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Rochusclub geht All-in

Tennis-Bundesligist greift nach dem Titel

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Tabellenführer nach fünf von neun Spieltagen und als einziges von zehn Teams in der Liga noch ungeschlagen. Aus dem Beinahe-Absteiger von 2021 ist ein Anwärter auf die Meisterschaft geworden. Und die Beteiligten schieben alle Chips in die Mitte – der Rochusclub peilt den ganz großen Coup an.

In der Tennis-Bundesliga bahnt sich so ganz allmählich etwas an, was in der großen weiten Sportwelt gerne als „Cinderella-Story“ bezeichnet wird. Denn nach fünf von neun Spieltagen steht der Düsseldorfer Rochusclub an der Tabellenspitze. Das 5:1 am Sonntag bei Blau-Weiß Krefeld war der vierte Sieg für den seit 1991 ununterbrochen zur Bundesliga gehörigen Klub, der bisher noch nie Deutscher Meister wurde.

„Wenn wir weiter volles Programm spielen, haben wir Chancen auf den Titel. Die Tür ist offen“, sagt Detlev Irmler und ändert damit das noch vor einigen Wochen ausgerufene Primärziel Klassenerhalt. Zwar wusste der Teamchef auch vor dem Saisonbeginn vor drei Wochen um die spielerische Qualität und Erfahrung in seinem Kader, doch der finanzielle Handlungsspielraum des Rochusclubs erlaubte eigentlich keine Träumereien.

Treue und Teamgeist als große Trümpfe

Durch die Siege über Neuss (4:2), Rosenheim (6:0) und Gladbach (4:2) sowie das 3:3 gegen den TC Großhesselohe hatten sich die Düsseldorfer dann frühzeitig aus dem Abstiegskampf verabschiedet – ganz anders als im vergangenen Jahr, als die Rettung erst in letzter Minute gelang. Und durch das Resultat in Krefeld scheint nun tatsächlich alles möglich zu sein. Sogar der erste Düsseldorfer Titelgewinn in der Tennis-Bundesliga.

„Es ist sehr erfreulich wie die Saison bisher verlaufen ist“, erklärt Irmler. „Und ebenso schön ist zu sehen, dass sich der Verein enorm engagiert.“ Soll heißen: Alle Beteiligten bemühen noch mal ihre Geldbeutel. Das gilt natürlich auch für den Teamchef, der wenige Stunden vor dem Gastspiel in Krefeld nur zwei feste Zusagen hatte.

Foto: Kenny Beele

Und was tat Irmler? Er überzeugte Pablo Andujar, kurzerhand von Kitzbühel nach Düsseldorf zu reisen, und auch Jaume Munar sowie Roberto Carballes Baena änderten ihre Pläne zugunsten der Mannschaft. Dafür heuerte Irmler sogar einen Jet an, der die beiden Letztgenannten anschließend schnellstmöglich zurück zum ATP-Turnier ins kroatische Umag brachte.

Spanisches Top-Trio in Einzeln noch ungeschlagen

„Aufgrund der Terminbelastung ist das alles andere als selbstverständlich“, weiß Irmler. „Die Jungs haben einen besonderen Teamgeist entwickelt. Pablo Andujar spielt schon seit 15 Jahren für mich, Filip Horansky hat bei meiner Frau und mir gewohnt. Mit ihm bin ich von Turnier zu Turnier gereist. Diese Verbindungen machen unseren Spirit aus. Wir hoffen, dass wir am Saisonende den Lohn erhalten. Das Heimspiel gegen den TC Bredeney am Sonntag wird für den weiteren Verlauf mit Sicherheit ausschlaggebend sein.“

Sportlich sind alle Düsseldorfer Asse bestens drauf: Andujar, Munar und Carballes Baena sind in den Einzeln ebenso noch ungeschlagen wie Henri Laaksonen, Filip Horansky oder Daniel Galan. Mit Sander Arends und Matwe Middelkoop kann der Rochusclub darüber hinaus auf zwei niederländische Doppelspezialisten zählen, die in dieser Disziplin noch ohne Niederlage in dieser Saison sind.

Topspiel gegen Bredeney wird richtungsweisend

Irmler und der Rochusclub schieben also die Chips in die Mitte. All-In statt Austrudeln angesichts des sicheren Klassenerhalts. Alles andere wäre auch Nonsens. Denn so oft ergab sich so eine Chance in den vergangenen Jahrzehnten nicht – und niemand weiß, wie schnell sie noch einmal wiederkommen würde. Ein Sieg gegen Bredeney würde zwar noch keine Vorentscheidung bedeuten. Aber er zweifellos wäre ein großer Schritt.

„Titel sind immer erstrebenswert. Sie fördern das Image“, sagt Irmler. Für dessen Image mag die mögliche Meisterschaft – im Gegensatz zum Verein selbst und den Spielern – gar nicht so entscheidend sein. Aber sie wäre ein verdienter Lohn für den ewigen Teamchef, der seit mehr als 30 Jahren mit unendlich viel Herzblut die Bundesliga-Geschicke des Rochusclubs führt.

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