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Fortuna: Beine und Köpfe waren zu müde

Thioune-Team unterliegt Wehen Wiesbaden 1:3

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Fortuna Düsseldorf hat verdientermaßen eine schwere Schlappe einstecken müssen. In einem Spiel in dem fast alles schief ging und die Frische völlig fehlte, siegte der SV Wehen Wiesbaden mit 3:1 (3:0), weil es das clevere und spritzige Team stellte. Das verstärkt noch einmal die Kritik an der Spielplangestaltung und an der Tatsache, dass das Thioune-Team unnötigerweise nur drei Tage Zeit hatte, um sich von einem Pokalspiel zu erholen, das über 120 Minuten ging. Eine Erklärung für die haarsträubenden Fehler im Abwehrverhalten kann das allerdings nicht sein.

Daniel Thioune hatte sich für eine Variante entschieden, in der er auf Erfahrung und Sicherheit in der Defensive setzte. Statt Taka Uchino spielte Tim Oberdorf auf der Außenverteidiger-Position und Jordy de Wijs rückte wieder in die Abwehrkette. Ansonsten spielten die Feldspieler, die in Unterhaching auch in der zweiten Hälfte auf dem Platz standen. Die Ersatzbank war allerdings erneut nicht komplett besetzt. Auf Robin Bird aus der „Zwoten“ hatte der Trainer verzichtet, wie hinlänglich bekannt, fehlten Nicolas Gavory (Todesfall in der Familie), Matthias Zimmermann, Andre Hoffmann, Daniel Ginczek sowie Shinta Appelkamp. Marcel Sobottka musste zunächst einen Platz auf der Bank einnehmen.

Die Fortuna-Fans waren gespannt, wie ihre Mannschaft die Spiel- und Reisestrapazen aus dem Unterhaching-Abenteuer überstanden hatten. 90 Minuten Volldampf wollten und konnten sie nicht von der Fortuna verlangen. Die Spieler hatten allerdings versprochen, dass sie alles geben würden, um die Erfolgsserie fortzusetzen, auch wenn niemand wieder sechs Tore verlangen konnte. Mit gebremstem Schaum und viel Kontrolle begannen die Fortunen, worauf auch die Gäste vielleicht gebaut hatten. Denn die Hessen spielten mutig nach vorne, wäre aber in der vierten Minute fast ausgekontert worden, als Felix Klaus den Sprint anzog, letztlich Christos Tzolis aber an Wehens Torhüter Florian Strietzel scheiterte.

Der Blick der Fortunen ging allerdings nach hinten, wo Vincent Vermeij nach dem abgewehrten Eckball liegen geblieben war. Mit einer Kopfverletzung musste der Niederländer ausgewechselt werden. Ein früher Schock für Mannschaft und Trainer – Jona Niemiec kam für Vermeij. Doch so richtig verdaut hatten die Gastgeber den Ausfall noch nicht. So ging nach einem langen Sprint von Thijmen Goppel die Mannschaft von Trainer Marcus Kauczinski in Führung. Der Niederländer flankte auf Hyun-Ju Lee, der relativ unbedrängt zum 1:0 einschießen konnte. Das tat den müden Köpfen und Beinen der Platzherren nicht unbedingt gut, obwohl sie wie unbeeinflusst weiterspielten.

In den Laufduellen sahen Fortunas Abwehrspieler ganz schlecht aus

Und die erste große Chance zum Ausgleich hatte der eingewechselte Niemiec, der nach einem schönen Anspiel von Tzolis nur hauchdünn an Wehens Keeper hängenblieb (16.). Die Gäste hatten ihre Offensivbemühung aber nicht eingestellt und kamen dann gefährlich nach vorne, wenn sie die rechte Seite wählten. Emma Iyoha hatte in der Rückwärtsbewegung große Probleme, und die Seite war meist offen für den Wiesbadener Flügelspieler Goppel. Das zweite Tor der Gäste fiel aber über die andere Seite, als Amar Catic zum Sprint ansetzte und sowohl Tim Oberdorf als auch Jamil Siebert davonlief. Auch für Fortuna-Torwart Florian Kastenmeier sah der Schuss zum 2:0 für die Gäste nicht ganz unhaltbar aus. Wieder ein Tor, für das die Wiesbadener keinen großen Aufwand betreiben mussten.

Dass es ein schwieriges Spiel für die Fortuna werden würde, war schon vorher klar. Aber dass die Gastgeber sich so auskontern lassen, war nicht zu erwarten gewesen. Fortuna bemühte sich, richtig gefährlich waren die Aktionen nicht gegen eine Abwehr, die sehr kompakt stand und sich gut verschob. Und die Konter der Gäste blieben gefährlich, weil sich die Fortunen ungeschickt in den Zweikämpfen anstellten. Das galt auch so in der 39. Minute, als Tzolis gegen Robin Heußer zu unbeherrscht einstieg und einen Foulelfmeter verursachte. Den ersten schoss John Iredale gegen den Pfosten, was aber nicht „schlimm“ für ihn war, denn er durfte wiederholen. Die Fortunen waren zu früh in den Strafraum gelaufen – aus Sicht des Video-Kellers in Köln. Iredale trat erneut an und traf zum 3:0 (42.).

Immer wieder konnten sich die Spieler der Gäste auch gegen zwei Gegenspieler durchsetzen. Foto: Kenny Beele

Schlimmer hätte es in der ersten Hälfte für die Fortuna kaum laufen können – oder doch, denn die Wiesbadener hätten auch mit 5:0 in Führung liegen können. Nach den Kraftakten der vergangenen Spiele sah es zur Pause nicht danach aus, als hätte die Mannschaft von Daniel Thioune eine Chance gegen die viel frischer und spritziger wirkenden Gäste. Doch nach der Pause hatten die Fortunen immerhin die Aussicht auf ihre eigene Kurve zu spielen. Und Daniel Thioune nahm beide Außenverteidiger vom Platz und schickte Routinier Marcel Sobottka und Dennis Jastrzembski in den Kampf, um das Spiel noch zu drehen oder zumindest den Spielstand etwas freundlicher zu gestalten.

Doch es lief nicht viel zusammen. Auch die Versuche einen Elfmeter zu schinden, funktionierten nicht. Die Mannschaft war müde und wirkte kraftlos und dementsprechend unkonzentriert. Dennoch versuchten es die Spieler und auch die Fans unermüdlich, das Spiel noch einmal in eine andere Richtung zu drehen. Immerhin versuchten die Gäste nur noch, das Ergebnis unbeschadet über die Spielzeit zu bringen.

Doch das gelang nicht, denn Fortunas stetiges Anrennen brachte dann doch noch zumindest das 1:3 durch Yannik Engelhardt – in einem Spiel, in dem sonst fast alles schief ging, was sonst blind funktioniert. Doch mehr war an diesem vermaledeiten Tag nicht drin. Die dicken Patzer der ersten Hälfte konnten die Fortunen nicht mehr ausgleichen. Denn das Spiel ist eindeutig vor der Pause verloren worden.

Statistik
Fortuna: Kastenmeier – Oberdorf (46. Jastrzembski), Siebert, de Wijs, Iyoha  (46. Sobottka) – Engelhardt – Klaus, Tanaka, Johannesson, Tzolis – Vermeij (6. Niemiec)
Fortuna-Kader: Niemczycki – Uchino, King Manu, Corsten, Suso
Wehen Wiesbaden: Stritzel – Angha, Mathiesen, Vukotic – Goppel (67. Mockenhaupt), Heußer, Fechner, Catic (86. Günther) – Bätzner (86. Jacobsen),  Lee (67. Froese) – Iredale (56. Prtajin)
Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen/Note: 4, kleinlich, unausgewogen und er sorgte immer wieder für Unruhe)
Zuschauer: 25.715
Tore: 0:1 (10.) Lee, 0:2 (26.) Catic, 0:3 (42. F.E.) Iredale, 1:3 (79.) Engelhardt
Gelbe Karten: Engelhardt (5.), Kastenmeier (2.), Weber (Sportdirektor), Tzolis (2.), Siebert (3.)  / Vokotic, Prtajin, Angha, Froese, Fechner
Beste Spieler: Engelhardt, Sobottka / Goppel, Mathisen
Spielnote: 3
Besonderheit des Spiels: Die Fans ließen viele Pfiffe hören, die richteten sich aber keineswegs gegen die eigene Mannschaft, sondern betrafen den Schiedsrichter, der bestimmt nicht als Heimschiedsrichter in die Geschichte eingehen wird. Die Unterstützung von den Rängen war trotz der enttäsuchenden Vorstellung großartig.
Spielfazit: Fortuna war müde und machte Fehler, die es dem Gegner leicht machten, mit einem 3:0 in die Pause zu gehen. In der zweiten Hälfte war das Bemühen deutlich zu erkennen. Aber es fehlte auch hier die Frische im Kopf, um das Spiel noch zu drehen.

Noten der Fortunen:
Kastenmeier 3 – Oberdorf 4,5, Siebert 4,5, de Wijs 3,5, Iyoha 5 – Engelhardt 4,5 – Klaus 3,5, Tanaka 4,5, Johannesson 4, Tzolis 4 – Vermeij (-) / Niemiec 4, Jastrzembski 3,5, Sobottka 3

Reaktionen:
„Das war das Beste, was wir in dieser Saison gezeigt haben. Ein 3:0 malst Du dir vor dem Spiel nicht aus. Wir haben die Tore sehr gut herausgespielt. In der zweiten Hälfte haben wir dann mit viel Leidenschaft fast alles wegverteidigt.“
Marcus Kauczinski, Trainer von Wehen Wiesbaden

„Das war ein verdienter Sieg der Gäste. Müdigkeit entsteht im Kopf und nicht in den Beinen. Die Energie war aber im Kopf nicht vorhanden. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, weil wir diese gar nicht gesucht haben. Die Geschichte ist schnell erzählt, weil es heute natürlich schwerer werden würde nach diesem Pokalspiel. Bei aller Enttäuschung, weil wir die Woche vergolden wollten, habe ich gesehen, dass die Mannschaft alles tun wollte, um noch näher ran zu kommen. Wir gehen auf dem Zahnfleisch, trotz einer bravourösen Leistung.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Das war nicht gut, was wir gezeigt haben. Wir haben alles versucht, um von Beginn an die Itensität zu zeigen, die man in einem solchen Spiel zeigen muss. Das ist nicht geglückt, und dann bekommst du drei einfache Tore. Wir müssen den Kopf jetzt hochhalten. Wir sind auf einem guten Weg, und die Niederlage wird uns davon nicht abbringen.“
Jordy de Wijs, Abwehrspieler der Fortuna

„Wir haben Wehen eingeladen zum Toreschießen. Und so waren wir zur Pause mit einem 0:3 noch gut bedient. Wir hätten kühlen Kopf bewahren und klarer spielen müssen. Wir wollen Ballbesitz-Fußball spielen, dann musst du den Ball auch haben. Wir dürfen nicht jedes Mal den Ball verlieren und dann ins offene Messer rennen. Das ist uns heute passiert.“
Felix Klaus, Angreifer der Fortuna

„Man muss das Spiel differenziert sehen. Das Spiel haben wir in der ersten Hälfte verloren. Es passiert halt nur einmal, dass man ein Spiel noch auf 4:3 dreht. Es haben die Kleinigkeiten gefehlt. Heute war ein Tag, an dem du alles probierst, und zu wenig funktioniert. Den Trost, ein gutes Poklalos zu bekommen, den kann ich mir auch schenken.“
Marcel Sobottka, Vizekapitän der Fortuna

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