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Ein Trainer mit goldener Zukunft?

Im Alter von 30 Jahren zeigt Florian Flabb seine Klasse

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Florian Flabb will zwar nichts davon hören, aber sein Name ist im deutschen Basketball inzwischen ein Begriff. Der überraschende Aufstieg mit den ART Giants in die 2. Liga ProA und die bislang zum größten Teil überzeugenden Leistungen mit dem Anschluss ans Mittelfeld in dieser Spielklasse sind auch ein Erfolg des erst gerade 30 Jahre alt gewordenen Trainers. Flabb hat mit seiner Mannschaft noch viel vor – aber in allererster Linie geht es um den Klassenerhalt. Und das ist mit einer Mannschaft, die vom Etat her zu den „günstigsten“ Teams in der Liga zählt, nicht eben einfach.

Florian Flabb ist kein junger Wilder, der nur mit Sprüchen und motivatorischen Kniffs seine Mannschaft ans Limit bringt. Der Trainer der ART Giants sagt, dass er weiter lernen will – auch aus Niederlagen. Seinen Spruch: „Entweder wir gewinnen oder wir lernen dazu“, setzt er kompromisslos um und sagt, dass sich die Leistung seines Team seit dem Saisonstart schon verändert hat – wohl weil es sich schon entwickeln konnte.

Herr Flabb, wie geht es Ihnen?
Florian Flabb: Wie es immer so ist nach einem Wochenende mit einer Niederlage. In Schwenningen hatten wir uns deutlich mehr vorgenommen. Nichts gegen unseren Gegner, aber wir haben unseren Job nicht richtig gemacht. Da hat einfach etwas gefehlt. Das müssen wir jetzt aufarbeiten und am Wochenende besser machen.

Haben Sie Angst, dass mit solchen Niederlagen das Saisonziel gefährdet wird, oder ist das ein Rückschlag, aus dem man dringend lernen und ihn verkraften muss?
Flabb: Wenn ich jetzt Angst haben müsste, weil wir das Saisonziel verfehlen könnten, hätte ich ein langes Jahr vor mir. Solche Niederlagen geben einem sicherlich zu denken. So etwas kann man nicht als Ausrutscher wegwischen. Das war es sicherlich auch nicht. Mit dem Erreichen unseres Saisonziel hat das erst einmal weniger zu tun. Vor allem defensiv tun wir uns derzeit schwer und können nicht das umsetzen, was wir uns vornehmen. 109 Punkte in Hagen kassiert, Schwenningen erzielt 15 Punkte über dem Saisonschnitt – damit können wir also nicht zufrieden sein.

Florian Flabb ist ein Trainer, der sein Gefühle an der Seitenlinie auch zeigt. Foto: Kenny Beele

Trotzdem läuft es für einen Trainer, der erstmals in der ProA arbeitet und noch recht jung ist, sehr gut in der zweithöchsten Liga. Einige andere Vereine sollen einen Blick auf Sie und Ihre Karriere geworfen haben…
Flabb: Das wäre mir jetzt neu. Keine Ahnung, woher das aufgekommen sein soll. Im Moment konzentriere ich mich voll darauf, was in Düsseldorf ist und von mir gefordert wird. Da haben wir genug Arbeit zu tun, so dass ich keine Zeit habe, nach links oder rechts zu schauen.

Würden Sie sagen, dass Ihre besonderen Fähigkeiten sowohl im motivatorischen als auch im taktisch-technischen Bereich liegen?
Flabb: Ich versuche diese Stärken zu entwickeln. Am Ende eines jeden Tages kann man etwas dazulernen und das tue ich auch. Deswegen ist die Aufgabe in der ProA auch super-interessant. Ich wachse extrem daran und bin alles andere als ein fertiger Trainer. Ich bin daher noch am Anfang meines Karriere-Weges, auch wenn ich versuche, das Maximum herauszuholen. Das gelingt mal besser oder schlechter. Ich sage immer: Entweder gewinnen wir oder wir lernen. Dafür ist auch eine solche Saison sehr wertvoll.

Wie ist es Ihnen gelungen, so gut so viele neue Spieler in die Mannschaft zu integrieren?
Flabb: Erst einmal haben wir uns mit diesen Spielern sehr beschäftigt und dann wussten wir, wer hier zu uns kommt und welche Stärken und Schwächen er hat. Dann versucht man ein System zu finden, in das die Leute bestmöglich hineinpassen. Das ist aber auch ein laufender Prozess. Wir spielen jetzt sicherlich anders als am ersten Spieltag. Da versuchen mein Co-Trainer Matt Dodson und ich alles möglichst aufzuarbeiten, um die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Spieler ideal einzusetzen. Und da machen auch wir Fehler, so dass die Mannschaft am Wochenende mal nicht so gut aussieht. Das ist eben der dauerhafte Prozess.

Florian Flabb kann mit dem Entwicklungsstand seiner Mannschaft durchaus zufrieden sein. Foto: Beele

Sie machen aber auch Spieler besser, wie Lennart Boner, der in der ProA eine tolle Entwicklung genommen hat…
Flabb: Da stimmt, man muss aber auch sagen, er profitiert davon, dass noch bessere Mitspieler um ihn herum agieren. Lennart hat so mehr Freiräume und passt wie ein Deckel auf den Topf in unserem Spielsystem. Zudem macht Lennart auch einen guten Job, indem er täglich an sich arbeitet, um zu lernen und eine andere Physis anzunehmen.

Wie gehen Sie mit Spielern um, für die Deutschland und Düsseldorf Neuland sind?
Flabb: Zunächst muss man sich einmal mit dem Menschen beschäftigen und dann die spielerischen Qualitäten erkennen. Weil wir uns bereits im Sommer mit ihnen beschäftigt haben, wussten wir in etwa, was wir für einen Basketball spielen werden. Zudem wollen wir den Jungs auch in alltäglichen Sachen helfen. Das geht nur über eine gute und stetige Kommunikation, um auf die ganz vielen Bedürfnisse jeden Einzelnen eingehen zu können. Es ist kein leichtes Jahr in Düsseldorf, wo der Klassenerhalt über allem steht und man auch mal drei oder vier Spiele in Folge verlieren kann, worauf man die Leute vorbereiten muss. Wir gehen trotzdem jedes Mal raus, als würden wir Tabellenführer sein wollen. Da lernen wir alle täglich dazu.

Was ist denn mit Ihrer Mannschaft möglich?
Flabb: Ein Ausblick ist ganz schwierig, weil wir noch nicht so gefestigt sind und wir Fehler machen, die unvorhersehbar sind und möglicherweise Spiele kosten. Wir sind eine Mannschaft mit ganz viel Talent und wissen, dass es vielleicht ein Stückweit länger braucht, bis alles passt. Wenn man das auch mit vergangenem Jahr in Bezug auf Talent und Willenskraft vergleicht, bin ich mir sicher, dass wir uns weiterentwickeln werden.

Und wie sieht das tabellarisch aus?
Flabb: Eine realistische Tabellensituation kann ich nicht einschätzen, aber wir wollen für jeden Gegner ein Dorn im Auge sein, so dass wir sehr unangenehm zu bespielen sind. Dazu müssen wir abrufen, was wir täglich besprechen und woran wir arbeiten. Schließlich liegt zwischen uns und manch anderer Mannschaft ein Etat von mehr als 1,8 Millionen Euro dazwischen. Dann sind solche Gegner abgezockt, bestrafen jeden Fehler und ihre 100 Prozent sind immer noch mehr als unsere 100 Prozent. So müssen wir nahe an diesen Wert kommen und zudem verhindern, dass der Gegner seine 100 Prozent erreicht.

Wann ist ein Florian Flabb nach dem Ende eines Spiels so richtig zufrieden?
Flabb: Stand jetzt – noch nie. Es ist Dezember, wenn ich jetzt zufrieden wäre, bräuchte man mich ja nicht mehr. Wir haben eine klare Vision, wie wir spielen und was wir auf dem Feld zeigen wollen. Wenn wir da alles bereits umsetzen könnten… So ist es unsere Motivation, täglich zur Arbeit zu gehen und darauf hinzuzielen.

Sind Sie denn mit dem derzeitigen Stand zufrieden?
Flabb: Das ist schwierig einzuschätzen, da wir keinen Vergleichswert hatten und haben. Das Niveau ist ein anderes, die Spielerqualität, die wir haben, ist eine ganz andere, mit der ProB nicht zu vergleichen. So ist es sehr, sehr schwer zu beurteilen, ob wir im Soll sind oder hinterherlaufen. Es gibt Phasen, da spielen wir grandios, aber dann kommen auch die Rückschläge wie in Schwenningen. Wir sind noch auf einer Achterbahnfahrt und suchen die Konstanz. Das wird aber mit Erfahrung und Eingespieltsein kommen. Und das geht nicht von heute auf morgen.

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