Burkhard Hupe (49) ist einer der größten Eishockey-Experten Deutschlands. Der Radioreporter des Westdeutschen Rundfunks liebt Kufen und Pucks. Für das ARD-Radio berichtete er von zahlreichen Eishockey-Weltmeisterschaften. Woche für Woche überträgt er dazu Spiele aus der DEL. Vor Beginn der Play-offs schätzt er die Chancen und die Entwicklung der DEG ein.
Es ist noch gar nicht lange her, da krebste die DEG regelmäßig am Tabellenende der DEL herum. Jetzt hat sie im zweiten Jahr in Folge Platz fünf der Hauptrunde erreicht. Wie war diese Entwicklung möglich?
Der Verein hat viel richtig gemacht in der jüngeren Vergangenheit. Auf der Ebene der Gesellschafter herrscht endlich Ruhe, der Verein hat wieder finanzielle Potenz. Und die DEG hat sicher auch davon profitiert, dass es der Fortuna nicht mehr so gut geht.
Und sportlich?
Vor ein paar Jahren in der Krise hat der Verein auf junge Kerle setzen müssen. Manuel Strodel, Alexander Preibisch oder Daniel Fischbuch zum Beispiel. Die Jungs hatten Zeit, sich zu entwickeln und freizuschwimmen. Am Ende haben sie sich als echte Volltreffer erwiesen und spielen durch die gewachsene Erfahrung mittlerweile wie alte Hasen. Sie besitzen ein hohes Selbstverständnis – und -bewusstsein. Und geführt werden sie von den Kreutzer-Brüdern. Einer auf und einer neben dem Eis. Das ist die perfekte Mischung und sorgt für Identifikation pur.
Welche Chancen rechnen Sie der DEG gegen Wolfsburg zu?
Wolfsburg ist auf jeden Fall machbar. Und für die DEG ist es gut, dass sie erst auswärts antreten muss. Keine Mannschaft hat diese Saison in der Fremde mehr Punkte geholt. Und gerade in Wolfsburg erwartet die DEG keine wirklich stimmungsvolle Halle. Offensiv ist die Mannschaft auf jeden Fall stark genug, um die beste Abwehr der Liga zu knacken. Der Einzige, den ich aus Düsseldorfer Sicht fürchte, das ist der Trainer: Pavel Gross ist ein echtes Schlitzohr. Da muss man abwarten, ob er etwas auspackt, mit dem niemand rechnet.
Was macht die DEG stark?
Vor der Saison stand hinter der Torhüterposition ein Fragezeichen. Durch Mathias Niederberger hat die DEG ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Es freut mich ungemein, dass der Verein belohnt worden ist – dafür, dass er sich für einen jungen, deutschen Torhüter entschieden hat. Niederberger ist mein Lieblingstorhüter in der DEL und ich hoffe, er darf mit zur WM. Aber nicht nur er macht die DEG stark: In Bernhard Ebner und Stephan Daschner spielt ein Verteidiger-Pärchen mit, dass in jedem Spiel den Unterschied machen kann. Die DEG muss hoffen, dass Daschner schnell und vollständig fit wird.
In der Endphase der Hauptrunde gab es mehr Niederlagen als Siege. Ist die gute Form der DEG futsch?
Das spielt für mich überhaupt keine Rolle, ist sogar völlig normal. Lieber in der Hauptrunde nochmal schwächeln, als in den Play-offs. Im letzten Spiel gegen Schwenningen hat die DEG wieder Tore geschossen und nach Rückstand noch gewonnen. Das klingt bei einem Spiel gegen den Tabellenletzten normal, war aber kompliziert. In den Play-offs wird die DEG ein anderes Gesicht zeigen.
Was trauen Sie der Mannschaft zu?
Ich habe am 1. Spieltag bei einer Radio-Übertragung gesagt, dass ich die DEG für die Mannschaft mit den größten Titelchancen im Westen halte. Dabei bleibe ich. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft eine große Rolle bei der Titelvergabe spielen wird. Für mich zählt sie zu den Topfavoriten. Und ich finde es super, dass Manuel Strodel auch offen von der Meisterschaft spricht. Das muss der Anspruch sein.
Info: Für die DEG starten die Play-offs am Mittwoch, den 16. März mit dem ersten Viertelfinalspiel bei den Grizzlys Wolfsburg. Das erste Heimspiel im ISS Dome findet zwei Tage später (Freitag, 18. März) statt. Spielbeginn wird jeweils um 19:30 Uhr sein.
(JW)
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