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Fortuna nimmt den Club auseinander

Thioune-Team siegt hochverdient mit 5:0 in Nürnberg

Vincent Vermeijs 1:0 in Nürnberg. Foto: Imago

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf kann auch noch ein Spiel ohne Gegentor gewinnen. Allerdings war der Gegner beim Auswärtsspiel in Nürnberg mehr als harmlos. Das Team von Daniel Thioune siegte hochverdient und völlig souverän mit 5:0 (3:0), wobei dem Niederländer Vincent Vermeij drei Treffer gelangen.

Daniel Thioune musste also tatsächlich mehr improvisieren, als es vielleicht am Freitag noch absehbar war. Fortunas Trainer konnte nicht auf seine gewohnten Außenspieler setzen. Christos Tzolis und Felix Klaus liefen also, weil sie angeschlagen waren, nicht von Beginn an auf. Dafür kam Dennis Jastrzembski auf dem Flügel zum Startelfeinsatz. Und alle derzeit verfügbaren Mittelfeldspieler standen im Team. Dafür saß Tim Oberdorf auf der Bank und musste sich für Notfälle in der Defensive bereithalten. Ao Tanaka kam mehr über rechts, Shinta Appelkamp und Isak Johannesson waren für den Raum in der Mitte zuständig und Jastrzembski agierte auf dem linken Flügel.

Nürnberg wollten eigentlich das Spiel sehr engagiert in Angriff nehmen. Schließlich hatten die „Clubberer“ nach dem 1:4 in Karlsruhe etwas gutzumachen. Doch Fortuna übernahm von Beginn an die Ball- und Spielkontrolle, während die Nürnberger offensichtlich von zu großem Respekt wie gelähmt schienen. Die Gäste versuchten sich nach vorne durchzukombinieren. Große Auswirkung auf die Torgefährlichkeit der Fortuna hatte das in den ersten 20, 25 Minuten allerdings nicht.

Keine der beiden Mannschaften wollte dem Gegner in die Falle gehen und zu große Räume anbieten. Zu einem Torabschluss kam es auf diese Weise nur selten. Die Torhüter hatten jedenfalls wenig zu tun. Und so sah es so aus, als würden beide Kontrahenten nur auf Fehler des Gegners zu warten. Nach 25 Minuten musste der junge Schiedsrichter Richard Hempel an der Wade behandelt werden. Er schickte dann aber aus Fürsorge nach 25 Minuten beide Mannschaften wegen der Kälte in die Kabinen, während sich die Unparteiischen darauf vorbereiteten, in anderer Formation das Spiel weiterzuleiten. 

Fortunas Team „verdaut“ die lange Pause wesentlich besser

Nach dieser doch überraschend langen Zwangspause von mehr als 13 Minuten mussten sich beide Teams erst einmal wieder warm machen. Am Spiel unter der Leitung von Ersatzschiedsrichter Assad Nouhoum änderte sich allerdings nur wenig. Immerhin gab es dann mal eine echte Torchance nach einer abgefälschten Flanke von Gavory, Club-Keeper Mathenia nur notdürftig klären konnte. Von Vermeijs Brust sprang der Ball knapp neben den rechten Pfosten des Nürnberger Tores. Ein Angriff später verfehlte Jastrzembski mit seinem Schuss knapp das Tor.

Fortuna behielt die Ruhe und wurde belohnt. Nach einem Jastrzembski-Anspiel kam Appelkamp frei zur Flanke und bediente ideal Vincent Vermeij. Am hinteren Eck des Fünfmeter-Raums kam der Niederländer frei an den Ball und erzielte das 1:0 mit einem geschickt gesetzten Kopfball in die lange Ecke. Nürnberg wirkte geschockt und kassierte zwei Minuten später sogar das 0:2, als Tanaka sich im Zweikampf rustikal durchsetzte und fast von der Strafraumlinie unhaltbar traf.

Damit hatte sich das Abwehrproblem für die Nürnberger allerdings in dieser ersten Hälfte noch nicht erledigt. Denn seitdem seine Kopfverletzung verheilt ist, hält Vincent Vermeij wohl gerne den Schädel hin. Nach einer chaotischen Situation in der Club-Abwehr, als Mathenia nicht klären konnte, weil ein Abwehrspieler den Ball wegköpfen wollte, kam Tanaka am rechten Strafraum-Eck an den Ball. Der Japaner flankte punktgenau auf Vermeij, der den Ball quasi mit dem Pausenpfiff zum 3:0 im Club-Tor versenkte. Zuvor hatte nur die Latte einem Treffer von Johannesson im Weg gestanden.

Vincent Vermeij trifft per Kopf zum 3:0. Foto: Imago

Nahezu perfekt war die erste Hälfte für Fortuna verlaufen. Defensiv hatten die Gäste keine Fehler gemacht und vorne sehr effizient zugeschlagen. In ähnlicher Form wollten die eigentlich ersatzgeschwächten Fortunen auch die zweite Hälfte bestreiten, rechneten aber damit, dass der Gegner sich nun völlig anders präsentierte. Ja es musste anders für die Franken laufen, um sich überhaupt noch eine Chance auf einen Punkt zu erhalten. Um sich diesem Ziel anzunähern, wechselte Trainer Christian Fiel gleich dreimal, während es für die Fortunen keinen Grund zum Personaltausch gab.

Vermeij behält auch beim Handelfmeter die Nerven

Am ruhigen Aufbau mit möglichst vielen Ballkontakten änderte sich auf Düsseldorfer Seite auch bei stärkerem Schneefall wenig, während die Platzherren kaum eine Reaktion zeigten. Im Gegenteil, Fortuna erhielt auch noch einen Handelfmeter, als Jannes Horn aktiv mit der Hand zum Ball ging (54.). Vermeij legte sich den Ball zurecht, traf zum 4:0 und sah danach noch eine Gelbe Karte – offensichtlich, weil er zu lange gejubelt oder Ball festgehalten hatte. Das dürfte ihn im Nachhinein bei drei erzielten Treffern nicht so besonders stören. 

Erst nach diesem Treffer gab es dann eine Reaktion auf der Bank der Fortuna, um vor dem Pokalspiel am Dienstag in Magdeburg Kräfte zu schonen. Vermeij durfte runter, für ihn kam Jona Niemiec, Taka Uchino löste Gavory ab, für den Iyoha auf die andere Seite wechselte. Das Spiel bekam wegen der Inaktivität der Nürnberger keine andere Richtung. Und die Fortunen wechselten noch zweimal, auch Simo Suso kam herein. Der Kapitän der U19 absolvierte damit sein erstes Zweitliga-Spiel, gegen weiterhin leidenschaftslos auftretende Nürnberger, die zehn Minuten vor dem Ende das erste Mal den gegnerischen Torhüter prüften. Wie man es richtig und leichtfüßig macht, zeigte die Fortuna danach mit dem Tor zum 5:0 durch Jona Niemiec zum Endstand.

Statistik:
Nürnberg:
Mathenia – Gyamerah (72. Valentini), Marquez, Horn, Brown – Flick – Uzun (46. Möller Daehli), Schleimer (46. Wekesser) – Goller, Lohkemper (65. Hayashi), Okunuki (46. Loune)
Fortuna:
Kastenmeier – Iyoha (67. Suso), Siebert, De Wijs (78. Oberdorf), Gavory (64. Uchino) – Engelhardt – Appelkamp, Tanaka, Johannesson, Jastrzembski (67. Klaus) – Vermeij (64. Niemiec)
Kader Fortuna:
Niemczycki – Ginczek, Tzolis
Schiedsrichter:
Richard Hempel (Großnaundorf) / Assad Nouhoum (Oberweikertsheim/Note: 2, machte ein gutes und unaufgeregtes erstes Zweitliga-Spiel)
Zuschauer:
33.062
Tore:
0:1 (45. +7.) Vermeij, 0:2 (45. +9) Tanaka, 0:3 (45. +15), Vermeij, 0:4 (56./F.E) Vermeij, 0:5 (84.) Niemiec
Gelbe Karten:
Horn, Brown / Kastenmeier (3.), Gavory (3.), Vermeij (2.)
Beste Spieler: – /
Vermeij, Engelhardt
Spielnote:
3 (weil sehr einseitig)
Besonderheit des Spiels
: Wegen einer Verletzung des Schiedsrichters gab es eine Pause, die zwischen der 24. und 39. Minute sehr lange dauerte. Offensichtlich hat bei dieser Unterbrechung Trainer Daniel Thioune die richtigen Worte gefunden, um die offensichtlichen Schwächen des Gegners auszunutzen.
Spielfazit: Fortuna hat sich das harmlose Treiben der Nürnberger eine gute halbe Stunde angeschaut und dann erbarmungslos zugeschlagen. Eigentlich fiel mit dem 5:0 das Ergebnis sogar noch zu niedrig aus.

Noten der Fortunen: Kastenmeier 3 – Iyoha 2, Siebert 2, De Wijs 2, Gavory 2,5- Engelhardt 2 – Appelkamp 3, Tanaka 2,5, Johannesson 3, Jastrzembski 3 – Vermeij 1

Reaktionen:
„Wir konnten hoch pressen, waren sehr aktiv und hatten viele Balleroberungen. Unser Team hat guten Fußball gezeigt, viele Situationen ideal aufgelöst und sich dann nach der Führung in einen Rausch gespielt. Ich habe null Ansatz für Kritik – wir haben einen reifen Vortrag gesehen. Am meisten freut mich aber, dass wir zu Null gespielt und gewonnen haben. Das war womöglich ein ‚perfect game‘.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Wir hatten dem Druck des Gegners überhaupt nichts entgegenzusetzen und haben die Räume im Zentrum für unser Spiel nicht gefunden. Wenn der Ball mal auf außen war, hat Düsseldorf so einen Druck ausgeübt, dass wir nicht mehr zielgerichtet weiterspielen konnten. Wir waren immer einen Schritt zu spät.“
Christian Fiél, Trainer des 1. FC Nürnberg

„Wir haben heute sehr erwachsen Fußball gezeigt und auch nach der Pause diesmal nicht nachgelassen. Jetzt reisen wir mit großem Selbstvertrauen nach Magdeburg und richten unseren Fokus auf das Pokalspiel. Wir wissen, was wir dort erreichen können.“
Jordy de Wijs, Innenverteidiger der Fortuna

„Die Priorität war, zu Null zu spielen. Es war kein Geheimnis, dass das Frankenland in den vergangenen Jahren nicht immer unser bestes Pflaster war. Wir wollten einfach unseren Fußball durchziehen. Mit dem 5:0 haben wir eine klare Ansage gemacht, das ist einfach nur geil.“
Shinta Appelkamp, Mittelfeldspieler der Fortuna

„Der Dreierpack ist natürlich super, und ich freue mich riesig darüber. Wir haben heute und letzte Woche gezeigt, dass wir guten Fußball spielen können. Wir sind jetzt vorne mit dabei, aber es ist alles sehr eng.“
Vincent Vermeij, dreifacher Torschütze der Fortuna

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