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Das macht Daniel Thioune anders

Wieso Fortuna plötzlich sechs Punkte mehr hat

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Besser hätte der Start von Daniel Thioune bei Fortuna Düsseldorf nicht gelingen können. Oder besser gesagt, mehr Erfolg, den ihm seine neue Mannschaft verschafft hat, ging kaum. Vom Erreichen des 13. Platzes in der Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga war vor etwas mehr als zwei Wochen nicht auszugehen. Der neue Trainer hat offensichtlich alles richtig gemacht. Aber wie, ist die Frage.

Autorität: Christian Preußer hatte, je mehr Spiele nicht gewonnen wurden, mit einem Autoritäts- und Glaubwürdigkeits-Problem zu kämpfen. Ihm wurde die Erfahrung abgesprochen und die Fähigkeit nicht mehr zugetraut, die Mannschaft aus dem Tal wieder herauszuführen. Ihm fehlten der Name und der Ruf, denen die Spieler vertrauen konnten. Sie sahen nun alles kritisch, legten die kleinsten Fehler als Schwäche aus und werteten Aufstellungen, Auswechslungen und taktische Einstellungen ab.

Daniel Thioune hatte den Namen und die offensichtliche Erfahrung. Mit dem VfL Osnabrück hatte er im Profi-Fußball so große Erfolge vorzuweisen, dass er vom Hamburger SV, einem Schwergewicht im deutschen Fußball, als Trainer verpflichtet wurde. Dass er dort nicht den erhofften Erfolg hatte, darüber sehen die Spieler hinweg, weil der HSV bekanntlich kein leichtes Pflaster ist. Thioune kam als Trainer, zu dem Spieler aufschauen.

Daniel Thioune äußert sich mit klaren Worten und ist selbstbewusst. Foto: Wolff

Ansprache: Der neue Chefcoach der Fortuna wusste genau, woran sein Vorgänger gescheitert ist. Mit der ruhigen, sympathischen, aber auch vielleicht übertrieben zurückhaltenden Art von Preußer konnte Thioune in Düsseldorf nicht ankommen und hätte auch nichts bewegt. Also wechselte er die Tonart, drehte die Lautstärke höher und gab sich angriffslustig und mitunter auch martialisch. Er spielte mit dem Feuer. Wenn das schief gegangen wäre, hätte er sich wohl zu weit aus dem Fenster gelegt. Doch er wusste, dass die Spieler genau darauf achten würden, wie sich der neue Übungsleiter in der Öffentlichkeit präsentieren würde.

Auch den Spielern trat er mit einer Klarheit gegenüber, die nicht falsch zu verstehen war. Thioune machte unmissverständlich deutlich, was er von seinen Spielern erwartet. Das gelang ihm so gut, dass die Profis plötzlich weiter laufen konnten, öfter im Spiel Sprints anzogen und deutlich mehr Leidenschaft an den Tag legten. Ihnen war klar gemacht worden, wer nicht mitzieht, bekommt unter Thioune kaum eine zweite Chance.

Spiel-Taktik: Weder bei der Aufstellung noch bei der Ausrichtung hat der neue Trainer alles umgekrempelt. Er wollte seiner Mannschaft nicht die Sicherheit und die gewohnten Abläufe auf dem Feld nehmen. Die eingeforderte Kampfbereitschaft im Zweikampf half bereits, und die deutlich weiter nach vorne gezogene zweite Linie – vor allem der Außen – verlagerte das Spiel der Fortuna weiter in die Offensive. So waren mehr Spieler vor dem Ball und besser anspielbar als zuvor. Die klare Aufgabenverteilung, wer wo und wie zu stehen und zu spielen hat, kam bei den Spielern gut an.

Spielglück: Daniel Thioune hat nicht nur den Erfolg nach Düsseldorf gebracht, sondern auch das Glück, das Christian Preußer nicht beschieden war. Dass Schalke so einen gebrauchten Tag haben würde, dass so schnell nach der Pause Ausgleich und Führung gegen die Knappen gelangen. Dass in der Schlussphase nichts mehr anbrannte. Dass gegen Aue die beiden Tore jeweils zu Beginn und nach der Pause so früh fielen, dass Aue nicht doch noch mit einem Glückstreffer ausgleichen konnte, als die Fortunen nervös wurden… Es passte alles zusammen. Und jetzt mit dem Spielglück ist auch das Selbstvertrauen angewachsen.

Er kann es auch mit dem Ball: Daniel Thioune. Foto: Kenny Beele

Wesen: Daniel Thioune kommt bei den Spielern und den Fans auch deswegen so gut an, weil er offen ist, freundlich, aber bestimmt rüberkommt und er mehr von sich preisgibt als sein Vorgänger. Er will zeigen, dass er einer von ihnen ist. Die beiden Erfolge hat er nicht als seine großartige Leistung verkauft, sondern die Spieler gelobt. Thioune gibt Fortuna wieder eine Perspektive. Das Gefühl kommt auf, dass er Spieler und die Mannschaft besser machen kann, was Preußer zuletzt nicht gelungen ist, weil niemand mehr so richtig mitziehen wollte und ihm das Vertrauen schon früh entzogen worden war. Was er anpackte, war zuletzt nur noch mit kritischen Augen beobachtet worden. 

Aussicht: Der Stern von Thioune kann nur dann sinken, wenn die Mannschaft wieder in alte Muster zurückfällt und lethargisch wird. Es kommt aber Fortunas Trainer sehr gelegen, dass er personell aus dem Vollen schöpfen kann. Das gibt Zuversicht: Ein neuer, starker Innenverteidiger, ein Sturm, der mit Daniel Ginczek noch besser aufgestellt ist, zwei Außen, die an guten Tagen Berge versetzen können, was vor allem für Khaled Narey gilt. Und auf der Achter- und Sechser-Position scheint in Kuba Piotrowski und Marcel Sobottka auch so etwas wie eine Ideallösung gefunden zu sein. Wenn jetzt auch noch Shinta Appelkamp an seine alte Bestform anknüpfen kann, müsste der Trainer in Zukunft gar nicht so viel tun…

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