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10 legendäre Eishockey-Derbys

Die Höhepunkte aus fast 50 Jahren DEG gegen KEC

Foto: Horstmüller

Rheinisches Eishockey-Derby“, „Klassiker“, „Mutter aller Derbys“ – das Duell zwischen der Düsseldorfer EG und den Kölner Haien hat viele Namen. Noch weitaus größer ist die Anzahl der Spiele, das nächste am Sonntag um 17 Uhr ist bereits das 230. Da war natürlich auch Stückwerk bei, aber eben auch legendäre Schlachten, vor allem von Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er, da gingen zehn der 13 Meisterschaften nach Düsseldorf oder Köln. Und immer wieder trafen sich die alten Rivalen in den Play-offs, allein viermal im Finale. Und es gab so viel mehr. Hier kommen die Top-10 in chronologischer Reihenfolge.

21. September 1973, Hauptrunde, Lentstraße, KEC – DEG 2:3
Jede Geschichte braucht einen Anfang, unsere begann im September 1973 mit dem ersten offiziellen Derby. Ganz richtig ist das allerdings nicht. Es war nämlich nur das erste Duell zwischen der DEG und dem neuen KEC „Die Haie“ nach der Abspaltung der Eishockeysparte vom alten Kölner Eisklub. Der KEK wurde bereits 1936 (ein Jahr nach der DEG) gegründet, um den Eissport im damals neuen Eisstadion an der Lentstraße zu organisieren. Und auch der spielte schon gegen die DEG, erstmals 1956, die Düsseldorfer gewannen 6:2. Und wer will ausschließen, dass es in den Jahrzehnten zuvor nicht auch schon irgendwelche Spiele zwischen Düsseldorfer und Kölner Eishockey-Teams gegeben hat? Wie dem auch sei, die „richtige“ Derbyhistorie begann also 1973, die DEG gewann beim Aufsteiger in Köln mit 3:2. Doch viel zu jubeln gab es in der Saison nicht: Nach Titelgewinn und Vizemeisterschaft in den Jahren zuvor reichte es nun nur noch für Rang vier.

10. September 1982, Hauptrunde, Lentstraße, KEC – DEG 12:4
Der neue KEC brauchte nicht lange, um zu einem Topteam zu werden, schon 1977 war er erstmals Meister, 1979 dann noch mal, und auch 1982 waren die Kölner stärker als die kriselnde DEG. Die großen Zeiten von Otto Schneitberger, Sepp Reif und Wolfgang Boos waren vorbei, das Team war im Umbruch und bekam nicht viel auf die Kette. Das war gleich im ersten Drittel des ersten Spieltags zu sehen, da stand es nach 20 Minuten mal eben 9:0 für die Kölner, am Ende 12:4, das torreichste Spiel der Derbygeschichte. Das war eher unschön für Walter Köberle. Der war gerade erst wieder von Köln nach Düsseldorf gewechselt war und sagte laut der Chronik zum 50-Jährigen: „So etwas habe ich noch nicht einmal gegen die Russen erlebt.“ Und wer weiß, wie die „Russen“, also die Sowjets, in den 1970ern und 1980ern Eishockey gespielt haben, und wer weiß, wie die Deutschen, also die Westdeutschen, damals meist dagegen aussahen, der kann sich vorstellen, wie es der DEG an diesem 10. September 1982 erging.

9. März 1986, 2. Finale, Brehmstraße, DEG – KEC 5:6
Nun aber endlich mal an die Brehmstraße. Wobei es bei der DEG sicherlich (erfolglose) Versuche gegeben hat, die Erinnerung an das Finale 1986 aus dem Gedächtnis zu streichen. Denn einen solchen Einbruch in einem derart wichtigen Spiel gibt es nicht oft. Erstmals standen sich KEC und DEG im Finale gegenüber, gespielt wurde Best-of-five, und schon das erste Spiel in Köln war ein besonderes: Bis ins letzte Drittel führte die DEG 5:3, brach dann aber ein und verlor noch 5:6 durch einen Treffer in der letzten Minute. Doch das war noch nichts gegen das zweite Finalspiel ein paar Tage später in Düsseldorf. Da führte die DEG nach 40 Minuten sogar 5:1, der Stadionsprecher soll die DEG-Fans schon dazu aufgerufen haben, sich Tickets für das vierte Spiel zu kaufen. Doch das gab es nie. Zwischen der 48. und der 55. Minute schossen die Haie fünf Tore und gewannen abermals 6:5. Danach war die Serie entschieden, das dritte Spiel fuhren die Kölner locker und leicht mit 6:1 nach Hause.

19. März 1991, 5. Finale, Lentstraße, KEC – DEG 0:4
Fünf Jahre später standen sich die Rivalen erneut im Finale gegenüber. Und diesmal kamen die großen Töne von der anderen Seite. Kölsch und Champagner standen bereit, die Haie hatten sich für die Meisterfeier gerüstet. Denn nach dem 1:0-Auswärtssieg im vierten Finale in Düsseldorf wähnten sich die Haie gegenüber der hochbezahlten Allstar-Truppe von der anderen Rheinseite psychologisch im Vorteil. Unter anderem auch, weil bei der DEG Chris Valentine verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand. Dafür wurde das entscheidende Finale zur großen Peter-John-Lee-Show. Valentines genialer Sturmpartner erzielte zwei Tore und jubelte als Discokugel auf Kufen noch wilder als Hans Zach, der in seinem ersten Jahr als Trainer in Düsseldorf gleich den Meistertitel holte.

28. März 1993, 5. Finale, Brehmstraße, DEG – KEC 2:1 n.V.


Längst war das Derby zum größten Spiel im deutschen Eishockey geworden, und 1993 ging es wieder in ein fünftes Finale. Wahrscheinlich hätte die DEG für das Spiel 50.000 Karten verkaufen können, vor dem Rathaus in der Altstadt wurde eine Leinwand aufgebaut. Dabei war die DEG gar nicht mehr der große Favorit, zwar hatte sie dreimal hintereinander die Meisterschaft gewonnen, doch danach waren Gerd Truntschka und Dieter Hegen von der altreichen DEG zum neureichen EC Hedos München gewechselt. Und für das 5. Finale fiel auch noch auch Startorwart Helmut de Raaf aus. Für ihn musste Christian Frütel ins Tor, der zwar zehn Hauptrunden, aber kein einziges Play-off-Spiel gemacht hatte. Dramatischer ging es kaum, und dann ging es sogar in die Verlängerung, jeder Schuss konnte die Saison beenden. Doch Frütel hielt alle, und auf der Gegenseite gelang Benoit Doucet eins, wenn nicht das größte Tor der DEG-Geschichte. 5. Finale, Verlängerung, zu Hause, gegen Köln – mehr geht nicht.

4. April 1996, 4. Finale, Brehmstraße, DEG – KEC 4:2
Vergleichbares ist danach auch nicht mehr gekommen. Ein Vierteljahrhundert liegt der letzte Finaljubel des stolzen Klubs inzwischen zurück. An jenem Abend im April 1996 platzte die Brehmstraße aus allen Nähten – und als Patrick Lebeau 24 Sekunden vor dem Ende des zweiten Drittels in Unterzahl das vorentscheidende 4:1 erzielte, explodierte das Stadion förmlich. Im letzten Spiel von Chris Valentine feierte die DEG ihren achten und bis heute letzten Meistertitel, bevor die teuer erkauften Triumphe die Macher einholten und immense Schuldenberge den Klub wenig später um seine Existenz bangen ließen. Stichwort eins: Steuerskandal. Stichwort zwei: Schwarze Kasse. 1996 schien die Welt aber noch in Ordnung. Nach drei Titeln unter Hans Zach gelang der letzte Coup gegen die Haie ausgerechnet mit dem ehemaligen Kölner Coach Hardy Nilsson – welch bittere Zusatznote für den KEC. Auf die Frage, wie er es immer wieder geschafft habe, die Düsseldorfer Stars zu motivieren, antwortete der Schwede: „Wenn ich das verraten würde, wäre ich blöd.“

9. April 2006, 5. Halbfinale, Brehmstraße, DEG – KEC 5:3
Zehn Jahre später gab es erneut ein letztes Mal. Und davor gab es bange Blicke: Der Abschied von der geliebten Brehmstraße mit einer Derbyniederlage gegen die Haie? Und dazu in den Play-offs? Obwohl es kurz vor dem Ende des fünften Halbfinals genau danach aussah, kam es noch ganz anders – und der mit unzähligen, fast kitschigen Erinnerungen verbundene Eistempel erlebte seine letzte Sternstunde. Möglich machten dies unter anderem die legendäre Aktion von Trainer Don Jackson, der bereits in der 55. Minute den Torhüter vom Eis nahm, und die durchaus DEG-freundliche und höchst fragwürdige fünfminütige Strafzeit gegen Kölns Lewandowski durch Schiedsrichter Rick Looker. Der Rest ist schnell erzählt: Craig Johnson, Tore Vikingstad und Patrick Reimer machten in nicht mal zwei Minuten aus einem 2:3 noch ein 5:3, die DEG zog in die Finalserie ein. In der unterlag sie aber den Eisbären Berlin, so war das letzte Pflichtspiel an der Brehmstraße doch eine Niederlage.



8. März 2013, Hauptrunde, ISS DOME, DEG – KEC 6:2
Die Hoffnungen waren groß nach dem Umzug nach Rath. 2009 kam die DEG auch noch mal ins Finale, doch nur wenige Jahre später stieg die Metro als Haupt- und Namenssponsor aus. Das Jahr drauf war hart. Also herrschte schon vor dem ersten Bully des letzten Heimspiels der Saison, gleichzeitig das 999. DEL-Spiel der Düsseldorfer EG, eine besondere Atmosphäre im fast ausverkauften ISS DOME. Denn so richtig wusste an diesem Tag niemand, ob und wie es in der Stadt mit dem Eishockey weitergehen würde. Wieder einmal fehlten Geld und Perspektiven. Als hoffnungslos abgeschlagener Tabellenletzter empfing die DEG die hoch gehandelten Haie – und fuhr mit dem ewigen Rivalen Schlitten. Überragend dabei die Topreihe des gefühlt zur Hälfte via Internet-Videos zusammengestellten Kaders: Calle Ridderwall (zwei Tore, zwei Assists), Justin Bostrom (1, 2) und Travis Turnbull (1, 2) sorgten für vier der sechs Tore und sammelten zehn insgesamt Scorerpunkte. Danach waren sich alle sicher: Die DEG lebt.

10. Januar 2015 und 12. Januar 2019, Winter Games, Arena und Rheinenergie Stadion, DEG – KEC 3:2 und KEC – DEG 2:3 n.V.
Doch es blieb zäh. Die Saison danach endete erneut auf dem letzten Platz. Erst ein weiteres Jahr später folgte so etwas wie die endgültige „Wiedergeburt“. Und passend dazu fand die DEG-Rückkehr in die sportliche Bedeutsamkeit nach zwei Jahren als Punchingball der DEL-Konkurrenz auf der größtmöglichen Bühne statt: 51.125 Zuschauer sorgten in der heutigen MERKUR SPIEL-ARENA (damals ESPRIT arena) für einen Europarekord. Die Düsseldorfer bestachen nicht nur durch die optisch herausgeputzten Trainer Christof Kreutzer und Tobias Abstreiter, die in stylischer Jacke und mit Hut hinter der Bande standen, sie gewannen auch das Winter Game dank zweier Tore von Kris Sparre. Endlich sprach man in der Stadt wieder positiv über seinen Eishockeyverein. Vier Jahre später spielte die DEG erneut in einem Fußballstadion – wieder gegen die Haie, dieses Mal aber in Köln. Und eine bessere Geschichte hätte dieser Tag aus Düsseldorfer Sicht gar nicht schreiben können: Schließlich legte Ex-Hai Philip Gogulla, der wenige Monate zuvor recht unschön in Köln vor die Tür gesetzt wurde, mit seinen beiden Toren die Basis für den rot-gelben Triumph bei der Kölschen Dauerkarnevalsshow.

17.12.2020, Hauptrunde, LANXESS arena, KEC – DEG 4:5 n.P.
Im Vergleich zu all diesen legenden Duellen fällt das letzte Spiel unserer Auflistung natürlich ab. Rein sportlich gesehen war das vor ein paar Wochen ein mittelmäßiges Spiel mit vielen Fehlern auf beiden Seiten. Aber es gehört hier dennoch hin, verdeutlicht es doch, welchen Stellenwert „die Mutter aller Derbys“ auch 25 Jahre nach dem letzten Finalduell noch für das deutsche Eishockey hat. Nach harten Monaten ohne Spiele, aber mit jeder Menge Existenzsorgen wagte die DEL doch noch den Saisonstart. Und sie wollte es mit einem Knall machen. Da würde man eigentlich an das Duell der beiden Topteams aus Mannheim und München denken, doch um die größtmögliche Aufmerksamkeit zu erzielen, setzte die DEL bewusst auf das rheinische Derby. Das klappte, mehr als 200.000 Zuschauer schalteten ein – über den Bezahlsender Magentasport. Und die sahen ein wildes Spiel, in dem die DEG kurz vor Schluss eine Zwei-Tore-Führung verspielte, aber durch Charlie Jahnke im Penaltyschießen gewann. Das allerdings ohne Fans in der Halle, ein Novum in der langen Geschichte des Derbys, das nicht zuletzt durch seine Atmosphäre zu dem geworden ist, was es heute ist: Deutschlands größtes Eishockeyspiel.

(Bernd Schwickerath und Tobias Kemberg)

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