von Tobias Kemberg
In der Endabrechnung nach den beiden Relegationsspielen gegen die Paderborn Dolphins fehlte den Düsseldorfer Footballern genau ein Punkt. Doch die seit 2016 dritte Fahrstuhlfahrt nach unten alleine daran festzumachen, wäre der falsche Ansatz. Vielmehr muss der Verein den „Re-Start“ in der Zweitklassigkeit als neue Gelegenheit betrachten, um langfristig ein Team aufzubauen und die internen Strukturen weiter zu verbessern, so dass man nach einem weiteren Aufstieg in der GFL bestehen kann.
Am Ende fehlte ein Punkt – und irgendwie war es doch so viel mehr. Trotz des ersten Saisonsiegs mussten die Düsseldorf Panther den Gang in die German Football League 2 antreten. Das 13:8 im Relegationsrückspiel bei den Paderborn Dolphins war nach der 7:13-Heimniederlage im ersten Duell zu wenig, um doch noch den Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse zu sichern.
Natürlich ließe sich angesichts von nur einem Zähler Unterschied nach zwei Relegationsspielen ganz einfach von Pech oder einem unglücklichen Ausgang reden. Erst Recht mit Blick auf den ärgerlichen Verlauf beim ersten und einzigen Saisonsieg der Panther, die erst eine Safety und damit zwei Punkte kassierten und im Schlussviertel, in dem ein Field Goal genügt hätte, nicht mehr scoren konnten. Doch angesichts der Saison 2022 und wie sie aus Sicht des sechsmaligen German-Bowl-Champions gelaufen ist, war der Abstieg am Ende zweifellos eines: verdient.
Schwache Offense, schlechte Defense
Den Panthern fehlte es in diesem Jahr an vielen Dingen. Zunächst funktionierte die Offense um Quarterback Kevin Doyle nicht so, wie sich die Coaches das vorgestellt hatten. Der Spielmacher ging und mit C.J. Howard kam ein neuer Hoffnungsträger. Doch besser wurde es nicht. Sieben Punkte im Schnitt bedeuteten den letzten Rang unter den 16 GFL-Teams aus Nord- und Südstaffel.
Ebenso wenig ruhmreich präsentierte sich die Panther-Defense, die in den zehn regulären Saisonspielen gleich sieben Mal 38 oder mehr Punkte des Gegners zuließ – und das, obwohl die Düsseldorfer gegen den Pass sogar noch relativ ordentlich verteidigten. Auch die Turnover-Zahl von 29 entstammte der Statistik-Kategorie „Zahlen, die erschaudern lassen“ und verdeutlicht, wie wenig konkurrenzfähig die Mannschaft anno 2022 war.
Einstellung und Moral stimmten zu jedem Zeitpunkt
Was im Team hingegen immer stimmte, war der Einsatz. Die Panther ließen sich nie hängen, glaubten an sich und ihre Chance auf den Klassenverbleib und gaben sich auch nach dem ersten Relegationsspiel weiter kämpferisch. Einer der Hauptgründe für die schwache Saison: Die Mannschaft für dieses Jahr wurde erst relativ spät zusammengestellt und gerade die noch unerfahrenen Spieler konnten sich in kurzer Zeit nicht entsprechend entwickeln. Doch Zeit ist in der GFL, in der das Niveau auch im unteren Drittel so viel höher als in der GFL2 ist, ein kostbares Gut, das es mit Blick auf die Spieler- und Teamentwicklung fast nicht gibt.
War die Entscheidung aus dem vergangenen Herbst, nach dem sportlichen Aufstieg in die GFL auch tatsächlich jenen Schritt zu wagen, also eine falsche? „Im Nachhinein ist man immer schlauer. Wenn ein paar Sachen besser funktioniert hätten, dann wir bestehen können“, sagt Sportvorstand Ralf Gottschling.
Analyse und Planung für das Jahr 2023
In diesen Tagen arbeiten die Panther bereits alles fleißig auf. Es wird analysiert, Gespräche werden geführt und es werden Weichen für das Jahr 2023 gestellt. „Wir bauen neu auf, haben schon einige Anfragen von guten Spielern und sind auch bei der Suche nach einem neuen Head Coach mit einigen Kandidaten im Gespräch. Hier wird es zeitnah eine Entscheidung geben“, gibt Gottschling Einblicke in die aktuelle Planungssituation.
Mittelfristig gilt es für den Traditionsverein, das Pendeln „zwischen den Welten“ endlich zu beenden. Doch angesichts des großen sportlichen Unterschieds zwischen GFL und GFL2 schwebt weiter die Frage über dem Panther-Gehege, wie man die entsprechenden Weichen stellen kann, um nach dem nächsten Aufstieg nicht gleich wieder runter zu müssen.
Der Abstieg ist zweifellos ärgerlich und enttäuschend – und doch ist er nach dem Saisonverlauf alles andere als überraschend gekommen. Für die Düsseldorf Panther bietet er aber eine neue Chance. Vielleicht muss sich der Verein mehr als ein Jahr Zeit geben, um ein Team zu entwickeln, dass später auch in der obersten Spielklasse bestehen kann. Ansonsten stehen die Panther im Herbst 2024 womöglich wieder vor denselben Tatsachen wie in diesen Tagen. „Genau das ist ja unser Ansatz. Wir geben uns mehr Zeit“, sagt Gottschling. „Aber auf lange Sicht hat sich unser Ziel nicht geändert. Wir möchten uns wieder in der GFL etablieren.“
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