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Sophie Witt zwischen Par und Birdie

Düsseldorfer Golferin hatte ein bewegtes und gutes Jahr

Foto: Tristan Jones/LET

von Norbert Krings

So ganz genau wusste Sophie Witt nicht, was sie von einem Jahr erwarten konnte, was ihr Leben schon in großen Zügen auf den Kopf stellen würde. Ihr erstes Jahr als Profi-Golferin auf der Ladies European Tour 2022 mitzuspielen, war nicht nur etwas Neues und Spannendes. Es hat dem Mitglied im JUNIOR ELITE TEAM der Stadt Düsseldorf auch viele neue Erfahrungen, Freundschaften und Erkenntnisse gebracht. Die meisten Dinge waren positiv, sportlich war sie erfolgreich, auch wenn sie nicht ganz zufrieden war mit ihren Leistungen und sogar noch Verbesserungspotential sieht, obwohl sie sich die Tourkarte für 2023 ohne große Probleme sichern konnte.

In unserem Gespräch erzählt die gerade 20 Jahre alt gewordene Sportlerin, wie sie das Jahr erlebt hat und wie sie sich derzeit von den vielen Reisen und Turnieren erholt. Sophie Witt steht mit beiden Füßen fest auf dem Boden und weiß genau, dass ihr sportliches Talent einige Türen geöffnet hat, was sie zu genießen, aber auch zu schätzen weiß. Sie führt auch ihr Studium mit dem Titel International Management weiter. Der Studiengang ist speziell auf Spitzensportler ausgerichtet und ermöglicht ihr, sich auch neben dem Profisport weiterzubilden. 

Hallo Sophie, wie geht es Dir derzeit?
Sophie Witt: Mein Körper fährt jetzt erst einmal runter, ich regeneriere und mache eine Golfpause. Da tut auch die Fortsetzung des Studiums gut, um auf andere Gedanken zu kommen, mit dem Kopf woanders zu sein und Kommilitonen zu treffen. Es ist einfach schön, mal nicht über Golf zu reden.

Es war also eine körperlich anstrengende Zeit?
Witt: Ja, aber ich habe mir auch nach der Schwungumstellung, die noch andauert, eine muskuläre Verletzung am linken Arm zugezogen. Da ist eine Verspannung, weil ich eine neue Technik trainiert habe und die bereits beanspruchten Muskeln anders belastet wurden. Aber es ist jetzt wirklich keine große Sache. Ich wurde verdonnert, mindestens eine Woche Pause zu machen und mobilisiere die Muskeln nur ein wenig mit Dehnen und so. Nächste Woche geht es mit Fitnessübungen weiter, da Sommersportler ja bekanntlich im Winter gemacht werden. Einen wirklichen Plan habe ich noch nicht, werde das Training dann aber kontinuierlich steigern.

Wäre denn jetzt noch ein Turnier angesagt gewesen?
Witt: Nein, das Turnier in Spanien mit den Top-65 der Saison war das letzte. Die ersten 60 auf der Tour schaffen die Karte für die kommende Saison, ich bin 52. und alles ist im grünen Bereich.

Sophie Witt sicherte sich auch für 2023 die Tourkarte. Foto: Tristan Jones/LET

Wie ist die Saison insgesamt für Sie gelaufen?
Witt: Ich bin ohne große Erwartungen in das Jahr gestartet, nachdem ich im Januar nach dem Erfolg bei der Qualifying School Profi geworden war. Ich wollte sehen, wo ich stehe. Ich wollte erst einmal ankommen und mir das Ganze anschauen. Allerdings kam dann doch der Ehrgeiz durch und ich setzte mir das Ziel, mindestens einmal in die Top-5 eines Turniers zu kommen.

Und beim zweiten Turnier ging es ja bestens los…
Witt: Ja, ich lag nach der ersten Runde des hoch dotierten Turniers in Saudi Arabien an der Spitze, wo auch viele bekannte Spielerinnen dabei waren. Ich musste dann viermal dasselbe Interview geben, und es haben mich Leute angesprochen, die ich überhaupt nicht kannte. Eigentlich hatte ich gehofft, mit einer guten Konkurrentin zusammenzuspielen, um etwas lernen zu können und dann lag ich in Führung mit keineswegs tollem Golf. Ich war so aufgeregt, ich habe links, rechts, dünn, fett getroffen – also jeden Golfschlag ausgepackt, den es gibt. Es war superwindig und ich habe Topper geschlagen, die dann durch den Wind irgendwie aufs Grün gerollt sind und habe jeden Putt gelocht. Es war mehr Glück als Verstand dabei. Das war aber nicht schlimm, das habe ich gerne genommen. Insgesamt bin ich dann Zehnte geworden, was bei diesem Feld extrem gut war.

Und wie ging es weiter?
Witt: Das nächste Turnier war in Südafrika, und die Eindrücke der Woche zuvor hatte ich noch nicht richtig verarbeitet. Dort habe ich den Cut um einen Schlag verpasst, was aber so schlimm nicht war, weil ich wieder etwas Neues erlebt hatte, was ich verarbeiten musste. Danach habe ich viele Cuts überstanden und einige gute Ergebnisse gespielt. So habe ich mir dann das Ziel gesetzt, unter die Top-60 zu kommen. Ein Turniersieg wäre too much gewesen, weil mir einige etwas voraus haben, wie College-Golf oder ein paar Jahre auf der Tour, wo man sich an die Reisen auch erst einmal gewöhnen muss. Dann wurde ich Dritte in den Niederlanden, was mir klar machte, dass ich die Top-60 auch schaffen kann. Das ist mir gelungen, aber die ganzen Eindrücke in Worte zu fassen, fällt mir immer noch schwer. Vielleicht kann ich das dann nach der Uni-Zeit auch sacken lassen und das dann besser einschätzen.

Was sind dann Deine Ziele für das nächste Jahr?
Witt: Insgesamt habe ich noch mit meinen Schlägen, meinem Schwung und dem langen Spiel – also den Eisen kämpfen müssen. Das Ziel ist, den Schwung zu stabilisieren und zu verbessern und mit den Eisen besser zu treffen.

Dafür, dass ihr nicht immer die optimalen Schläge gelungen sind, hatte Sophie Witt viel Spaß auf der Tour. Foto: Tristan Jones/LET

Was waren für Dich die schönsten Erlebnisse in diesem Jahr?
Witt: Da gibt es viele Dinge. Mir würden 100 Sachen einfallen, die ich jetzt sagen könnte, aber mir würde nicht der Moment einfallen, den ich am coolsten fand. Ich habe eine Menge neuer Leute kennengelernt und viele Freunde gefunden, was ich nicht gedacht hätte. Vor allem die Freundschaft mit Tvesa Malik, einer indischen Golferin, bedeutet mir viel. Wir motivieren uns gegenseitig, seitdem wir in Thailand zwei Runden gemeinsam gespielt, uns kennengelernt und angefreundet haben. Das ganze Jahr hat sie mich unterstützt, weil sie wusste, wie schwer das erste Jahr auf der Tour ist. Bei einem der letzten Turnier der Tour in Indien hat sie mir angeboten, bei ihr und ihren Eltern zu wohnen, was ich gerne angenommen habe. Sie war für mich da, obwohl sie selbst sich auch auf ihr Spiel konzentrieren musste. Das so eine Freundschaft durch den Sport trotz der Konkurrenz-Situation entsteht, ist eine sehr schöne Erfahrung. Auch wenn ich ein Problem hätte, könnte ich auf mindestens fünf Spielerinnen auf der Tour zählen, die mir zur Seite stehen würden. Und jede davon gönnt einem auch den Erfolg.

Und wie waren die Eindrücke der vielen verschiedenen Länder?
Witt: Das hat schon auf dem jeweiligen Flughafen angefangen, und es war spannend, obwohl wenig Zeit blieb, die Kulturen der Länder kennenzulernen. Und was ich wahrscheinlich für alle Golfer sagen kann: Es ist schon toll, auf so schicken und gut gepflegten Plätzen spielen zu können. Das ist cool im Profidasein, auf solche Bedingungen zu stoßen, da macht es richtig Bock, zu spielen.

Also war es ein rundum gelungenes Jahr?
Witt: Ich hätte sicherlich noch einiges besser machen können. Aber ich bin froh, dass so manche Stimmen aus dem Umfeld, dass es vielleicht eine falsche Entscheidung gewesen sei, Profi ohne die große internationale Erfahrung zu werden, verstummt sind. Mein Ziel war es immer, auf die Profi-Tour zu kommen. Und wenn man es nicht versucht, weiß man nicht was daraus werden kann. Ich denke mal, es ist gut gelaufen.

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