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So unendlich verdient

Krämpfe im Trommelstock-Arm, komplett durchgeschwitztes Wiggles-Shirt und mehr als ein Krächzen kam am Ende dieser wahnsinnigen 40 Minuten nicht mehr aus meiner Kehle. Das Spiel der ART Giants gegen die PS Karlsruhe Lions war so etwas wie denkwürdig, gepaart mit epischen Momenten und dem kompletten Wahnsinn, der hier seinen Namen bekam. Ich nenne ihn: Heldentum. Wenn jemand ausgesucht werden soll, zu diesem Spiel ein Drehbuch zu schreiben, könnte das nur Mr. Quentin Tarantino sein, denn nur er schafft es, uns so etwas Beklopptes als völlig normal zu verkaufen.

Foto Norbert Schulz

Während des Spiels schwand meine Zuversicht, dass endlich mal wieder – nach sage und schreibe acht Niederlagen in Serie – gerade gegen Karlsruhe der Bock umgestoßen werden konnte. Im dritten Quarter mit acht Punkten hinten zu liegen klingt jetzt zwar nicht endgültig und uneinholbar, aber wenn ein Team das Selbstvertrauen nicht mit Löffeln gefressen hat, dann setzt selbst der Risiko verseuchte Zocker nicht mal einen schäbigen Cent auf einen Return.

Und dann passierte genau das, was wir Fans immer wieder einmal miterleben durften (ich nenne es das Koblenz-Syndrom): Eine Einheit bildete sich. Spieler, die bisher völlig abgetaucht waren, wuchsen über sich hinaus – Jacob Rigoni auf Crocodile Dundees Spuren – und irgendwie überkam dem Zuschauer das unbestimmte Gefühl, dass in der kurzen Pause zum letzten Viertel im Pausengetränk eine besondere Hogwart’sche Mixtur des Alraune-Wiederbelebungstrankes eingesetzt wurde. Es war dann nur noch der pure Fight. Immer wieder auch kleine Rückschläge, die einfach weggesteckt wurden und als erstmals 3:26 Minuten vor der Sirene die ART Giants in Führung gingen tobten die Zuschauer auf den Rängen. Es ging hin und her, Karlsruhe glich zwölf Sekunden vor Ende aus und nur eine schlappe Sekunde vor dem dicken Gong netzte dann Ryan Richmond zum entscheidenden 99:97 ein. Das Resultat: Komplette Eskalation im Publikum und in der Mannschaft. Das waren ganz sicher keine Kieselschen, die allen Akteuren und Fans vom Herzen polterten, das waren alle Achttausender auf einmal.

So verdient gewonnen, so gekämpft und endlich einmal auch belohnt. Auch wenn man verunsichert war, so riss man sich gerade in den letzten zehn Minuten am Riemen und warf alle Tugenden, die so ein wenig vergessen waren, in den Ring. Mannschaftliche Geschlossenheit, unbändiger Wille und Kampf auf Biegen und Brechen, das ist die Formel für den Klassenerhalt. Keiner der über 600 Zuschauer – einen besonderen Gruß an das Team von D.Sports, Ihr habt Glück gebracht – bereute sein Kommen.

Foto Norbert Schulz

Tätowiert Euch das auf die Stirn oder schreibt es Euch mindestens mit’m fetten Edding hinter die Ohren, dann geht die Erfolgsgeschichte der Flabb-Gang weiter und die ProA bleibt kein einmaliges Intermezzo. Weiter gehts kommenden Sonntag beim Nachbarn in Leverkusen. Auf ihr Fans, macht das Auswärtsspiel zum Heimspiel.

Euer Heiko Sauer

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