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5 Gründe für den DEG-Aufschwung

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Foto: Birgit Häfner

von Bernd Schwickerath

Fünf Siege in Folge, erstmals in dieser Saison auf einem Play-off-Platz der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und gute Laune auf den Tribünen wie in den Kommentarspalten – die Düsseldorfer EG scheint das Ruder herumgerissen zu haben. Da stellt sich die Frage: Was läuft nun besser bei der DEG? Vor dem Heimspiel am Dienstag (19.30 Uhr) im PSD BANK DOME gegen den Tabellenführer aus Berlin haben wir fünf Gründe ausgemacht.

1. Die DEG schießt Tore

Philip Gogulla nimmt Straubings Hunter Miska die Sicht. Foto: Kai Kuczera

Die entscheidende Grenze im Eishockey ist 2,5. Wer weniger Tore pro Spiel erzielt, verliert in der Regel, wer mehr schießt, hat beste Chance zu gewinnen. Das Problem der DEG: Sie schoss monatelang viel zu wenige Tore, von Spieltag 1 bis Spieltag 37 waren es nur 2,2 im Schnitt – der schlechteste Wert der ganzen Liga. Seitdem sieht das völlig anders aus, in den vergangenen fünf Spielen waren es 4,4 Treffer pro Spiel – der beste Wert der ganzen Liga. Also gewann sie sogar Spiele, in denen sie drei oder mehr Treffer kassierte.

„Wir spielen jetzt einfaches Eishockey, bringen Scheiben tief und zum Tor“, sagt Stürmer Alexander Blank. Vor allem aber bringt die DEG auch Männer zum Tor, die dem Torhüter die Sicht nehmen und Nachschüsse verwerten. Allein am Sonntag beim 4:2 in Iserlohn fielen zwei Treffer so. Zudem schaltet sie nach Puckgewinnen schneller um, sucht den direkten Weg zum Tor. Beim 5:3 gegen Straubing am Donnerstag gab es vier Treffer durch schnelle Gegenstöße. Und auch das Powerplay ist mit zuletzt 30,8 Prozent Erfolgsquote deutlich besser geworden.

2. Effizienz

Auch gegen die beste Abwehr der Liga erzielte die DEG fünf Tore. Foto: Kai Kuczera

Profisportler mögen es nicht, wenn man über Glück und Pech redet, alles passiere aus einem Grund. Und natürlich wäre es viel zu einfach, die monatelange Krise oder den jüngsten Aufschwung allein durch das Schicksal zu erklären. Was aber stimmt: Die DEG hat plötzlich nicht viel bessere Chancen als vorher, sie nutzt sie einfach besser.

Rein statistisch (Expected Goals) hätte die DEG bis zum 37. Spieltag rund 97 Tore erzielen müssen, es waren aber nur 81, also 16 weniger, als es ihre Chancen hergegeben hatten. In den vergangenen fünf Spielen hatten die Düsseldorfer einen xG-Wert von 13, aber es waren 22 Tore und damit neun mehr als eigentlich geboten gewesen wäre.

Die DEG dominiert ihre Gegner also nicht plötzlich, sie macht einfach mehr aus ihren Chancen. Das zeigt auch die Schussquote: Über Monate landeten nur 8,3 Prozent ihrer Schüsse im Tor, zuletzt waren es mehr als doppelt so viele (16,7 Prozent). In Iserlohn machte sie vier Tore mit nur 17 Schüssen.

3. Torhüter in Topform

Henrik Haukeland zeigte in Iserlohn 29 Paraden. Foto: Birgit Häfner

Wenn sich die DEG auf eins verlassen kann, dann sind es ihre Torhüter – und zwar schon die ganze Saison. Nicht umsonst wird nach jedem Sieg erst mal der Goalie von den Fans gefeiert. Allerdings: Henrik Haukeland zeigte Anfang des Monats ein paar Wackler, kassierte Tore, die er normalerweise nicht kassiert.

Vielleicht kam seine Erkrankung also genau zur richtigen Zeit. So durfte Hendrik Hane für drei Spiele ins Tor und machte seine Sache außerordentlich gut: 92,13 Prozent abgewehrte Schüsse. Gleichzeitig konnte sich Haukeland in der Zeit etwas ausruhen, auch mental. Am Sonntag gegen Iserlohn war er wieder da und gleich der gewohnt überragende Rückhalt, hielt 93,55 Prozent der Schüsse und kassierte nur zwei Tore – obwohl die Roosters von ihren Chancen her mindestens vier Tore hätten erzielen müssen.

4. Payerl, Svensson, Gogulla, Ehl, Blank, Cumiskey

Kyle Cumiskey merkt man die 16 Monate Pause nicht an. Foto: Kai Kuczera

Über Wochen wirkte die DEG wie ein so genanntes „One Line Team“. Die Reihe mit Phil Varone, Brendan O’Donnell und Kenny Agostino traf, beim Rest war man schon froh, wenn er kein Tor kassierte. Umso bitterer war der Kreuzbandriss von Varone. Aber dann holte Manager Niki Mondt Adam Payerl – und der ist voll eingeschlagen. Seitdem Payerl da ist, hat die DEG alle fünf Spiele gewonnen, er selbst erzielte vier Tore. Und beflügelt auch O’Donnell (neun Scorerpunkte in der Zeit) und Agostino (fünf Punkte).

Vielleicht noch wichtiger: Plötzlich funktionieren auch die anderen Reihen: Acht verschiedene Spieler machten zuletzt einen Scorerpunkt pro Spiel, vor allem Victor Svensson dreht auf, machte während der Siegesserie sieben Punkte und stand nur bei einem Gegentor auf dem Eis. Philip Gogulla sieht wieder aus wie ein Topstürmer, trifft selbst, tankt sich durch die Abwehrreihen, spielt Traumpässe. Besonders mit Reihnkollege Alexander Ehl stimmt die Chemie.

Auch Alexander Blank, der lange durchhing, ist in Form. In Iserlohn schoss er das Siegtor und bereitete das 4:2 vor. Der Wechsel in die Reihe mit Kohen Olischefski und Kevin Clark tat ihm sichtlich gut: „Wenn man mit zwei erfahrenen Spielern spielt, nehmen die einem die Last von der Schulter“, sagt Blank selbst. Auch Trainer Thomas Dolak hat eine Veränderung festgestellt: „In der Reihe hat er viel mehr Selbstvertrauen, spielt jetzt auch außen, nicht mehr in der Mitte. Er macht es wirklich gut, läuft gut, schießt gut.“

Und nicht zu vergessen: Kyle Cumiskey. Der Rückkehrer hat die Abwehr stabilisiert, gewinnt Zweikämpfe, bringt den Puck aus der Zone und schießt plötzlich Tore. Mit vier Treffern hat er bereits nach acht Einsätzen seinen persönlichen DEL-Bestwert eingestellt. Da hatte nach 16 Monaten Verletzungspause niemand so erwarten dürfen.

5. Ruhe und Selbstvertrauen

Mannschaft und Fans nach dem Spiel in Iserlohn. Foto: Birgit Häfner

Noch ein großer Unterschied zu den vergangenen Wochen. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass Fans nach Siegen besser gelaunt sind als nach Niederlagen. Aber das Geschrei rund um die DEG war diese Saison schon besonders groß – vor allem im Internet. Nun ist Kritik immer angebracht, erst recht, wenn die Leistung nicht zu den kommunizierten Erwartungen passt, aber nicht selten ging es unter die Gürtellinie, war schlicht unsachlich.

Jetzt ist das ganz anders, in den Kommentarspalten fliegen der DEG die Herzen zu, auf den Tribünen wird auch bei Rückständen weiter angefeuert. Das überträgt sich auf das Team. Plötzlich ist das Selbstvertrauen da, die Angst vor Fehlern ist der Lust auf Spielzüge gewichen.

Auch Trainer Thomas Dolak wirkt entspannter, über ihn diskutiert gerade niemand mehr. Durchatmen ist für ihn aber dennoch nicht angesagt, wie er am Sonntag in Iserlohn sagte: „Wir können das jetzt kurz genießen, aber die Arbeit hört deswegen nicht auf. Gleich im Bus geht es schon weiter, dann am Montag, am Dienstag ist das nächste Spiel, ab Mittwoch bereiten wir uns auf Freitag vor. Erst danach ist eine kleine Ruhephase, da kann ich dann vielleicht mal mit der Familie etwas abschalten.“

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