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Der besondere Spagat für den Kopf

HC Motor zwischen Beruf und Blick in die Heimat

Foto: Kenny Beele

Seit Monaten blicken Europa und die Welt auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine. Davon betroffen sind auch die Handballer des HC Motor Zaporizhzhia. Sie sind mit ihren Familien in Düsseldorf in Sicherheit, mussten aber Freunde und Bekannte zurücklassen. Der Spagat zwischen der Sorge um ihr Land und sportlichen Leistungen ist insbesondere für den Kopf kein Einfacher.

Der Kapitän des HC Motor Zaporizhzhia, Zakhar Denysov, sagte vor wenigen Wochen: „Wenn wir auf dem Feld stehen, dann gibt es für uns nur den Handball.“ Eine beeindruckende Sichtweise, während in ihrer Heimatstadt Zaporizhzhia nahezu täglich russische Kriegsangriffe verübt werden und zahlreiche Menschen sterben.

„Ich habe den Eindruck, die Jungs haben im Laufe der Monate eine gute Balance zwischen dem Beruf, was der Handball nun mal für sie ist, und den Dingen, die in ihrer Heimat passieren, gefunden. Sie informieren sich regelmäßig und gleichzeitig bekommen sie hier von uns die Aufmerksamkeit, wenn es ihnen mal nicht gut geht“, gibt Motor-Trainer Ginataras Savukynas Einblicke.

„Es ist die Aufgabe von uns als Betreuer-Team, den Spielern dabei zu helfen und zugleich das Ganze mit dem Fokus auf den Handball zu verbinden. Denn wir spielen für die Menschen in der Ukraine.“ Um sich ein Bild von den Gegebenheiten in Düsseldorf zu machen, waren beim Heimspiel gegen Konstanz Mitte November auch Vertreter der Handball-Bundesliga im CASTELLO Düsseldorf vor Ort.

Hoffnungsgeber für die Landsleute

Beim vergangenen Auswärtsspiel in Potsdam traf sogar der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew aus Berlin ein, um sich selbst in Gesprächen ein Bild von den Bedingungen in Düsseldorf und dem Projekt zu machen. „Sie geben mit dem Handball unseren Landsleuten Hoffnung“, sagte er im Halbzeitinterview.

Und genau das ist der Grund, weshalb sich die Handball-Bundesliga vor Saisonbeginn für das Solidaritätsprojekt mit dem ukrainischen Top-Klub entschied. Aufgrund der Umstrukturierung der Ligen waren für die Saison 22/23 nur 19 Mannschaften in der 2. Handball-Bundesliga vorgesehen, sodass jedes Wochenende eine Mannschaft hätte pausieren müssen.

Foto: Kenny Beele

Da passte es nicht nur aus Solidarität, sondern auch aus sportlicher Sicht, mit dem HC Motor einen weiteren Teilnehmer für die Saison zu finden und die Liga damit aufzufüllen. Seitdem werden auf der Homepage der Liga auch zwei Tabellen geführt, denn die Ukrainer spielen die Liga-Saison außer Konkurrenz, nehmen aber ganz normal an der EHF European League teil, dem Wettbewerb unterhalb der Champions League.

Dort treffen sie in der Gruppenphase unter anderem auf die Füchse Berlin. „Wir wollen HC Motor weiter auf der Landkarte des europäischen Handballs behalten“, sagte Savukynas einmal. Mit der Sportstadt Düsseldorf wurde dann eine Heimat in Sicherheit für die Betroffenen gefunden und mit dem CASTELLO die Heimspielstätte in der 2. Handball-Bundesliga und der European League.

Noch zwei Heimspiele in diesem Kalenderjahr

Wo auch immer die Ukrainer derzeit hinkommen, empfangen sie großen Rückhalt in Deutschland. Sinnbildlich dafür das Spiel in Potsdam vergangene Woche, bei dem über 150 Ukrainer in der dortigen MBS-Arena ihr Team lautstark zum Sieg trugen. Bob Hanning, ehemaliger Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, Geschäftsführer der Füchse Berlin und Trainer des VfL Potsdam, äußerte sich zu dem Projekt:

„Aufgrund von tiefer Überzeugung hat man nicht nur in den Ukraine-Farben mit „Stop War“-Trikots gespielt, sondern gerade weil die Stadt Potsdam viele Flüchtlinge aufgenommen hat und wir enger Kooperationspartner des Kongresshotels sind, wo viele Menschen aus der Ukraine arbeiten und leben, ist es uns eine Herzensangelegenheit“, spiegelt Hanning in seiner Aussage wieder, was die Mannschaft des HC Motor bei Auswärtsspielen immer wieder erfährt.

Dieses Miteinander zeichnet sich immer wieder ab, wenn nach den 60 Minuten der Abpfiff ertönt und sich alle Akteure der beiden Teams zu einem gemeinsamen Foto zusammenfinden. Als Zeichen dessen, dass der Sport die Menschen verbindet, ganz egal woher sie kommen. Und das der Handball für ein Miteinander in Frieden und Solidarität steht.

Wer ein Spiel des HC Motor besuchen möchte, der kann das im Jahr 2022 nur noch zwei Mal tun. Entweder beim Ligaspiel am Freitag um 19.30 Uhr gegen Dresden oder am kommenden Dienstag in der European League um 18.45 Uhr gegen die Portugiesen von Aguas Santas. Gegen Dresden ist der Eintritt ins CASTELLO frei, europäisch können hier Tickets erworben werden.

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