D.SPORTS

Home of Sports

Alles bereit für ein großes Spiel

Auch Fortunas Fans wollen unbedingt den Sieg gegen den HSV

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Die Spannung ist riesig, die Erwartungen immens. In Fußball-Düsseldorf konzentriert sich alles auf Freitagabend und das Spiel gegen den Hamburger SV. Erneut gibt es das, was Trainer Daniel Thioune nicht wahrhaben möchte – ein Endspiel. Im Falle eines Sieges ist seine Mannschaft der Jäger und der HSV wackelt mal wieder bedenklich – wie so oft im Frühjahr. 51.200 Zuschauer in der MERKUR SPIEL-ARENA werden Zeuge sein, ob sich noch „etwas dreht“. Fortuna kann in den nächsten Wochen so etwas wie Euphorie in der Stadt auslösen – diesmal muss die Mannschaft aber die große Chance nutzen.

Warum hat die Fortuna gute Aussichten, dieses Spiel zu gewinnen?
Daniel Thioune hat die Ausrede nie gelten lassen. Verletzungspech, Krankheiten und Sperren hatte Fortunas Chefcoach immer so hingestellt, dass der Kader genügend Möglichkeiten biete, die „Verluste“ auszugleichen. Doch nun korrigierte er sich ein wenig: „Es ist schon ein Unterschied, ob man gestandene Profis auf der Ersatzbank hat oder auf U23-Spieler zurückgreifen muss“, sagt der 48-Jährige. Damit verweist er auf die augenblicklich sehr gute Situation, nahezu alle Spieler an Bord zu haben. Thioune räumte sogar ein, dass außer dem gesperrten Jorrit Hendrix alle wichtigen Spieler an Bord seien. Sogar mit Andre Hoffmann könne er wieder rechnen, der sich nach seiner Muskelzerrung allerdings kaum ohne eine komplette Trainingswoche wieder für die erste Elf anbietet. Doch insgesamt kann der Trainer also aus dem Vollen schöpfen, was zum Beispiel beim 0:2 im Hinspiel gegen den HSV nicht möglich war.

Die Formkurve der Fortuna ist ein weiterer Faktor, der für einen Erfolg sprechen könnte. Zehn Punkte aus den letzten vier Spielen und vor allem der 5:2-Erfolg in Rostock, wobei die Hansa eigentlich zuvor als abwehrstark bekannt war, verleihen gerade auch den Offensivspielern eine gewisse Zuversicht. „Die ersten 50 Minuten in Rostock würde ich gerne wieder nehmen“, sagte Daniel Thioune, wünscht sich diese für Fortuna-Verhältnisse bärenstarke Leistung aber gegen den HSV über die gesamte Spielzeit.

Daniel Thioune will, dass seine Mannschaft nicht überdreht. Foto: Kenny Beele

Immer für ein Tor und Torvorbereitungen gut ist derzeit Dawid Kownacki. Der Pole möchte gerade auch in diesen Spielen mit einer so hohen Attraktivität auf sich aufmerksam machen. Er wird alles aus sich herausholen und kann eher glänzen, wenn er einen weiteren Innenstürmer an seiner Seite hat. Und darauf setzt der Trainer auch, der meint, derzeit ein gut funktionierendes System gefunden zu haben. Zwei Außenstürmer sollen Kownacki und wahrscheinlich Rouwen Hennings im Zentrum mit Flanken füttern. Zwar werden die beiden Außenverteidiger Michal Karbownik und Matthias Zimmermann nicht die Räume bekommen, die sie in Rostock hatten, aber auch sie sollen mit ihren Vorstößen für Gefahr gegen den HSV sorgen. Und da diese beiden Spieler ebenfalls derzeit sehr gut drauf sind, dürfen sich die Fortuna-Fans über viele Angriffe über die Flügel freuen.

Der Hamburger SV muss auf die 1a-Innenverteidigung und damit auf Sebastian Schonlau verzichten. Der HSV-Kapitän ist gesperrt und auch Mario Vuskovic (Dopingverdacht) ist nicht dabei, so dass das Team von Tim Walter in der Zentrale nun komplett umbauen muss. Auch der Anschauungsunterricht, wie man den HSV bezwingen kann, könnte Fortuna helfen. In Karlsruhe unterlagen die Hamburger, weil sie mit dem frühen Stören des Gegners überhaupt nicht zurechtkamen. Und Daniel Thioune räumte ein, dass er sich das Spiel der Hanseaten beim KSC angeschaut hatte und daraus ableitete, dass man den Gegner am Freitag „gerne unter Druck setzen dürfe.“ Doch von Anfang an „all in“ wird seine Mannschaft deswegen nicht gehen. „Zunächst werden wir darauf achten, die Hamburger so weit wie möglich vom Tor fernzuhalten“, sagte er.

Die Fans haben in diesem Spiel eine ganz wichtige Aufgabe mit der rückhaltlosen Unterstützung ihrer Mannschaft. Foto: Kai Kuczera

Die Stimmung in der ausverkauften MERKUR SPIEL-ARENA könnte ein weiterer Faktor sein, der für die Fortuna spricht. Die Mannschaft wird sich zwar nicht treiben lassen, aber die Unterstützung auch in schwierigen Phasen des Spiels ist sehr wichtig und wird dann, wenn die Fortuna einen Vorsprung über die Zeit bringen muss, auch sehr hilfreich sein. Allerdings müssen sich die Düsseldorfer Anhänger auch gegen rund 13.000 mitgereiste Hamburger im Stadion durchsetzen. Das bedeutet, mit Zurückhaltung kann man an diesem Abend weder auf dem Rasen noch auf den Rängen irgendetwas gewinnen.

Was spricht gegen einen Erfolg der Fortuna?
Die Statistik, dass die Fortuna in Spitzenspielen und entscheidenden Partien in den vergangenen drei Jahren wenig Erfolg hatte, wirkt wie ein Brandzeichen und eine große Belastung. Vielleicht sollten sich die Spieler der Fortuna an das zweite Saisonspiel erinnern, als ein wichtiger Konkurrent, der SC Paderborn, mit 2:1 bezwungen werden konnte. Das war schon so etwas wie ein Spitzenspiel. Doch danach gingen alle Versuche schief, diesen Makel abzustreifen.

Fortuna hat es bisher in der Saison noch nicht überzeugend geschafft, eine stabile und gute Leistung über die kompletten 90 Minuten und die Nachspielzeit zu zeigen. Selbst in den Spielen, die klar gewonnen wurden, gab es Phasen, in denen es überhaupt nicht lief, weil plötzlich die Konzentration nicht mehr ausreichend vorhanden war. Das müsste die Mannschaft verinnerlichen und die Spieler müssen sich quasi gegenseitig daran erinnern, nicht den Fokus zu verlieren. Immer wieder war es ein anderer Spieler, der sich einen Patzer erlaubt hat. Das darf an diesem Freitagabend nicht passieren – auch nicht mit einer diesmal wenig eingespielten Innenverteidigung, in der Andre Hoffmann wohl ersetzt werden muss.

Spielen Jordy de Wijs – links – und Christoph Klarer in der Innenverteidigung zusammen? Foto: Beele

Das Gleichgewicht zwischen der nötigen Ruhe und der Energie, schwungvoll nach vorne zu spielen, hat das Team von Daniel Thioune in diese Saison nur selten finden können. Fortuna muss diesmal die Übersicht bewahren, um nicht überrascht zu werden. Die Anfälligkeit bei Kontern war zuletzt noch zu groß. Das kann gerade gegen eine Mannschaft wie den HSV, der solche Situationen eiskalt nutzt, ins Auge gehen. Das spricht im Übrigen für die Vorsicht von Daniel Thioune, nicht mit zu viel Leidenschaft ins Spiel zu gehen.

Zuletzt gegen den 1. FC Heidenheim hat es die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf nicht geschafft, den Funken aufs Publikum überspringen zu lassen. Falls das wieder nicht gelingt, wird der HSV, angetrieben von den eigenen Fans, Oberwasser bekommen und seinerseits die Fortuna unter Druck setzen. Dass der Gegner in einen Flow kommt, müssen die Platzherren also unbedingt vermeiden. Dass der HSV einige sehr gute Fußballer in seinen Reihen hat, ist kein Geheimnis. Allein das Offensivtrio Jatta, Glatzel und Dompe stünde auch jedem Bundesligisten gut zu Gesicht. Wenn man dieser individuellen Klasse den Raum zur Entfaltung gibt, wird es für jeden Gegner sehr schwer.

Fortunas wahrscheinliche Aufstellung:
Kastenmeier – Zimmermann, Klarer, de Wijs, Karbownik – Sobottka – Klaus, Tanaka, Iyoha – Kownacki, Hennings
Kader: Gorka – Ginczek, Böckle, Peterson, Oberdorf, Uchino, Appelkamp, Niemiec, Gavory

Teilen

Verpasse keine News mehr und abonniere unseren Newsletter