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Fortuna ist auf dem richtigen Weg

Mannschaft und Trainer waren lernfähig

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Kommentar: Das Unentschieden gegen St. Pauli war fast schon wichtiger als der Sieg in Darmstadt. Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf musste nachweisen, dass der Erfolg eine Woche zuvor keine Eintagsfliege war. Nach dem erkämpften, aber völlig verdientem Erfolg gegen den Überflieger der Liga kann sich so etwas wie eine Konstanz im Spiel des Preußer-Teams nun doch entwickeln. Die Spieler wissen nun, was sie leisten können – und der Trainer hat inzwischen auch mehr als nur eine Ahnung, auf wen er sich verlassen kann.

Christian Preußer hat mit der Dreierkette nun endlich das System gefunden, mit dem er der Mannschaft den größten Gefallen tut. Denn in der Phase der Unsicherheit wollte kein Spieler gerne den Ball haben, weil er nicht wusste, wohin damit. Er war das ärmste Schwein, wie es in der Fußballer-Sprache so schön heißt, weil er keine Anspielstationen hatte. Spieler und Trainer erklärten zwar, dass das nichts mit dem System sondern eher mit dem Spiel ohne Ball zu tun hat. Aber wenn jeder Spieler genug „Arbeit“ damit hat, seine Position auf dem Feld zu besetzen und seine Aufgabe zu erledigen, kommt das Freilaufen erst an zweiter oder dritter Stelle. Wenn das System aber genau passt, fühlt man sich automatisch wohler als Profi und kann etwas mehr für die Mannschaft tun.

Apropos Mannschaftsgeist: Inzwischen hat wohl (fast) jeder im Team begriffen, wie wichtig es ist, für den Nebenmann da zu sein, um einen Fehler von diesem im Notfall auszubügeln. Dass die Mannschaft das kapiert hat und auch auf einen vermeintlichen Torjäger wie Robert Bozenik verzichten kann, weil dieser offensichtlich seine eigenen Interessen zu sehr in den Vordergrund stellen wollte, ist ein ganz wichtiger Lernprozess. Es wirkt nicht mehr so, als würde jeder auf dem Rasen das spielen, was in einem Orchester unweigerlich zur Disharmonie führt.

Emma Iyoha leistete die tolle Vorarbeit für das Tor zum 1:1 gegen St. Pauli. Foto: Wolff

Endlich erkennt man auch, dass der Trainer Spieler besser machen kann. Emma Iyoha hat sich inzwischen zu einer unverzichtbaren Stammkraft entwickelt und sprüht geradezu vor Spielfreude – erinnert sogar bei der Balleroberung an Fortuna-Legende Oliver Fink. Seine Vorarbeit zum 1:1 gegen St. Pauli war genau das, was der Fortuna in dieser Saison bis zum Darmstadt-Spiel gefehlt hat – Cleverness und Übersicht.

Oder wer kannte vor dieser Saison Tim Oberdorf? Er war gegen St. Pauli der beste Mann auf dem Platz, bewies Zweikampfstärke, nahm Guido Burgstaller aus dem Spiel, als wäre das das Normalste der Welt und half noch den Kollegen, wenn diese in Not kamen. Man kann nur froh sein, dass dieses Talent in Sprockhövel von der Fortuna entdeckt wurde. Er war zwar zunächst noch falsch eingeschätzt worden, aber inzwischen ist er zum Juwel herangereift.

Selbst Ao Tanaka hat inzwischen verstanden, dass nicht er in erster Linie glänzen muss, sondern für das Team spielen muss und dann ganz automatisch davon profitiert. Selbst ein Leo Koutris lebt auf, weil er jetzt die Rolle spielen kann, die ihm besser liegt, als nur zu verteidigen. Auch wenn genügend lobende Worte über Rouwen Hennings bereits gesagt und geschrieben wurden: Fortunas Torjäger braucht Anspiele, die genau für ihn gemacht sind – in den Fuß, nach Doppelpass oder zielgenaue Flanken. Das gab es in der Hinrunde der 2. Bundesliga nur selten. Umso bemerkenswerter ist, dass er so weit vorne in der Torschützenliste platziert ist. Wie er Tore erzielen kann und da ist er sehr treffsicher, hat er gegen Darmstadt und den Spitzenreiter bewiesen. Wenn die Mannschaft ihm hilft, hilft er der Mannschaft.

Die Hinrunde ist beendet. Auch wenn noch ein Heimspiel am nächsten Freitag ansteht, ist das Fazit nicht besonders gut – allenfalls hoffnungsvoll für die Zukunft. So kann man höchstens sagen, Fortuna ist anscheinend auf dem richtigen Weg. Der Trainer hat inzwischen nachgewiesen, dass er lernfähig ist, eine Mannschaft begeistern und einzelne Spieler besser machen kann. Dennoch ist es ein weiter Weg, um in der Spitze der Liga wieder Fuß zu fassen. Das geht nur über Konstanz und Glauben an die eigene Stärke. Letzteres hat sich im Spiel gegen St. Pauli bewährt. Allerdings hat die Mannschaft von Christian Preußer bisher immer dann halbwegs gut ausgesehen, wenn es gegen Spitzenteams ging oder gegen die Schlusslichter der Liga. Also ein ganz anderes Bild als in der vergangenen Saison.

Um alle übertriebenen Hoffnungen zu dämpfen. In dieser Saison kann die Fortuna auch mit guten Serien nicht mehr auf einen Aufstiegsplatz kommen. Doch sie kann sich einspielen und für die kommende Saison aufgebaut werden. Dann muss man bei den Verpflichtungen wirklich nur punktuell nach Verstärkungen schauen, was in dieser Saison nur mit Khaled Narey und mit Abstrichen bei Ao Tanaka gelungen zu sein scheint. Auch die Fans dürfen nicht zu viel erwarten. Allerdings könnte die ganz düstere Zeit mit Abstiegsängsten in dieser Saison jetzt endlich der Vergangenheit angehören.

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