von Norbert Krings
Um erfolgreich zu sein, sollte eine Mannschaft der 2. Fußball-Bundesliga nicht nur an den Schwächen arbeiten, sondern vor allem auch auf die Stärken setzen. Wer bei Fortuna Düsseldorf genau hinschaut, erkennt, dass die Mannschaft von Daniel Thioune immer noch das torgefährlichste Team der Liga stellt. Vielleicht sollten die Rot-Weißen dann auch mehr darauf schauen, weitere Tore zu erzielen, statt sich nur in erster Linie darauf zu konzentrieren, hinten die Null zu halten. Das könnte für Sonntag auch gegen Hansa Rostock das Rezept sein, um im Jahr 2024 in die Erfolgsspur und zum ersten Sieg des Jahres zu kommen.
Fortuna hat 46 Tore in der bisherigen 22 Spielen erzielt, das ist ein Schnitt von 2,1 Treffern pro Spiel. Und was noch beachtenswerter ist: es teilen sich 16 Düsseldorfer Spieler die Tore unter sich auf. So richtig ausrechenbar ist die Mannschaft deswegen auch nicht und sollte diesen Vorzug, dass eigentlich jeder Spieler jederzeit zu einem Torerfolg kommen könnte, weiterhin nutzen. Das gilt auch für die Stärke bei eigenen Standardsituationen, die zuletzt nicht mehr so deutlich geworden ist. Daran müssen die Trainer wieder arbeiten, weil das immer geholfen hat, wenn aus dem normalen Spiel einfach keine Tore fallen wollten.
Besonders erfolgreich für Fortuna waren in dieser Saison bekanntlich Christos Tzolis mit elf Ligatoren sowie Vincent Vermeij mit neun Treffern. Beide Fortunen hatten wohl die wenigsten Konkurrenten vor Saisonbeginn auf der Liste der besonders torgefährlichen Fortunen. Das hat sich inzwischen geändert. Für beide Spieler gilt nun, dass sie sich einer besonderen Bewachung der gegnerischen Mannschaft ausgesetzt sehen. Vincent Vermeij will deswegen sein Spiel aber nicht verändern.
Vermeij: „Mir ist derzeit ein 1:0 wichtiger als ein 4:1 mit zwei Toren von mir“
Allerdings ist auch er froh, dass sich nicht alles auf ihn konzentriert und er auch die Tore seinem Sturmkameraden aus Griechenland durchaus gönnt. „Ich erziele gerne Tore, auch habe ich nichts dagegen, bald wieder vor Christos bei den erzielten Treffern in der klubinternen Rangliste zu liegen“, sagt der Niederländer mit einem Grinsen. Er will seinen jungen Kollegen auf dem linken Flügel motivieren. „Aber letztlich ist mir auch recht, wenn er weiterhin so viele Tore erzielt, damit die Mannschaft erfolgreich ist, und das ist das Wichtigste.“ So sagt er sogar: „Mir ist derzeit sogar ein 1:0 lieber als ein 4:1 mit zwei Toren von mir“.
Das wunderte den Trainer nicht. „Das zeigt, wie sehr Vinc an den Erfolg der Mannschaft denkt“, sagt Daniel Thioune und fügt scherzhaft hinzu. „Bei Christos denke ich eher, dass er lieber die Tore schießt, als permanent nur zu verteidigen.“ So würde er selbst als Trainer auch eher funktionieren. „So wir fangen sicherlich nicht an, mit einer Sechserkette zu spielen oder den Mannschaftsbus vor dem Tor zu parken. Ich lase mich nicht treiben, bin seit zwei Jahren Trainer hier und habe meist eine gesunde gelungene Balance gefunden.“ Seine Spieler sollen frei sein, ohne die ganz großen Zwänge bei dem, was sie tun. Sie sollen ihre Qualitäten auf den Platz bringen und bekämen dann die taktischen Hilfen und welche Räume sie bearbeiten sollen. „Auch die Zuschauer haben mehr Bock darauf, Tore von uns zu sehen und natürlich, dass wir weniger kassieren. Das macht ja auch den Fußball aus, dass man das nicht so planen können, sondern für den Erfolg hart arbeiten muss“, meint Thioune.
Weil die Mannschaft wieder eine normale Trainingwoche hatte und taktische Formen mit elf gegen elf trainieren konnte, sieht Vincent Vermeij die Situation deutlich entspannter und erfolgversprechender als zu Beginn der Rückrunde. „Dass wir im Sturm mehr Konkurrenz haben, stört mich überhaupt nicht, ich versuche trotzdem voranzugehen“, sagt der Niederländer, der sich inzwischen als anerkannter Führungsspieler im Team sieht und tatsächlich auch so von den Mannschaftskameraden wahrgenommen wird. „Ich war mit meiner Leistung zuletzt zufrieden, zwar nicht ganz, weil ich keinen Treffer erzielt habe“, sagt er und geht aber mit einem guten Gefühl ins Spiel gegen Hansa und weist zudem daraufhin, dass die Fortuna in Karlsruhe zuletzt und auch im Hinspiel gute Spiele absolviert hätte. Zudem sei er sich sicher, dass seine Mannschaft die unnötigen Gegentore künftig vermeiden könne. Ein kleines Problem: Die beiden besten Torschützen der Fortuna haben jeweils vier Gelbe Karten gesammelt und würden nach der nächsten Verwarnung ein Spiel zuschauen müssen.
Andre Hoffmann muss erneut angeschlagen pausieren
Viel verändern und in Aktionismus verfallen, wird auch Daniel Thioune für den Sonntag nicht, obwohl die Befürchtung eingetroffen ist, dass Andre Hoffmann mal wieder nicht zur Verfügung stehen wird. Diesmal ist es erneut eine muskuläre Geschichte. Der Kapitän hat in Karlsruhe bei seiner überzeugenden Leistung einen Schlag auf die Wade erhalten und muss nun mit einem kleinen Muskelfaserriss an dieser Stelle eine Spiel- und Trainingspause einlegen. Auch Shinta Appelkamp wird nicht dabei sein. Er zeigte nach längerer Pause trotz des nur kurzen Einsatzes beim KSC eine muskuläre Reaktion. Auch er wird wieder Anschluss suchen müssen. Immerhin kann Emma Iyoha wieder eingreifen und zu einer wichtigen Option werden.
Im Training wurde im Hinblick auf die gezeigten Schwächen zuletzt und die kommende Aufgabe gegen Rostock auf ein besseres und konsequenteres defensives Umschalten geachtet. Die schnelle Rückgewinnung des Balles stand dabei im Vordergrund. „Wir wollen wieder stabiler werden, und das Positionsspiel war in dieser Woche wieder deutlich besser und ausgeprägter“, bemerkt der Trainer dazu, der Respekt vor dem Gegner hat. „Hansa wird alles versuchen, um unser Spiel zu hemmen. Sie sind aktiv im Pressing. Gegen den HSV haben die Rostocker unglaublich hart gearbeitet, um den einen Punkt zu holen“, erklärt Daniel Thioune. „Wir hingegen wollen unfassbar gerne wieder ein Heimspiel gewinnen. Wir werden fleißig sein, Energie auf den Platz bringen und in den kleinen Momenten achtsam sein.“ So müsse das Pendel dann einfach mal wieder in Fortunas Richtung ausschlagen.
Mögliche Aufstellung:
Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, de Wijs, Gavory – Klaus, Tanaka, Johannesson, Tzolis – Vermeij
Kader: Niemczycki – Niemiec, King Manu, Daferner, Mustapha, Quarshie, Iyoha, Jastrzembski, Uchino
Nicht dabei: Hoffmann, Appelkamp, Sobottka, Suso, Siebert
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