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Das fehlt Fortuna zu einem Spitzenteam

Analyse: Nur Siege gegen die „Kleinen“

Foto: Wolff

von Norbert Krings

Die Niederlage von Montagabend war bitter, aber sie hat auch fast im Detail aufgezeigt, woran es bei Fortuna Düsseldorf mangelt, um zu den Spitzenteams der 2. Bundesliga zu zählen und um den Aufstieg mitzuspielen. Das 0:2 gegen Holstein Kiel dient zur exemplarischen Aufarbeitung der Probleme des Bundesliga-Absteigers.

Auf Pech oder auf eine eher fragliche Schiedsrichter-Entscheidung lässt sich die Niederlage gegen den Bayern-Bezwinger nicht zurückführen. Das zeigt sich auch daran, dass sogar mit etwas mehr Konzentration und Willen in der Schlussphase auch die Störche zu bezwingen gewesen wären. Denn es gab sogar noch genügend Chancen der Fortuna gegen einen in der Schlussphase kräftemäßig abbauenden Gegner. Aber das muss eine Mannschaft auch erkennen und alles reinlegen, um das Spiel noch mit mehr Effektivität umzubiegen. Wo also liegen diese Unterschiede zu einem Spitzenteam wie Kiel?

Die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, die die Kieler über zumindest 80 Minuten in der Arena(-Halle) zeigten, imponierte dem Beobachter. Das elegante, fast körperlose und schnelle Spiel des neuen Tabellendritten stand im Gegensatz zu den Bemühungen der Gastgeber, denen die Inspiration und die Struktur fehlte. Zudem wirkte das Auftreten des KSV Holstein homogen, kein Spieler fiel ab, alle wussten genau, was sie zu tun hatten.

Ist die Klaus-Verpflichtung wirklich ein guter Deal?

Das Flügelspiel der Fortuna war sowohl im Aufstiegsjahr 2017/18, als auch im ersten Bundesliga-Jahr 2018/19 der Schlüssel zum Erfolg. In dieser Saison jedoch hat die Mannschaft von Uwe Rösler Offensiv-Spieler auf den Seiten, die sich im Zweikampf nicht durchsetzen oder ihr Potenzial nicht abrufen können. Falls Felix Klaus in Zukunft nicht deutlich mehr zeigt als Alibi-Fußball wie bisher, waren der Deal und die Weiterverpflichtung bis 2023 kein gutes Geschäft für Fortuna. Da hätte man als Verein deutlich besser verhandeln und sich etwas mehr zeitlichen Spielraum geben müssen.

Auch Tony Pledl ist schnell, schlägt gute Flanken und Freistöße. Aber vor dem Tor versagen dem Stürmer entweder die Nerven, oder ihm fehlt einfach die Klasse, um das umzusetzen, was möglich scheint. So wie beim Kopfball zehn Minuten vor dem Ende, als er den Anschlusstreffer gegen Kiel hätte machen müssen. Wie Klaus und der bislang enttäuschende Brandon Borello ist Pledl kein Spieler, den man sich in einer Stammformation in der Fußball-Bundesliga vorstellen kann. Aber da will die Fortuna ja wieder hin.

Es fällt sehr auf, dass in der Mannschaft das Tempo fehlt. Weder der Versuch, mit mehr Geschwindigkeit zu spielen noch das Vorhandensein dieses teilweise spielentscheidenden Vorteils kann von der Fortuna genutzt werden. Das fällt gerade im Sturmzentrum auf, wo Kenan Karaman und Rouwen Hennings eher spielende Stürmer, als schnelle Spitzen sind. Aber diese Spieler müssen eben vor allem von außen eingesetzt werden. Das zu langsame Erfassen von Situationen passt ebenfalls zu diesem Thema.

Das Anforderungsprofil an neue Spieler muss sich verändern

Kreativität ist das nächste Stichwort. Edgar Prib fehlt nicht die Technik, aber er ist offensichtlich nicht mehr in der Lage, seine Ideen so umzusetzen. Er kommt spielerisch auch eher von der Sechser- als von der Zehner-Position. Pech für Fortuna ist, dass ausgerechnet Shinta Appelkamp in den Spielen gegen die Spitzenteams gefehlt hat. Er hätte der Mannschaft geholfen, und die Spiele hätten ihm genutzt, um seine hoffnungsvolle Karriere weiter in die richtige Bahn zu lenken. Von dieser Sorte fehlen der Fortuna mehrere Spieler: jung, dynamisch, schnell und lernfähig – so wie sie beim Gegner aus Kiel in größerer Zahl zu finden sind. Hier richtet sich die Kritik auch eindeutig an die Kaderplaner.

Felix Klaus versucht sich hier mit Ball durchzusetzen. Foto: Wolff

Kampfgeist und Einsatzwillen kann niemand der Mannschaft absprechen. Aber Gier, Leidenschaft und Wille, ein Spiel unbedingt gewinnen zu wollen, sind nur in Ansätzen und nicht bei allen Spielern zu erkennen. Viele finden sich zu schnell mit dem Zustand ab, wenn nicht alles optimal läuft. Gegen Kiel war das diesmal auch bei Torwart Florian Kastenmeier zu erkennen, der mit etwas mehr Biss vielleicht beide unglücklichen Gegentore hätte verhindern können.

Das Gesamtkonstrukt der Mannschaft ist vom Teamgefühl her homogen, das lässt sich nicht bestreiten. Doch auf dem Platz sieht das anders aus. Hier sollte die Fortuna sich auch nicht zu fein sein, mal von anderen zu lernen. Und Holstein Kiel ist ein Beispiel, wie gute Aufbauarbeit und sinnvolle Verpflichtungen zum Erfolg führen können.

Stimmen:
„Die Gegentore fielen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für mein Team. Wir wollten höher stehen, um die Kieler nicht zu ihrem Spiel kommen zu lassen. Generell war die erste Hälft okay. Und dann gibst du so einen Elfmeter weg. Da muss man sich cleverer verhalten, um den Schiedsrichter nicht zu einem Pfiff zu verleiten. Das 0:2 direkt zu Beginn der zweiten Häfte war dann ein Hammer. Dann haben wir alles gegen den tiefstehenden Gegner versucht, aber nicht mehr die richtigen Mittel gefunden.“
Uwe Rösler, Trainer der Fortuna

„Es war das taktische Spiel von zwei Teams aus der oberen Tabellenhälfte, und da entscheiden meistens Kleinigkeiten. Das 1:0 hat Kiel sehr in die Karten gespielt. Die Kieler haben das gut runtergespielt, und uns fehlten die Mittel. Es ist verfrüht, ein vorzeitiges Urteil zum weiteren Verlauf der Saison abzugeben.“
Adam Bodzek, Kapitän der Fortuna

„Heute haben uns die Durchschlagskraft und der letzte Pass gefehlt. Unser Pressing war gut. Es sind noch 14 Spiele und 42 Punkte zu vergeben, jetzt heißt es, volle Kraft nach vorne. Wir haben es schon einmal geschafft das Feld von hinten aufzurollen.“
Thomas „Tony“ Pledl

„Wir haben ein sehr reifes Auswärtsspiel gemacht, nachdem wir zunächst Probleme mit dem Pressing des Gegners hatten. Es war gut, dass die Tore zur richtigen Zeit gefallen sind.“
Ole Werner, Trainer von Holstein Kiel

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