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Sind die ART Giants nur noch Scheinriesen?

Düsseldorfer Basketballer in der Abwärtsspirale

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

KOMMENTAR Langsam aber sicher nähern sich die ART Giants Düsseldorf den Abstiegsplätzen in der 2. Basketball-Bundesliga ProA. Punktgleichheit mit dem Vorletzten und zwei Zähler nur noch Vorsprung vor dem Tabellenschlusslicht in der zweithöchsten deutschen Liga sind als Alarmsignal nicht mehr zu überhören. Da inzwischen einmal der Trainer gewechselt wurde, ist diese Patrone auch bereits verschossen. Einen großen Effekt hatte das nicht – im Gegenteil – seitdem gab es nur noch zwei Erfolge.

Was ist los mit den ART Giants? Nach dem sicheren Klassenerhalt im vergangenen (Spiel-)Jahr hängen die Düsseldorfer Vorzeige-Basketballer seit Beginn der Rückrunde richtig durch. Zu einer schlechten Stimmung im und um den Verein haben in jüngster Vergangenheit sicherlich auch die beiden unglaublich bitteren Todesfälle der beiden Nachwuchsspieler aus der Ukraine beigetragen. Dass sich die Spieler in dieser Phase nicht allein auf das sportliche Geschehen konzentrieren konnten, ist absolut verständlich. Allerdings können dadurch sicherlich nicht alle sportlichen Enttäuschungen erklärt werden.

Der große personelle Umbau nach der vergangenen Saison ist die Ursache dafür, dass bei den ART Giants ein neuer Entwicklungsprozess in Gang gesetzt werden musste. Der damalige Trainer Florian Flabb musste ein fast gänzlich neues Team formen und in einen Flow bringen. Durch Verletzungen in der Frühphase der Saison und Wechsel nach dem Start auf wichtigen Positionen wurde das erheblich erschwert. Erst langsam kam ein wenig Schwung und Kontinuität in die Sache und bis in den Winter hinein durften sich die ART Giants immerhin über fünf Siege und einen unteren Mittelfeldplatz freuen. Hinzu kamen aber auch da schon zwei unglückliche Niederlagen in der Verlängerung und schwankende Leistungen innerhalb der Spiele wie bei der Niederlage bei Bundesliga-Absteiger Frankfurt nach klarer Führung bis ins letzte Viertel.

Klar ist aber, dass die Abgänge der Spieler wie Booker Coplin und der beiden Identifikationsfiguren Lennart Boner sowie Mark Gebhardt nicht ersetzt werden konnten. Es wurden Importspieler geholt, von denen sich die Leitung der ART Giants sicherlich mehr versprochen hatte. Andererseits konnten sie offensichtlich auch ihr gesamtes Potenzial noch nicht zeigen, da auch sie mit der Integration ins Team genug zu tun hatten, während die neuen deutschen Spieler wie Emil Marshall, Finn Fleute und Daniel Norl bis hierhin ordentlich performten.

Trainerwechsel blieb bislang ohne große Wirkung

Doch die Entwicklung setzte sich nicht so fort. Bis zum Jahres- und zum Trainerwechsel gab es dann nach drei Siegen in Folge auch drei bittere Niederlagen, die die Verantwortlichen offensichtlich dazu zwangen, Konsequenzen zu ziehen. Florian Flabb musste gehen, und Andac Yapicier übernahm das sportliche Kommando. Wenn man nun rein auf die Zahlen schaut, hat sich dieser Wechsel eher negativ als positiv auf die sportliche Entwicklung ausgewirkt. Allerdings war das bis dahin gespielte System offensichtlich auch nicht die bevorzugte Spielweise des neuen Mannes an der Seitenlinie. Dies aber während der Saison und mitten im Spielbetrieb umzustellen, gleicht für einen Trainer jedoch einer Herkulesaufgabe.

Das Team der ART Giants Düsseldorf wurde fast komplett neu zusammengesetzt. Foto: Kenny Beele

Die Schwankungen und die Fehleranfälligkeit im Spiel der ART Giants haben sich eher verschlechtert, denn verbessert. Das Tempospiel, was die Stärke der Mannschaft darstellt, bringt zweifellos eher die Möglichkeit von Ballverlusten mit sich, weil das Risiko höher ist, um zum schnellen Abschluss zu kommen. Aber wenn diese Angriffe im Training durch verletzungsbedingte Ausfälle und Erkrankungen nicht konsequent eingeübt werden können, weil man nicht fünf-gegen-fünf in den Einheiten trainieren kann, ist die Umsetzung schwierig.

Zudem hat man den Eindruck, dass die personellen Entscheidungen des Trainers, wie er die Mannschaft aufs Feld schickt und wer wann die Verantwortung übernimmt, nicht unbedingt nachvollziehbar sind. Jedenfalls ist auch keine führende Hand auf dem Feld zu erkennen. Die Stärken von CJ Anderson, der im vergangenen Jahr eine absolute Konstante war, kommen nicht mehr zum Tragen. Er ist nicht mehr die Leitfigur, die dem Team einfach fehlt. Und die Center Alex Richardson und Alex Möller versauern unter dem Korb. Immerhin wurden zuletzt die Rebound-Statistiken etwas aufpoliert – ohne daraus allerdings größeres Kapital zu schlagen. Allerdings haben einige Spieler der Düsseldorfer ihr Potenzial auch noch nicht ausgeschöpft.

Fehlendes Wurfglück spielte auch eine Rolle. Foto: Kenny Beele

Die sicheren Distanzschützen werden nicht richtig zum Einsatz gebracht, weil zu oft der Abschluss durch die Mitte und teilweise auch mit riskanten Pässen gesucht wird. Dass eine Mannschaft im Heimspiel gegen die Frankfurt Skyliners, die sicherlich ein routiniertes und sehr starkes Team stellen, nach klarer Führung (zehn Punkte) plötzlich fast acht Minuten ohne eigenen Korberfolg bleiben, liegt in gewisser Weise wohl auch am Coaching. Insgesamt sind die Rhythmus-Schwankungen innerhalb der Spiele kaum zu erklären.

Für den Basketball-Standort Düsseldorf wäre ein Abstieg ein bitterer Rückschritt

Die Chance, Basketball in Düsseldorf wieder zu einer großen Sportart zu machen, darf nicht leichtfertig vergeben werden. Es müssen nun die Anstrengungen gebündelt werden, den Gau eines Abstiegs zu vermeiden. Das Gefühl ist da, dass die Mannschaft genügend Potenzial hat, um einen Nichtabstiegsplatz bis zum Ende der Saison zu erhalten. Am vorletzten Spieltag kommt es allerdings noch zum Duell mit den Artland Dragons, dem derzeit punktgleich mit den ART Giants stehenden Vorletzten. Bis dahin sollte der Klassenerhalt in trockenen Tüchern sein. Es wäre sehr bitter, wenn die langsam steigende Akzeptanz des Klubs bei den Zuschauern aus Stadt und Umland durch einen möglichen Abstieg die Basis entzogen würde – und für den Standort Düsseldorf wäre es ein heftiger Rückschlag.

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