Fortuna unterschätzen? Diesen Fehler haben schon vielen Konkurrenten der Fußball-Bundesliga in dieser Saison gemacht. Die Rasenballer aus Leipzig zählen dazu. Auch wenn die Mannschaft von Uwe Rösler daraus noch zu selten Kapital in Form von drei Punkten schlagen konnte, dürfen die Fortuna-Fans ruhig mit viel Zuversicht auf die letzten beiden Spieltage schauen – und sei es nur die Relegation, die am Ende unter dem Strich stehen würde. Immer dann, wenn es besonders darauf ankam, hat die Mannschaft von Trainer Uwe Rösler geliefert und mit ihrer Leidenschaft und ihrer Kampfbereitschaft und teilweise auch Spielkunst überzeugt.
Wenig spricht also gegen ein erneutes Erfolgserlebnis, und es gibt viele Aspekte, die zu einem Sieg am Samstag gegen den FC Augsburg führen werden:
Selbstbewusstsein: Nach dem Last-Minute-Kopfball ins Glück von Andre Hoffmann hat sich Fortuna seit dem Schalke-Spiel (2:1) erstmals wieder für eine gute Leistung belohnt. Der erste Zähler gegen ein Spitzenteam in dieser Spielzeit wird zudem Adrenalin freisetzen und wirkt wie ein Powerriegel für das Selbstvertrauen. „Ja, wir schaffen das“, werden die Spieler mit Sicherheit ausstrahlen, wenn sie am Samstag den Rasen betreten. Sie haben zurecht das Bewusstsein, diese durchaus schwere Aufgabe lösen zu können.
Nervenbelastung: Das Team von Fortuna wird, wie es der Trainer so schön sagt, von der ersten Minute „brutal heiß“ sein. Damit tritt der psychische Druck zurück, weil sich alle auf ihre Aufgabe konzentrieren müssen, diesem Anspruch – größte Leidenschaft zeigen – gerecht werden zu können. Zudem hat die Mannschaft „Endspiele“ wie gegen Köln, Union Berlin oder Schalke in dieser Spielzeit gemeistert. Auch Experten wie Lothar Matthäus, der Fortunas direkten Abstieg prognostiziert hat, wollen es die Fortunen beweisen. Dass die Düsseldorfer der großen Konkurrenz aus Dortmund in der kommenden Saison zeigen wollen, was die davon halten, wenn der BVB erneut im Schlussspurt wie gegen Mainz die Zügel schleifen lässt, ist da zunächst jedoch nur ein Nebeneffekt.
Ausgangslage: Während die Augsburger überhaupt nur für notorische Rechenkünstler noch ein Kandidat für die Teilnahme an der Relegation darstellen, wissen die Spieler des FCA, dass sie gerettet sind. Entsprechend wenig wollen sie ihre „Knochen“ riskieren, um mit aller Macht dem Gegner Einhalt zu gebieten. Anders die Fortunen, die egal wie das Spiel in Mainz (gegen Bremen) ausgeht, wissen, dass sie sogar noch auf Platz 15 springen können. Sie werden alles für das geben, was von Anfang an in dieser Saison das große Ziel war: den direkten Abstieg zu vermeiden.
Personelle Lage: Zwei Komponenten sprechen aus personeller Sicht für das Rösler-Team. Zum einen kann der Trainer aus dem Vollen schöpfen. Zum anderen haben ganz wichtige Spieler wieder ihrer Normalform oder sogar etwas mehr erreicht. Rouwen Hennings hat sein Tief überwunden, Steven Skrzybski ist nicht nur ein Tor in Leipzig „gelungen“, sondern er ist endlich der Unruheherd, der einen Gegner beschäftigen und torgefährlich sein kann. Sein Knoten hat sich endlich gelöst. Taktisch hat auch Valon Berisha seinen Platz im Team gefunden, obwohl er noch mehr Torgefahr in seiner Rolle entwickeln müsste. Kevin Stöger ist auf dem Weg zu alter Form, Adam Bodzek kann die Frühlinge gar nicht mehr zählen, die er bei Fortuna nach Leistungs-Tälern immer wieder neu erlebt. Kaan Ayhan ist sehr stabil, und Andre Hoffmann spielt so gut, dass er verdientermaßen nach dem Leipzig-Spiel in der Elf des Tages steht. Nicht zu vergessen: Im Tor steht in Florian Kastenmeier noch ein echter Rückhalt, der auch mal einen 100-Prozentigen abwehren kann.
Der Trainer: Uwe Rösler hat bisher fast immer das richtige Maß an Spielkontrolle, defensiver Stabilität und Angriffswucht gefunden. Seine taktischen Vorgaben helfen der Mannschaft, das Risiko zu kalkulieren. Auch gegen Augsburg wird er den richtigen Weg mit seinem Trainerteam finden, dass hinten nichts anbrennt und die Mannschaft vorne torgefährlich sein wird. So hat er es trotz sechs personeller Wechsel in Leipzig geschafft, ein kompaktes System spielen zu lassen, das selbst einer Spitzenmannschaft wie Leipzig das Leben (fast) immer sehr schwer gemacht hat. Die Belastungssteuerung passt. Jetzt ist natürlich mehr Mut zur Offensive gefragt. Rösler ist zu diesem Spagat wie seine Mannschaft in der Lage.
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