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Perfektes Ende für die goldene Generation

Unterwegs in der DEG-Zeitmaschine

Foto: Horstmüller

von Tobias Kemberg

Es war ein Donnerstag im April, als Pat Lebeau zu einem unwiderstehlichen Sprint ansetzte, Chris Valentine seinen perfekten Abschied bekam und Trainer Hardy Nilsson ein großes Geheimnis wahrte. D.SPORTS erinnert an die bis heute letzte Meisterschaft der Düsseldorfer Eishockeyprofis im Jahr 1996.

Wie weit die Reise für die Düsseldorfer EG in den Play-offs der Deutschen Eishockey Liga anno 2023 gehen wird, vermag vor Beginn der Viertelfinalserie gegen den ERC Ingolstadt am Mittwochabend (19 Uhr) niemand exakt voraussagen. Doch gerade die Play-offs wecken bekanntlich immer wieder Erinnerungen. D.SPORTS hat die Zeitmaschine angeworfen – und landet im Jahr 1996. Und vielleicht erinnert man sich in 27 Jahren ja vielleicht aus vergleichbaren Gründen an die Play-offs von 2023. . . (Anm. d. Red.: Träumen wird ja noch erlaubt sein). . .

Die Saison
Mit 36 Siegen, vier Unentschieden und zehn Niederlagen erreichte die DEG nach 50 Hauptrundenspielen den dritten Tabellenplatz hinter den Kölner Haien und den Preussen Devils aus Berlin. Es war die letzte Saison von Legende Chris Valentine im Düsseldorfer Trikot. Der Kanadier, der während der ersten Phase der Spielzeit nur 26 Begegnungen absolvierte, hatte angekündigt, Helm und Schläger im Frühjahr 1996 an den berühmten Nagel zu hängen.

Nach vier Meisterschaften in Folge von 1990 bis 1993 war das Starensemble von der Brehmstraße in die Jahre gekommen. Die treuen Verteidiger Rick Amann, Uli Hiemer und Andreas Niederberger zählten inzwischen deutlich über 30 Jahre, neben Valentine hatten auch Stürmer wie Benoit Doucet oder Gordon Sherven ihren absoluten Leistungszenit vermeintlich (knapp) überschritten. Trotzdem fehlten dem vom Schweden Hardy Nilsson trainierten Team am Ende der Hauptrunde nur zwei Zähler auf Rang eins – und nach dem Viertelfinal-Aus gegen Krefeld ein Jahr zuvor schienen die alternden Stars noch einmal richtig hungrig zu sein.

Quelle: YouTube

Die Play-offs
16 von 18 Klubs erreichten die Play-offs, in denen es folglich mit einem Achtelfinale losging. Die DEG gab sich gegen den Außenseiter SC Riessersee keine Blöße und gewann die „Best-of-five“-Serie mit 3:0 (6:1, 3:2, 6:3). Im Viertelfinale nahmen die Düsseldorfer gegen Krefeld erfolgreich Revanche für den K.o. aus dem vergangenen Jahr. 4:1, 5:4 und 7:5 – erneut feierte die DEG also einen „Sweep“.

Viele Experten erwarteten einen richtigen Härtetest im Halbfinale gegen die Preussen Devils. Doch die DEG blieb in dieser Serie ohne Niederlage (6:5, 5:2, 6:0). Damit war das Traumfinale gegen die Kölner Haie perfekt, die ihrerseits bis dahin ebenfalls sehr souverän durch die Play-offs gezogen waren. Spiel eins ging mit 7:4 an die Kölner um ihren Topscorer Sergej Berezin. Doch dann drehte die DEG auf. Durch Siege von 5:1 und 5:0 erarbeiteten sich Valentine und Co. den ersten „Matchball“ in Spiel vier.

Das 4. Finalspiel
Nach einem torlosen ersten Drittel sollte der zweite Abschnitt richtig viel Spektakel bieten. Berezin brachte die Haie in Führung, doch Sherven und Doucet drehten die Partie. Eine umstrittene Strafe gegen Kölns Verteidiger Herbert Hohenberger ermöglichte der DEG ein fünfminütiges Powerplay. In diesem erhöhte Sergej Sorokin mit einem Schlagschuss von der blauen Linie auf 3:1 und sorgte damit für erste entkorkte Champagnerflaschen hinter den Tribünen des altehrwürdigen Eishockeytempels. Der emotionale Höhepunkt innerhalb der 60 Spielminuten ereignete sich allerdings in den Schlusssekunden des zweiten Drittels.

Als Kölns Jayson Meyer den Puck an der blauen Linie nicht kontrollieren konnte, überlief der begnadete Pat Lebeau den Haie-Verteidiger, zog vor das Tor und traf zum 4:1. Der prompte Anschlusstreffer von Leo Stefan ließ noch ein wenig Spannung für den letzten Abschnitt, in dem die DEG aber nichts mehr zuließ.

Sowohl beim Tor von Lebeau als auch nach der Schlusssirene bebte die ganze Brehmstraße. Es war das perfekte Ende für Chris Valentine und das perfekte Ende für die goldene Generation bei der DEG. Als Trainer Nilsson inmitten des Jubels gefragt wurde, wie es ihm gelungen sei, die alternden Stars immer wieder motivieren zu können, antwortete dieser mit einem Lächeln: „Wenn ich das verraten würde, wäre ich blöd.“

Seither sind 27 Jahre vergangenen – und die Favoriten in den Play-offs anno 2023 sind gewiss andere. Aber Bock auf eine fette Meisterparty hätten sie bei den Rot-Gelben zweifellos alle mal wieder. Und Play-offs sind nun mal dazu da, um (ganz) besondere Geschichten zu schreiben.

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