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10 Fragen – 10 Antworten zum Bündnis Teamsport NRW

von Bernd Schwickerath

Die Corona-Krise trifft die Sportvereine hart. Derzeit kann kaum jemand spielen und Geld einnehmen, um laufende Kosten zu decken. Deswegen entstehen neue Initiativen, die ihre Anliegen gebündelt zur Politik tragen. In Nordrhein-Westfalen heißt das neue Bündnis „Teamsport NRW“ – die DEG ist dabei, auch der Bergische HC, der seine Topspiele in Düsseldorf austrägt. Was steckt dahinter? Wie erfolgreich ist das Unterfangen bislang? Wir beantworten die zehn wichtigsten Fragen.

  1. Über wen reden wir?

Über eine neue Initiative von Spitzen- und Profisportvereinen aus Nordrhein-Westfalen. „Teamsport NRW“ heißt sie, 20 Klubs aus den vier großen Hallensportarten Eishockey, Handball, Basketball und Volleyball sind dabei. Sie alle eint „die ernste Sorge um die Zukunftsfähigkeit unserer Vereine beziehungsweise deren wirtschaftlichen Trägern, denen der Virus die Geschäftsgrundlage entzieht“, sagt Initiator Björn Barthel, Geschäftsführer bei den Handballern von Bayer Dormagen. Ähnliche Zusammenschlüsse gibt es auch in anderen Bundesländern.

  1. Was ist das Ziel?

Gemeinsam durch die Corona-Pandemie kommen. Alleine ist es ja nicht ganz so einfach, sich bei Politik und Ämtern, bei Sponsoren und Medienhäusern Gehör zu verschaffen. Das klappt vielleicht auf kommunaler Ebene, aber nicht beim Land (oder gar beim Bund). Als Allianz von 20 Teams aus verschiedenen Disziplinen und allen Teilen NRWs sind die Chancen deutlich besser. Gerade in der Krise, in der so gut wie jede Branche Hilfsgelder fordert. Denkbar ist auch eine Zusammenarbeit über die Corona-Zeit hinaus.

  1. Wer ist dabei?

Namhafte Altmeister wie die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie aus dem Eishockey, der VfL Gummersbach, TuSEM Essen, der TBV Lemgo und der TSV GWD Minden aus dem Handball sowie die Bayer Giants Leverkusen aus dem Basketball. Zudem weitere aktuelle oder ehemalige Erstligisten wie der Bergische HC, der TSV Bayer Dormagen (Handball), die Iserlohn Roosters (Eishockey), Phoenix Hagen, die Telekom Baskets Bonn (Basketball) oder Ladies in Black Aachen (Volleyball). Hinzu kommen die Handballklubs SV Hamm-Westfalen, HSG Blomberg-Lippe, TSV Bayer 04 Leverkusen, TuS Ferndorf, TuS N-Lübbecke und TV Emsdetten sowie der Basketballverein Uni Paderborn Baskets.

  1. Warum wurde der Fußball nicht mit ins Boot geholt?

Natürlich hat der Fußball in NRW enormes politisches Gewicht. Natürlich hätte man dessen Verbindungen gut gebrauchen können. Doch in der Corona-Zeit ist dessen Situation eine völlig andere. Einerseits erlauben dem Fußball seine milliardenschweren TV-Verträge, auch ohne Zuschauer in den Stadien zu spielen. Andererseits findet er unter freiem Himmel statt, wo die Übertragungsgefahr des Coronavirus geringer ist. Hallensportvereine, die auf Fans am Spieltag angewiesen sind, haben also besondere Herausforderungen zu meistern: finanziell und gesundheitlich. Das verbindet die Mitglieder von „Teamsport NRW“ – und unterscheidet sie von den Fußballklubs.

  1. Wie lauten die konkreten Forderungen?

Vereinfacht gesagt: Geld und eine Perspektive. Das Bündnis hat einen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet geschrieben und ihn um Hilfe gebeten. Einerseits hätten die Klubs gern finanzielle Unterstützung, andererseits wünschen sie sich Ideen, unter welchen Umständen die kommende Saison mit Zuschauern über die Bühne gehen kann. Ohne geht es nicht, Geisterspiele sind keine Option für Klubs, die kein oder wenig TV-Geld erhalten.

  1. Gab es dieser Tage nicht Geld vom Bund?

Noch nicht, aber das könnte kommen. Der Koalitionsausschuss in Berlin hat ein Milliarden-Hilfspaket beschlossen, von dem auch der Profisport profitieren soll. Und obwohl dort von „unteren Ligen“ die Rede ist, dürfte das auch für Erstligisten jenseits des Fußballs gelten. Mehrere Politiker sagten bereits, dass die Passage missverständlich formuliert sei und noch geändert werde.

  1. Welche Voraussetzungen muss man erfüllen?

Da wird es schwierig. Denn laut Hilfspaket sind nur solche Unternehmen antragsberechtigt, „deren Umsätze Corona-bedingt in April und Mai 2020 um mindestens 60 Prozent gegenüber April und Mai 2019 rückgängig gewesen sind und deren Umsatzrückgänge in den Monaten Juni bis August 2020 um mindestens 50 Prozent fortdauern“. Nun haben die meisten Klubs im Sommer aber kaum Einnahmen, weil sie dann gar nicht spielen. Folglich können auch keine Verlust geltend gemacht werden. Maximal erstattet werden ohnehin nur „80 Prozent der fixen Betriebskosten“, wie es heißt. Zudem ist der Betrag auf 150.000 Euro pro Verein gedeckelt.

  1. Hilft das der DEG?

Nicht wirklich. Für den ein oder anderen kleineren Verein ist jede Hilfe bedeutend, für größere wie die DEG mit einem hohen einstelligen Millionen-Etat ist es damit längst nicht getan. Hinzu kommt das oben beschriebene Problem, dass gar nicht klar ist, ob sie die vollen 150.000 Euro überhaupt beantragen kann. Da die DEG kein garantiertes Heimspiel im April hatte – das Play-off-Viertelfinale gegen die Eisbären Berlin hätte noch im März stattgefunden -, kann sie kaum Einnahmeausfälle geltend machen. Zudem spielte sie auch 2019 nicht mehr im April. Was es noch schwieriger macht, Verluste gegenüber dem Vorjahr aufzuzeigen. Von Mai bis August ganz zu schweigen. Und selbst wenn sie es doch irgendwie schafft, die vollen 150.000 Euro vom Bund bewilligt zu bekommen, wäre das wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn das wahre Problem ist ohnehin nicht die Phase von April bis August. Finanziell weitaus härter treffen würde die DEG, wenn die nächste Eishockey-Saison nicht am 18. September vor Zuschauern starten kann.

  1. Wie groß sind die Chancen, dass das klappt?

Das kann derzeit niemand beantworten. Zwar gibt es mittlerweile wieder erste Ligen, die vor Zuschauern spielen, allerdings keine aus dem Hallensport. Die Basketball-Bundesliga und die nordamerikanischen Topligen NBA (Basketball) und NHL (Eishockey) spielen oder planen ohne Publikum. Und noch gibt es keine Idee, wie es anders laufen könnte. Das ärgert die Mitglieder von Teamsport NRW. „Die Politik gibt aktuell keinerlei Konzepte vor. Jegliche Ideen zur Existenzsicherung und zu einem Neustart kommen aus dem Sport oder von den Betreibern der Veranstaltungsstätten“, sagte DEG-Geschäftsführer Stefan Adam vor einigen Wochen der Deutschen Presse-Agentur. Geändert hat sich daran bis heute wenig.

  1. Wie geht es weiter?

Auf zwei Ebenen. Derzeit versuchen die bundesweiten Allianzen Teamsport Deutschland (Verbände) und Initiative Profisport (Ligen) – da ist der Fußball mit im Boot – herauszuarbeiten, inwiefern ihre Klubs überhaupt vom Konjunkturpaket profitieren können. Und ob sie die Politiker gegebenenfalls noch zu Änderungen an dem Konzept bewegen können. Zudem ist Teamsport NRW auf Landesebene aktiv. Auch da soll es um Geld gehen, wichtiger ist aber ein Konzept, unter welchen Umstände es nächste Saison weitergehen kann.

 

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