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10 Fragen – 10 Antworten zum DEG-Start

Am Samstag steht in Wolfsburg das erste Eishockeyspiel seit acht Monaten an

Foto: Birgit Häfner

von Bernd Schwickerath

Das Warten hat ein Ende. Nach mehr als acht Monaten kehrt die DEG aufs Eis zurück. In Wolfsburg steht der Auftakt des „Magentasport-Cups“ an, des Vorbereitungsturniers der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

1. Heute geht’s los?

Ja. Man kann es kaum glauben, aber im Spielplan steht eindeutig: Samstag, 14.11.2020, 17 Uhr: Grizzlys Wolfsburg – Düsseldorfer EG. Das ist zwar noch nicht der Start in die richtige DEL-Saison, sondern nur der in das Vorbereitungsturnier „Magentasport-Cup“, aber wer will nach 251 Tagen ohne DEG-Spiel schon wählerisch sein?

2. Ist das Spiel wichtig?

Die einen sagen so, die anderen so. Einerseits ist es ein Testspiel, aber das gehört immerhin zu einem Turnier. Also geht es um Punkte. Und wer am Ende zu den besten Zwei der Vierergruppe mit Bremerhaven, Krefeld, Wolfsburg und Düsseldorf gehört, erreicht die K.O.-Runde und hat mindestens ein Spiel mehr. Das ist in diesen Zeiten viel wert. Und ganz grundsätzlich: Wenn ein Klub sich nach acht Monaten zum ersten Mal Fans, Besitzern, Sponsoren und Medien präsentiert und das Spiel auch noch live übertragen wird, will er sich von seiner besten Seite zeigen.

3. Wie stehen die Chancen, dass das klappt?

Schlecht. Weil die Wolfsburger deutlich länger im Training sind und schon gespielt haben. Und vor allem: Weil die DEG nicht ansatzweise in Topform ist. Erstens gibt es erst seit ein paar Tagen geregeltes Training, lediglich die Nationalspieler haben schon Spiele erlebt, zweitens hat die DEG aktuell nur 13 einsatzfähige Profis beisammen. Im Tor (Hendrik Hane) und in der Verteidigung (Alexander Dersch, Bernhard Ebner, Nicolas Geitner, Nicholas Jensen, Marco Nowak und Marc Zanetti) geht es sogar noch, aber im Sturm sieht es mau aus. Da gibt es aktuell nur sechs Optionen: Alexander Barta, Patrick Buzás, Tobias Eder, Alexander Ehl, Daniel Fischbuch und Max Kammerer – was für gerade mal zwei Reihen reicht. Aufgefüllt wird der Kader mit diversen Juniorenspielern aus der U20 des Stammvereins.

4. Was sagen die Beteiligten?

Bleiben recht entspannt. Wie Marco Nowak im Interview mit der Sportstadt sagte, sieht er das Spiel als gute Bewährungsprobe für den Nachwuchs: „Das ist den letzten 20 Jahren nicht passiert, dass so viele junge Spieler die Chance bekommen, in der DEL Fuß zu fassen.“ Auch Sportdirektor Niki Mondt verfällt nicht in Panik. Zwar sei die Vorbereitung „extrem kurz“ gewesen, zudem gebe es halt „die vielen Ausfälle“, aber es gehe ja „in den kommenden Spielen vor allem darum, die Mannschaft wieder an den Wettkampf heranzuführen“. Wie das erste Spiel ausgeht, ist da zweitrangig.

5. Warum fehlen denn so viele?

Verschiedene Gründe. Manche sind verletzt, erkrankt oder nicht ganz fit wie Mirko Pantkowski, Johannes Johannesen, Ken-André Olimb, Victor Svensson, Mathias From, Alexander Karachun, Charlie Jahnke und Jerome Flaake. Manche sind auch gar nicht mehr da. Die kanadischen Stürmer Luke Adam und Chad Nehring bleiben in der Heimat und gehören nicht mehr zum Kader. „Sie haben sich entschieden, den Weg des Klubs nicht mitzugehen“, schrieb die DEG in einer Mitteilung.

6. Was bedeutet das?

Dass sie nicht bereit waren, den abermaligen Gehaltsverzicht mitzumachen. Nach den pauschalen 25 Prozent im Sommer hat kürzlich noch mal jeder einzelne Spieler mit der DEG verhandelt. Heraus kam, dass manche nun auf weit mehr als die Hälfte ihres Gehalts verzichten, damit sich der Spielbetrieb auch ohne Zuschauer in den Hallen finanzieren lässt. Wie man hört, ist Adam und Nehring aber niemand böse. Wenn die DEG schreibt, sie könne „diese Entscheidung nachvollziehen und respektiert diesen Schritt“, dann kann man ihr das glauben.

7. Also muss die DEG noch nachverpflichten?

Das wollte Mondt ohnehin. Ursprünglich war der Plan aber, lediglich einen Verteidiger zu holen. Nun wird er sich auch nach Stürmern umsehen. Was kein großes Problem darstellen sollte. Weil die Lage in vielen Ligen unsicher ist, sind so viele Spieler für so kleines Geld wie nie auf dem Markt. Allerdings wird Mondt erst Verträge unterschreiben, wenn klar ist, dass die DEL auch wirklich startet. Darüber wird nächste Woche Donnerstag, 19. November, final verhandelt.

8. Wie wahrscheinlich ist ein Saisonstart?

Sehr wahrscheinlich. Immer mehr Klubs geben bekannt, dass sie dabei sind. Selbst solche, die jetzt nicht an dem Turnier teilnehmen wie Nürnberg oder Ingolstadt. Und selbst bei den Kölner Haien sieht es besser aus, ihre Ticketaktion läuft gut an. Am Freitag sagte nun auch die DEG, dass sie mitspielt, wenn es denn eine Saison gibt. Zwar hätten „viele Teilchen ineinandergreifen und viele Zugeständnisse gemacht werden“ müssen, wie Geschäftsführer Harald Wirtz laut der Mitteilung sagt, aber gemeinsam habe man es geschafft: „Wir bedanken uns ausdrücklich bei unseren Spielern und Partnern sowie auch unseren Anhängern, die in dieser schwierigen und komplizierten Phase geschlossen an unserer Seite stehen.“

9. Also alles gut jetzt?

Noch lange nicht. Selbst wenn die DEL nächste Woche ihren Start beschließt, lauern Gefahren. Dafür reicht ein Blick in andere Ligen: Da gibt es zahlreiche Corona-Fälle, da fallen Spiele aus. Im Handball wird sogar über die Absage der WM diskutiert. Auch in der DEL gibt es Fälle, noch glücklicherweise mit milden Verläufen. Aber wer weiß, ob das so bleibt? Und wie lange die Klubs ohne Zuschauer durchhalten, weiß ebenfalls niemand. Noch spekulieren sie darauf, irgendwann im Laufe der Saison wieder Zuschauer reinlassen zu können. Hoffnungen machen die neuen Meldungen über die Entwicklung von Impfstoffen, doch wie sich die Pandemie entwickelt, kann niemand mit hundertprozentiger Gewissheit vorhersagen.

10. Wie kann eine DEL-Saison also aussehen?

Es gibt verschiedene Szenarien, die natürlich davon abhängen, wie viele Teams dabei sind, sagte DEL-Chef Gernot Tripcke am Donnerstag bei „Magentasport“. Elf, zwölf, vielleicht sogar alle 14? Eine Variante sind regionale Gruppen: sieben Teams im Norden, sieben im Süden. Gegen die Teams aus der eigenen Gruppe würde dann häufiger gespielt. So ein Konzept biete sich an, „um Reisen und Hotelübernachtungen zu vermeiden und Risiken zu minimieren“, sagte Tripcke, der sich nicht festlegen wollte, ob es Play-offs geben wird. Erstens sind die für den Großteil der Teams früh beendet, zweitens hätten Corona-Fälle in einer K.O.-Runde gravierende Auswirkungen. In der Hauptrunde könnte man die ausgefallenen Spiele verschieben und nachholen, in den Play-offs kann ein Team nicht zwei Wochen aussetzen, dann würde es ausscheiden. Und so eine Saison will ja niemand erleben. So ist das heutige erste Spiel der DEG ein wichtiger Schritt hin zu einer halbwegs normalen Eishockey-Saison, aber ob alles so klappt, wie sich die Beteiligten das vorstellen, wird sich wohl erst in einigen Monaten herausstellen.

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