährigen nicht geben. Dafür ist er zu teuer und nicht gerade ein Mannschaftsspieler. Die Tendenz ist also völlig klar: Koutris wird den Verein zum Saisonende verlassen.

Florian Hartherz: Die erste Saison in Düsseldorf war eine zum Vergessen für den Ex-Bielefelder, der quasi als Aufstiegsheld euphorisch begrüßt worden war, weil er scheinbar die Fortuna der Bundesliga seiner aufgestiegenen Arminia vorgezogen hatte. Teilweise wurde er sogar von außen verspottet, und er kam einfach nicht auf die Beine, weil er sich viel zu viele Fehler leistete. In dieser Saison ist das anders. Unter Christian Preußer leistete er ordentliche Arbeit, seitdem Daniel Thioune auf der Kommandobrücke steht, ist aus dem Leichtmatrosen Hartherz ein verlässlicher Abwehrspieler mit großem Herz geworden. Zumindest als Backup für Nicolas Gavory ist der 28-Jährige auf jeden Fall zu „gebrauchen“. Die Tendenz ist auch hier eindeutig: Falls sich Hartherz zu leichten Einbußen bei seinem Gehalt überzeugen lässt, wäre er ein Kandidat für eine Vertragsverlängerung.

Adam Bodzek: Besser als im Spiel gegen den Hamburger SV hätte Adam Bodzek seinen Wert nicht unterstreichen können. Sein Treffer zeigte seine Schlitzohrigkeit und seine Art, Verantwortung zu übernehmen. Es wäre ein zu großer Verlust, „Bodze“ jetzt in den Vorruhestand zu schicken. Das hatte Christian Preußer zu Saisonbeginn in Teilschritten so entschieden, was sich als Fehler herausgestellt hat. In einer funktionierenden Mannschaft hat der Routinier noch seinen Platz sicher. Die Tendenz kann nur sein, ihn zu halten. Und Adam Bodzek ist keiner, der die Situation ausnutzt und die Hand aufhält.

Marcel Sobottka: Eigentlich kann sich kein Fortuna-Fan vorstellen, dass „Cello“ den Verein verlassen könnte. Er ist inzwischen zum Urgestein geworden, und alle, die ihn mögen, haben schon frühzeitig den Verein aufgefordert, den Vertrag mit ihm zu verlängern. Inzwischen gibt es aber Interessenten aus der Bundesliga, die sich eine Verpflichtung Sobottkas vorstellen könnten. Er ist zwar manchmal mit einem Phlegma auf dem Platz unterwegs, weil er selbst offensichtlich immer noch nicht weiß, über welche ausgezeicheneten spielerischen Möglichkeiten er verfügt. Doch oft genug hat er bewiesen, dass er als Stratege unterwegs sein und ein Spiel leiten kann. Zuletzt war er öfter angeschlagen und nun an Corona etwas schwerer erkrankt. Er ist aber für die Fortuna wichtig und fast unersetzlich. Die Tendenz kann nur sein, sich um diesen Spieler weiterhin sehr zu bemühen. Er würde der Mannschaft auch mit seiner ruhigen Art sehr fehlen.

Ao Tanaka wird wohl in Düsseldorf keine Zukunft haben. Foto: Kenny Beele

Ao Tanaka: Der Japaner ist mit einer klaren Vorstellung zur Fortuna gekommen. Er wollte in einer Spitzenmannschaft an seinem Wert arbeiten, um sich für Japans Nationalteam zu empfehlen. Dass seine neue Mannschaft nicht oben angeklopft hat, bereitete Tanaka psychische Probleme, die sich auch auf seine Leistungen auswirkten. Er war nie der Vordenker und Regisseur, den man sich vielleicht in Düsseldorf gewünscht hätte. Er lieferte allenfalls Durchschnittskost ab und konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Von Genialität oder besonderen Momenten war bei ihm wenig zu sehen. Tendenz: Trotz der japanischen Gemeinde in Düsseldorf und deren Freude, einen japanischen Natiolaspieler in der MERKUR Spiel-Arena sehen zu können, wird Tanaka sich einen neuen Verein suchen müssen. Weil er höhere Ansprüch hat und Fortuna ebenfalls größere Erwartungen an einen Spieler seiner (möglichen) Klasse hat.

Edgar Prib: Nur vier Spiele über die volle Spielzeit im Trikot der Fortuna in zwei Jahren sagen alles. Mit dem Namen Prib hatten die Fortuna-Fans in früheren Jahren, als er immer mal wieder auf der Wunschliste des Vereins stand, eine Fantasie verbunden, die einen spielfreudigen und technisch sehr begabten Profi darstellte. In Düsseldorf lief es für Prib nie so, dass jemand zufrieden mit ihm sein konnte. Er war kein Spieler aus dem obersten Regal mehr und konnte auch nicht mit sich selbst zufrieden sein. Irgendwann war überhaut keine Option mehr für die Startelf. Erst jetzt, kurz vor dem Ende seiner Vertragslaufzeit, zeigt er (ansatzweise) was noch in ihm steckt. Doch er ist ein Auslaufmodell, und Fortuna sollte mehr auf die Jugend setzen, weil kaum vorstellbar ist, dass Prib diese zuletzt gezeigte Form für die nächsten zwei Jahre konservieren kann. Die Tendenz geht dahin, dass sich Verein und Spieler trennen werden.

Robert Bozenik: Auch vom Slowaken hatten sich alle Düsseldorfer mit Fortuna-Herz mehr versprochen. Er hatte gleich mehrere Probleme. Er spielte manchmal eine andere Taktik als seine Mannschaftkameraden neben ihm. Er hatte keine guten Karten bei Trainer Christian Preußer. Und mangelnde Spielpraxis tut keinem Stürmer gut. Für Bozenik war es ein Teufelskreis, dem er nicht entkommen konnte. Die Tendenz: Er wird weiterhin in Düsseldorf keine Chance bekommen und den Verein zum Saisonende verlassen.

Tony Pledl wird wohl keinen neuen Vertrag erhalten. Foto: Kenny Beele

Thomas „Tony“ Pledl: Ein Talent zu sein, reicht in der 2. Bundesliga nicht. Bislang zeigte Pledl nur in Testspielen überzeugende Leistungen. Da er als Außenstürmer nicht schnell genug zu sein scheint und viel Raum und Zeit für seine Aktionen benötigt, ist er wohl nicht der richtige Spieler, der die Fortuna weiterbringen könnte. Nach seiner schweren Knieverletzung fehlte ihm auch die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Die Tendenz sieht so aus, dass er mangels Auftritten als zu leicht empfunden und nach der laufenden Saison abgegeben wird. Menschlich für Fortuna ist das schade.

Takashi Uchino: Da müssen keine großen Worte verschwendet werden. Das Talent, dessen Potenzial auch in Japan mit der Nominierung für die dortige U21 erkannt wurde, sollte möglichst schnell einen neuen Vertrag erhalten. Die Tendenz: Wenn Fortuna nicht mit ihm verlängert, wäre es ein großer Verlust.

Tim Köther: Seine Leistungen sind aus der Zweitliga-Warte kaum einzuschätzen. Aber allein die Nachfragen von anderen Vereinen, ihn zu verpflichten, sollten Fortuna zu denken geben. Die Tendenz: Fortuna sieht etwas in Köther und bemüht sich, seinen Vertrag zu verlängern.

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