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Und ich saß zu Hause…

… und war gezwungen, von grausamer Männergrippe geplagt – ihr wisst, die ist schlimmer, als Kinder auf die Welt bringen, ich muss es wissen, ich bin ein Mann – mit meinem Hintern auf der Couch, den Laptop auf den Knien, das Spiel der ART Giants gegen die Überflieger aus Münster im Stream sehen zu müssen.

Vor Kurzem hatte ich mich ziemlich aus dem Fenster gelehnt und rausgehauen, dass Münster jetzt fällig ist und der Tag der ersten Niederlage gekommen sei mit dem 12. Februar. Daraufhin gab’s den einen oder anderen WWUler aus der Stadt mit der großen Kirche im Zentrum, der mich zwar nicht auslachte, aber ein wenig an meinem Basketballwissen zweifelte und mir durch die Blume Wahnsinn und sogar Irrwitz attestierte. Der heilige Lambert von Lüttich – seines Zeichens Namensgeber des Prachtbaus – hätte, sofern er dem Spiel mit dem dicken roten Ball zugewandt gewesen wäre, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach dem Spiel mit mir eine Schenke am Prinzipalmarkt aufgesucht und dem gemeinen Volk kraft seiner Autorität Abbitte mir gegenüber eingefordert.

Foto Kenny Beele

Genug des Eigenlobes. Ein paar Blicke auf die Gladiatoren, die es fertigbrachten, diesem Über-Team die erste Saisonniederlage in der ProB 2. Basketball Bundesliga beizubringen, nein, falscher Ansatz: Heroisch kämpfend, verdient das Spiel zu gewinnen. Es ist auch einmal erlaubt, dicker aufzutragen, denn nach dem etwas holprigen Start der Hauptrunde, jetzt mittlerweile sieben Spiele in Folge siegreich erspielt zu haben, ist schlicht großes Kino.

Ein blutjunger Coach Flo Flabb, der hohes Fachwissen hat, nahezu perfekt unterstützt wird von Matt Dodson und dem Rest der Gang, eine fast komplett neue Mannschaft, eine Spielidee, die erstmal in die Arme und Köpfe der Cracks musste und alles immer noch unter dem Schwert des Damokles, kann man oder kann man nicht eine halbwegs reguläre Saison bestreiten. Man kann und wie.

Herauszufinden, warum dieses Team so spielt, wie es spielt ist nicht so leicht mit ein paar Worten und an wenigen Taten festzumachen. Coach Flabb spricht die Sprache der Spieler, er hat mit den alten Hasen Andrius Mikutis und Lennart Boner zwei Männer mit Cojones, die voran gehen und führen können, dazu findet sich auch der Playmaker Franklyn Aunitz immer besser in seiner Rolle zurecht. Ein Jacob Engelhardt, Quadre Lollis jr. und Mark Gebhardt die Säulen auf ihren Positionen sind und durch ihre Aggressivität den Gegnern gehörig auf den Geist gehen, sich auch keineswegs zu schade sind, zu punkten und das aus allen Distanzen. Deion Giddens und Samuel Mpacko, beide etwas später zum Team gestoßen und beide so wichtig. Besonders wenn gewechselt werden muss, stehen sie ihren Mann, genau auch wie Big Ben Uzoma, der ganz sicher mehr als ein Ergänzungsspieler ist. Kommen wir zu Booker Coplin, den ich von seinem Typ her gerne immer als Beach Boy bezeichne, der jedoch so unkonventionell das Spiel spielen kann, dass er unberechenbar und kaum zu fassen ist. So ein ganz anderer Spieler, als die Importspieler vor ihm, aber ich oute mich als absoluter Fan-Boy. Er kann eigentlich alles und das auch spektakulär.

Zu wirklich guter Letzt noch die Young-Guns, namentlich benannt mit Linus Helmhold, Finn Pook, Dien Pobric und Guillermo Gasset Ruiz. Es fällt mir schwer, einen von den Burschen, die mittlerweile ihre Eierschalen hinter den Ohren abgelegt haben, hervorzuheben. Linus weiß, so glaube ich, noch gar nicht, was er mit seiner Reichweite alles anstellen kann. Der Center der Zukunft in meinen Augen. Dien ein Spieler, der in so jungen Jahren extrem mutig spielt und wenn er einen Lauf hat, ein Spiel rumreißen kann. Finn und Guillermo, beide führen sie eine technisch wunderbare Klinge, können mit dem Ball so elegant umgehen und werden immer besser. Wenn alle vier in Ihrer Entwicklung weitere Sprünge machen, wird es für die Verantwortlichen extrem schwer, alle in Düsseldorf zu halten. Wenn sie jedoch bleiben, dann prophezeie ich, sehen wir den Einen oder Anderen kommende Saison in der Starting Five und das regelmäßig. Die Burschen sind pures Basketball-Gold.

Alles das ist aus meiner persönlichen Fan-Sicht, ohne wirklich überragend großen Basketball-Sachverstand geschrieben, jedoch bilde ich mir ein, Spaß, Spirit und funktionierendes Teamplay erkennen zu können. Und das ist wahrlich gigantisch vorhanden. Ich möchte auch ein großes Kompliment an die Supporter aussprechen: Ihr seid Klasse und der sechste Mann, bleibt weiter so enthusiastisch und kommt in Scharen zu den Spielen dieser Wahnsinns-Truppe.

Quo vadis ART Giants?

Wir sehen uns am Dienstag den 22. Februar zum Nachholspiel gegen Rist Wedel.

Euer Heiko Sauer

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