von Norbert Krings
Sätze wie „die Spannung steigt“ oder die „Vorfreude ist riesig“ bringen nur in Ansätzen rüber, wie sich die Spieler von Fortuna Düsseldorf aktuell vor ihrem Start in die neue Saison fühlen. Viel stärker konnte der erste Gegner in dieser Saison im Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga an diesem Samstagabend kaum sein. Der Respekt vor Hertha BSC Berlin ist zwar groß, aber Trainer und Spieler der Fortuna wissen, dass sich die Mannschaft dank einer starken Vorbereitung und guter Form durchaus Chancen auf einen Erfolg gegen den Liga-Favoriten ausrechnen darf.
Christian Weber berichtete in der Spieltags-Pressekonferenz über die Bemühungen, weitere Verstärkungen an Land zu ziehen. Aber wirklich Neues hatte der Sportdirektor des Zweitligisten nicht zu berichten. Im Gegenteil, er sagte, dass er auch im vergangenen Jahr am gleichen Platz um Geduld gebeten hatte. „Wir haben noch ein, zwei offene Planstellen, die wir besetzen wollen, aber es kann sein, dass wir die Situation bis zum letzten Moment ausreizen müssen“, sagte Weber, der zudem erklärte, dass man sich die nötige Zeit nimmt, um auch wirklich nichts falsch zu machen. So wird die Mannschaft nur mit einem 19-Mann-Kader in die erste Partie gehen. Immerhin drehte Tim Oberdorf zeitgleich mit der Pressekonferenz seine Runden um die Arena und deutete an, dass er bereits Luft hätte, um sich 30 Minuten auf die Bank zu setzen.
Dass Emmanuel Iyoha noch gehen könnte, wies Christian Weber erst einmal zurück. Für den Trainer ist der 25-Jährige inzwischen ein Spieler, der auch Führungsaufgaben übernimmt. „Ich habe das nur medial verfolgt, bei mir ist da nichts hinterlegt“, sagte Daniel Thioune zu diesem Thema. Die letzten anderthalb Jahre hätten diesem Spieler gutgetan. „Emma ist ein Teil unseres Kaders, so macht das mit mir derzeit auch nichts. Daher hoffe ich, dass er mehr darüber nachdenkt, hier alt zu werden.“ Christian Weber ergänzte, dass sich Iyoha sehr wohl derzeit bei der Fortuna fühlt. „Wir sind jedenfalls in einem guten Austausch und werden nach dem Saisonauftakt auch Gespräche zur Vertragsverlängerung führen“, sagte der Sportdirektor.
Respekt – aber keine Zurückhaltung gegenüber Hertha BSC
Die Frage, ob der eingespielte Kader ein Vorteil im Spiel gegen ein Team sein kann, das sich auf diversen Positionen verändert hat, beantwortete Daniel Thioune etwas ausweichend und wies auf die besondere Qualität der Berliner hin. Dass sich daraus aber ableiten ließe, Fortuna würde sich als Außenseiter fühlen und dementsprechende ängstlich auftreten, erteile Fortunas Cheftrainer eine klare Absage. „Bei allem Respekt vor diesem Gegner werden wir bei uns bleiben und das Visier sogar weiter öffnen“, sagte Thioune. „Wir wollen möglichst das Spiel bestimmen und den Spielverlauf diktieren.“
Das wird Fortuna mit der eingespielten Viererkette tun, wie es Thioune ankündigte. Ob das System dann am Samstagabend einen Stürmer vorsehen wird oder in Daniel Ginczek und Vincent Vermeij zwei zentrale Angreifer für Fortuna auf dem Platz stehen werden, ließ Fortunas Cheftrainer offen. Da die Generalprobe aber erfolgreich mit einem zentralen Angreifer ausgegangen war, dürfen die Fans mit dem zumindest gegen Bochum praktizierten 4-2-3-1-System rechnen. Wer dann auch in der Viererkette neben dem gesetzten Kapitän Andre Hoffmann in der Defensiv-Zentrale spielen wird, ist ebenso offen, wie die Situation im zentralen Mittelfeld. Aber dort wird Ao Tanaka sicherlich den Vorzug gegenüber Yannik Engelhardt erhalten und wohl auch Ginczek statt Vermeij von Beginn an auflaufen. Da sollte die Erfahrung siegen, und Fortuna dann ohne einen Neuzugang auflaufen.
Bei der Unterstützung durch die Zuschauer in der MERKUR SPIEL-ARENA hoffen die Protagonisten auf entsprechend lautstarken Rückhalt. Zumindest bei Christian Weber klang aber ein wenig Enttäuschung durch, als er sagte, dass die Mannschaft mit einem Erfolgserlebnis dazu beitragen könne, dass die nächsten Spiele ebenfalls gut oder sogar noch besser besucht werden als diesmal mit 37.000 Fans. Der späte Anstoßtermin und die noch laufenden Sommerferien haben wohl dazu beigetragen, dass die Spanne zu einem ausverkaufen Stadion noch relativ groß ist – trotz des namhaften Gegners, der rund 4.000 Anhänger selbst mitbringt.
Bis auf Tim Oberdorf sind alle an Bord
„Die Struktur im Team stimmt, die Spieler sind enger zusammengerückt, und wir haben derzeit bis auf Tim Oberdorf alle an Bord, sind also gut aufgestellt“, sagt der Trainer, der seiner Mannschaft viel zutraut. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Mannschaften, die länger zusammen sind und schon länger mit einem Übungsleiter arbeiten, sich dann auch im ersten Drittel der Tabelle wiederfinden.“ Doch ihm ist klar, dass er Entscheidungen auch gegen Spieler treffen muss, die dann zunächst draußen bleiben müssen. Er sprach trotz des kleinen Kaders von einem Überangebot für manche Positionen.
Die Defizite der vergangenen Saison sieht Daniel Thioune in der Vorbereitung ausreichend bearbeitet. So groß seien diese ohnehin nicht gewesen, wenn man das Ergebnis sieht und über den guten vierten Platz spricht. in Sachen Laufdistanz möchte Thioune, dass seine Spieler lieber einmal richtig stehen, als zehnmal falsch zu laufen. Zudem habe er eine Erwartungshaltung an seine Person, die medizinische Abteilung und den Athletikbereich erfüllt, denn Verletzungen habe es bisher nicht gegeben. Trotz allem gebe es noch genügend Herausforderungen. „Wir werden jedenfalls zeigen, dass wir viel Bock auf Fußball haben, den Leuten ein gutes Gefühl geben und uns stetig verbessern wollen. Jeder Einzelne soll sich 100prozentig einbringen.“ Also eine hohe Intensität, viel Leidenschaft und Spaß will der Trainer von seinen Spielern sehen.
Fortunas wahrscheinliche Aufstellung:
Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, de Wijs, Gavory – Sobottka, Tanaka – Klaus, Appelkamp, Iyoha – Ginczek
Kader: Gorka – Vermeij, Engelhardt, Niemiec, Fernandes Neto, Uchino, Böckle, Siebert
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