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Die Strand-Handballer kommen

DM im Beachhandball am Wochenende in Düsseldorf

Foto: Kenny Beele

Am Wochenende werden in Düsseldorf neue Deutsche Meister gekürt – im Beachhandball. Das Treffen der besten Teams wird von Trops4 übertragen – für die aufstrebende wie spektakuläre Sportart soll das „der nächsten Schritt“ sein.

Dass wir es am Wochenende in Düsseldorf mit einer besonderen Sportart zu tun haben, das verrät allein der Blick auf die Teams. Da spielen Beach & Da Gang und Die Otternasen oder die CAIPIranhas und die Minga Turtles. Willkommen beim Beachhandball – eine der Sportarten, die eigentlich in einem anderen Umfeld gespielt werden, in den vergangenen Jahren aber im Sand ein neues Zuhause gefunden haben. Die bekannteste Disziplin ist natürlich Beachvolleyball, aber auch Fußball (Beachsoccer) wird seit Jahren am Strand um Punkte und Pokale gespielt, nun auch immer mehr Handball.

Ganz so neu ist das allerdings gar nicht. Auch Handbälle fliegen bereits seit Jahrzehnten über den Sand, schon vor 25 Jahren gab es erstmals Deutsche Meisterschaften. Doch wenn am Wochenende in Düsseldorf um die nationalen Titel 2021 gespielt wird, dann auf einem Niveau, wie es das früher nicht gab.

Das hat auch mit Jens Pfänder zu tun. Der heute 61-Jährige war früher Trainer in der Halle, schaffte es mit mehreren Teams wie TuSEM Essen in die Bundesliga. Seit 2016 arbeitet er beim Deutschen Handball-Bund (DHB), ist dort Leistungssportreferent und eben Beach-Koordinator. Seitdem ist er damit beschäftigt, die Sandvariante der Traditionssportart nach vorne zu bringen. Und das lässt sich auch ganz gut an. Immer mehr Aktive, immer mehr Erfolge.

Mittlerweile gibt es vier Nationalmannschaften, zwei bei den Erwachsenen, zwei bei der Jugend. Die Erwachsenen gehören zwar noch nicht wie die in der Halle zu den Topteams der Welt, aber allemal zum erweiterten Kreis. Der EM 2019 wurden die Männer Sechster, die Frauen Zehnte. „Und bei den U-Nationalmannschaften haben wir fünf der letzten sechs möglichen Medaillen gewonnen“, sagt Pfänder.

Lässige Atmosphäre, spektakuläre Sprünge

Vor allem die Jugend will der DHB mit Beachhandball ansprechen. Die lässige Atmosphäre mit Musik und Showelementen wie beim Beachvolleyball, die Social-Media-Tauglichkeit wegen der spektakulären Sprünge und der an Urlaub erinnernden Kulissen, und nicht zuletzt: der sportliche Wert. Studien, sagt Pfänder, deuteten „alle auf einen positiven Effekt“ in der Ausbildung hin.

„Die besten Effekte gibt es im koordinativen Bereich“, sagt er, durch den instabilen Untergrund sei ein besonderes „Zusammenspiel der Muskelgruppen“ nötig, das einem später auch in der Halle helfe. Zudem werde die Sprungkraft verbessert, weil man beim Beachhandball nun mal ständig springt – aufsehenerregende Tore aus einer 360-Grad-Drehung oder direkt verwandelt aus der Luft (Kempa-Trick) zählen doppelt.

Foto: Kenny Beele

Geht es nach dem DHB, spielen künftig immer mehr Kinder, die sonst bei einem Verein in der Halle aktiv sind, auch auf Sand. Und umgekehrt. Pfänder macht keinen Hehl daraus, dass man sich beim Verband erhofft, dass manche Kinder, die auf Sand ihre Liebe zum Handball entdecken, dann zu einem Klub gehen. Gerade für die Kleinsten sei der deutlich weichere Beach-Ball auch angenehmer zu spielen, ein leichterer Einstieg in den Sport.

Umso mehr freut es ihn, dass immer mehr klassische Handballklubs auch die Sandvariante im Angebot haben. Auch in Düsseldorf gibt es das. Die SG Unterrath baute vergangenen Sommer einen eigenen Platz, damit die Kinder auch während der Corona-Pandemie Sport treiben können, Hallensport war untersagt. Dennoch: In der Leistungsspitze sind Beach und Halle noch getrennt. Es ist nicht wie beim Beachsoccer, wo sich manch großer Fußballklub ein eigenes Team gönnt, das in der Beach-Bundesliga spielt. Der Beachhandball erinnert vom System her eher an Beachvolleyball: einzelne Turniere, Spielerinnen und Spieler, die parallel in der Halle spielen.

Auch Profispielerinnen aus der Bundesliga sind dabei

Auch bei den Handballerinnen, die von Freitag bis Sonntag in Düsseldorf spielen, sind einige in der Hallen-Bundesliga aktiv. Bei den Männern wären ebenfalls einige Profis dabei, aber die Männer-Ligen laufen noch. So finden sich eben Teams, die keinem klassischen Verein angehören. Und die kuriosen Namen haben.

Foto: Kenny Beele

In diesem Jahr ist es noch mal anders. Normalerweise organisieren die German Beach Open (GBO) mehr als ein Dutzend Qualifikationsturniere vor der Deutschen Meisterschaft. In Pandemie-Zeiten war das nicht möglich, also entschied sich der DHB-Beachausschuss dazu, die Titelkämpfe als Einladungsturnier zu veranstalten. Die besten Teams der Meisterschaften 2018 und 2019 sind dabei. Und die müssen sich an ein Hygienekonzept halten, mit „klar definierten Zonen, in denen engmaschig getestet wird“, wie es heißt.

Wer fehlt, sind allerdings die Zuschauer. Zumindest die vor Ort. Dafür haben sich die Veranstalter wieder Trops4 ins Boot geholt. Das Team, das seit Monaten diverse Events überträgt – vor allem Beachvolleyball, aber letztens auch die Deutsche Hockey-Meisterschaft – zeigt das Wochenende wieder über seinen Kanal bei Twitch. Und es ist nicht mal der erste Kontakt mit Beachhandball: Im Januar übertrug Trops4 bereits die Spiele der Nationalmannschaften im Rahmen der German Beach Trophy in Düsseldorf. Nach Trop4-Angaben sahen damals insgesamt 600.000 Zuschauern an zwei Tagen zu.

Einen derartigen Erfolg wünschen sie sich beim DHB auch jetzt. Und freuen sich über den Medienpartner. „Wir hatten vor Januar keine Erfahrung mit so etwas“, sagt Pfänder, aber es habe super geklappt. „Jetzt geht es darum, den nächsten Schritt zu gehen.“

 

Die Grundregeln im Beachhandball von dhb.de:

  • Spielfeld: 27×12 Meter große Sandfläche mit rechteckigem Torraum (6×12 Meter)

  • Mannschaft: Vier Spieler/-innen (inkl. Torhüter) pro Team

  • Torhüter: Der Torhüter darf ohne Ball den Torraum verlassen und im Spielfeld als Feldspieler agieren. Erzielt der Torhüter ein Tor, wird dies mit einem zusätzlichen Punkt gewertet (Ausnahme beim 6-Meter-Wurf)

  • Trickwürfe: Tore nach Trickwürfen wie Spin-Shoots/Pirouetten oder Kempa-Tricks zählen doppelt

  • Spieldauer: 2×10 Minuten

  • Spielwertung: Die zwei Halbzeiten werden unabhängig voneinander gewertet. Es gewinnt die Mannschaft, die beide Halbzeiten für sich entscheidet. Gewinnt jede Mannschaft eine Halbzeit, muss ein anschließendes Shootout (Penaltywerfen) die Entscheidung bringen

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